Der Umsatz im deutschen Kfz-Gewerbe ist 2023 kräftig gestiegen. Handel und Werkstätten nahmen rund 207,3 Milliarden Euro ein, wie der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) am Donnerstag in Berlin mitteilte. Das Plus von 11,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr (185,2 Milliarden Euro) resultiert unter anderem aus hoher Werkstattauslastung, gestiegenen Reparaturkosten sowie einem Wachstum bei den Pkw-Neuzulassungen, das allerdings zu einem großen Teil auf den Abbau der Lieferrückstands von 2022 zurückging.
"Was wir jedoch im vergangenen Jahr fast durchgehend beobachten mussten, war ein deutlicher Rückgang der Fahrzeug-Neubestellungen insbesondere bei den Privatkunden", sagte ZDK-Präsident Arne Joswig. "Und die Schockwellen, ausgelöst durch den Mitte Dezember plötzlich gestoppten Umweltbonus, werden wir in diesem Jahr bei der Elektromobilität ebenso deutlich spüren wie die große Auftragslücke aus dem Vorjahr."
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Einer im Januar vorgenommenen Mitgliederbefragung zufolge erwartet eine Mehrheit der Autohändler vor allem bei Privatkunden eine schwache Nachfrage nach E-Autos, während die Absatzerwartungen bei Verbrennern "gut" bis "neutral" sind – sowohl im privaten als auch gewerblichen Markt. Joswig betonte: "Wir brauchen einen klaren Plan für den weiteren Hochlauf der E-Mobilität, mit stabilen und berechenbaren Rahmenbedingungen, gerade auch bei den Steuern." Sonst werde das Ziel von 15 Millionen E-Fahrzeugen bis 2030 nicht zu erreichen sein.
ZDK-Vize Thomas Peckruhn sagte, dass die Befragungsergebnisse die Jahresprognose des Dachverbands stützen würden. Wie berichtet, sagt der ZDK für 2024 rund 2,65 Millionen neue Pkw in Deutschland voraus. Das wären 200.000 Einheiten weniger als im vergangenen Jahr.
Kfz-Werkstätten optimistisch beim Servicegeschäft,
Weiterhin sehr optimistisch zeigen sich die Werkstätten beim Servicegeschäft. "Für das laufende Jahr rechnen wir mit gleichbleibend stabilem Servicegeschäft auf hohem Niveau. So erwarten wir bei 85 Prozent der Werkstätten bei Wartungs- und Reparaturarbeiten eine "sehr gute" (12 Prozent), "gute" (41 Prozent) bzw. "neutrale", sprich gleichbleibende Auftragslage (32 Prozent). Bei den Autohäusern sind es 83 Prozent (acht Prozent "sehr gute", 41 Prozent "gute" und 34 Prozent "gleichbleibende“ Auftragslage), erklärte Detlef Peter Grün, ZDK-Vizepräsident/Bundesinnungsmeister.
Die Quote der durchschnittlichen Werkstattauslastung lag im Jahresdurchschnitt bei 87 Prozent - und somit um zwei Prozent-Punkte über dem Niveau von 2022. Der Wert des Vorkrisenjahres 2019 wurde sogar um vier Prozent-Punkte übertroffen, so Grün.
Im vergangenen Jahr ließen die Autofahrer (laut dem aktuellen DAT-Report) mehr Wartungen als im Vorjahr durchführen. Die durchschnittlichen Kosten pro Wartung stiegen um 8,5 Prozent auf 357 Euro. Der Durchschnittspreis für eine Unfallreparatur stieg sogar um 15,3 Prozent (auf 2.189 Euro) und folgte laut Grün damit der allgemeinen Teuerung.
Weniger Unternehmen, weniger Beschäftigte
Laut der ZDK-Bilanz ist die Zahl der Kfz-Betriebe im vergangenen Jahr um 250 und damit um 0,7 Prozent auf 36.170 Autohäuser und Werkstätten zurückgegangen. Dabei nahm die Zahl der fabrikatsgebundenen Betriebe (minus 1,2 Prozent bzw. 170 Firmen auf 14.120) stärker ab als die der freien Werkstätten und Händler (minus 0,4 Prozent bzw. 80 Betriebe auf 22.050). Erfasst sind alle organisationsfähigen Betriebe ab einer jährlichen Umsatzgröße von 100.000 Euro aufwärts. Die Anzahl der Beschäftigten in der Kfz-Branche reduzierte um 0,9 Prozent auf 430.000.