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Kfz-Gewerbe zieht Bilanz: Trübe Aussichten nach Rekorderlösen

15.02.2024 14:49 Uhr | Lesezeit: 4 min
Arne Joswig (ZDK-Präsident), Thomas Peckruhn (ZDK-Vizepräsident), Dr. Kurt-Christian Scheel (ZDK-Hauptgeschäftsführer), Detlef Peter Grün (ZDK-Vizepräsident und Bundesinnungsmeister) (v. l. n. r.).
V.l.n.r.: ZDK-Präsident Arne Joswig, Vizepräsident Thomas Peckruhn, Hauptgeschäftsführer Kurt-Christian Scheel sowie Vizepräsident und Bundesinnungsmeister Detlef Peter Grün
© Foto: ProMotor

Zahlreiche Neuzulassungen, teure Reparaturen: Die Autohäuser und Werkstätten erwirtschafteten im vergangenen Jahr ein dickes Umsatzplus. Für 2024 sind die Erwartungen aber eher mau.

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Der Umsatz im deutschen Kfz-Gewerbe ist 2023 kräftig gestiegen. Handel und Werkstätten nahmen rund 207,3 Milliarden Euro ein, wie der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) am Donnerstag in Berlin mitteilte. Das Plus von 11,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr (185,2 Milliarden Euro) resultiert unter anderem aus hoher Werkstattauslastung, gestiegenen Reparaturkosten sowie einem Wachstum bei den Pkw-Neuzulassungen, das allerdings zu einem großen Teil auf den Abbau der Lieferrückstands von 2022 zurückging.

"Was wir jedoch im vergangenen Jahr fast durchgehend beobachten mussten, war ein deutlicher Rückgang der Fahrzeug-Neubestellungen insbesondere bei den Privatkunden", sagte ZDK-Präsident Arne Joswig. "Und die Schockwellen, ausgelöst durch den Mitte Dezember plötzlich gestoppten Umweltbonus, werden wir in diesem Jahr bei der Elektromobilität ebenso deutlich spüren wie die große Auftragslücke aus dem Vorjahr."

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Einer im Januar vorgenommenen Mitgliederbefragung zufolge erwartet eine Mehrheit der Autohändler vor allem bei Privatkunden eine schwache Nachfrage nach E-Autos, während die Absatzerwartungen bei Verbrennern "gut" bis "neutral" sind – sowohl im privaten als auch gewerblichen Markt. Joswig betonte: "Wir brauchen einen klaren Plan für den weiteren Hochlauf der E-Mobilität, mit stabilen und berechenbaren Rahmenbedingungen, gerade auch bei den Steuern." Sonst werde das Ziel von 15 Millionen E-Fahrzeugen bis 2030 nicht zu erreichen sein. 

ZDK-Vize Thomas Peckruhn sagte, dass die Befragungsergebnisse die Jahresprognose des Dachverbands stützen würden. Wie berichtet, sagt der ZDK für 2024 rund 2,65 Millionen neue Pkw in Deutschland voraus. Das wären 200.000 Einheiten weniger als im vergangenen Jahr.

Kfz-Werkstätten optimistisch beim Servicegeschäft,

Weiterhin sehr optimistisch zeigen sich die Werkstätten beim Servicegeschäft. "Für das laufende Jahr rechnen wir mit gleichbleibend stabilem Servicegeschäft auf hohem Niveau. So erwarten wir bei 85 Prozent der Werkstätten bei Wartungs- und Reparaturarbeiten eine "sehr gute" (12 Prozent), "gute" (41 Prozent) bzw. "neutrale", sprich gleichbleibende Auftragslage (32 Prozent). Bei den Autohäusern sind es 83 Prozent (acht Prozent "sehr gute", 41 Prozent  "gute" und 34 Prozent "gleichbleibende“ Auftragslage), erklärte Detlef Peter Grün, ZDK-Vizepräsident/Bundesinnungsmeister.

Die Quote der durchschnittlichen Werkstattauslastung lag im Jahresdurchschnitt bei 87 Prozent - und somit um zwei Prozent-Punkte über dem Niveau von 2022. Der Wert des Vorkrisenjahres 2019 wurde sogar um vier Prozent-Punkte übertroffen, so Grün.

Im vergangenen Jahr ließen die Autofahrer (laut dem aktuellen DAT-Report) mehr Wartungen als im Vorjahr durchführen. Die durchschnittlichen Kosten pro Wartung stiegen um 8,5 Prozent auf 357 Euro. Der Durchschnittspreis für eine Unfallreparatur stieg sogar um 15,3 Prozent (auf 2.189 Euro) und folgte laut Grün damit der allgemeinen Teuerung.

Weniger Unternehmen, weniger Beschäftigte

Laut der ZDK-Bilanz ist die Zahl der Kfz-Betriebe im vergangenen Jahr um 250 und damit um 0,7 Prozent auf 36.170 Autohäuser und Werkstätten zurückgegangen. Dabei nahm die Zahl der fabrikatsgebundenen Betriebe (minus 1,2 Prozent bzw. 170 Firmen auf 14.120) stärker ab als die der freien Werkstätten und Händler (minus 0,4 Prozent bzw. 80 Betriebe auf 22.050). Erfasst sind alle organisationsfähigen Betriebe ab einer jährlichen Umsatzgröße von 100.000 Euro aufwärts. Die Anzahl der Beschäftigten in der Kfz-Branche reduzierte um 0,9 Prozent auf 430.000.


Das Branchenjahr 2023 im Überblick

  • Der Umsatz der markengebundenen Autohäuser am Neuwagenvertrieb stieg im Jahr 2023 um 2,6 Prozent auf 66,6 Milliarden Euro im Vergleich zu 2022. Das entspricht 1,57 Millionen Pkw und damit etwas mehr als der Hälfte (55,3 Prozent) der 2,84 Millionen Pkw-Neuzulassungen. Die Gründe: um durchschnittlich 4,3 Prozent höhere Neuwagenpreise, hohe Lieferfähigkeit und die Umweltprämie für E-Fahrzeuge. 
  • Von den rund 6,03 Millionen Pkw-Besitzerwechseln wurden 37 Prozent (rund 2,23 Millionen Pkw) über den Markenhandel verkauft. Der Umsatz stieg hier um 15,2 Prozent auf 58,4 Milliarden Euro. Hauptgrund: Der bisherige Höchststand des durchschnittlichen Fahrzeugpreises, der laut DAT bei 26.170 Euro lag. 
  • Mit rund 2,05 Millionen Besitzumschreibungen (plus 39,8 Prozent) und einem Anteil von 34 Prozent am Gesamtmarkt erzielte der freie Pkw-Handel einen Umsatz von 32,2 Milliarden Euro und damit 19,3 Prozent mehr als im Jahr 2022. Hier sorgte das Mengenwachstum für mehr Umsatz, der Durchschnittspreis hingegen war niedriger als im letzten Jahr. 
  • Im Geschäftsfeld Service und Reparatur war im Jahr 2023 ein Umsatzsprung von 17,7 Prozent auf rund 33,8 Milliarden Euro im Vergleich zu 2022 zu verzeichnen. Die Gründe waren der weiter gewachsene Fahrzeugbestand, die höhere Zahl der Wartungen mit gestiegenen Kosten (plus 8,5 Prozent pro Wartung) sowie die um 15,3 Prozent höheren Kosten pro Unfallreparatur. 
  • Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Kfz-Gewerbe ist im vergangenen Jahr wieder deutlich gestiegen. So haben die Kfz-Betriebe für den Ausbildungsberuf "Kfz-Mechatroniker/in" 23.517 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen, eine Steigerung um 8,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch bei den Automobilkaufleuten setzte sich der positive Trend mit 5.493 neuen Azubis fort, das sind 7,2 Prozent mehr als im Vorjahr. 
  • Das Kfz-Gewerbe bildet zurzeit insgesamt rund 92.000 junge Menschen in technischen und kaufmännischen Berufen aus.


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