Da kommt ja fast schon ein alter Bekannter. Der Gedanke stellt sich recht bald ein beim Anblick des MG ZS. Die Chinesen, eigentlich ja noch ein Newcomer auf dem hiesigen Automarkt, haben der neuen Generation ihres kompakten SUV im positiven Sinn einigen Wiedererkennungswert verpasst. Vor allem im Inneren fühlt sich der MG-Kunde erster Stunde sicher bei Bedienung und Komfort daheim. Die Frontpartie, die zackig-zweiteilige Schulterlinie und das geschärfte Heck signalisieren aber auch ein dynamisches Versprechen, das der Beobachter schon vom kleinen Bruder MG3 kennt.
MG ZS kommt mit Hybridantrieb
Anders als der Vorgänger ist der neue ZS nicht mehr rein elektrisch und noch nicht als reiner Verbrenner unterwegs. Stattdessen setzen die Macher auf einen Hybridantrieb, der sportliche Ambitionen verheißt: Mit der Kraft aus einem 1,5-Liter-Reihen-Vierzylinder plus Elektromotor entfaltet der Kompakte beachtliche 197 PS Systemleistung. Das gibt es in dieser Klasse nirgends sonst.
Da sollte es sich doch auf den Testrunden rund um München kräftig krachen lassen? Und ja: Wer beide Motoren mit kraftvollem Gasfuß fordert, bekommt auch durchaus angemessene Beschleunigung auf die Straße. In weniger als neun Sekunden ist aus dem Stand die 100-Stundenkilometer-Marke erreicht – und auch bis zu den knapp 170 Stundenkilometer Topspeed geht es noch schwungvoll voran.
MG ZS: Um die vier Liter Verbrauch
Aber könnte der ZS sprechen, sein Kommentar wäre: Dafür sind wir doch nicht gemacht. Wie ein vernünftiges Familienoberhaupt möchte das SUV seine Kraft dazu anbieten, souverän voranzukommen. Wer achtsam mit dem Gaspedal umgeht, kann den 1,5-Tonner selbst im Stadtverkehr unter vier Liter Verbrauch drücken, ohne zum rollenden Hindernis zu werden. Dann schieben die drei Gänge des Getriebes sanft und unmerklich das Fahrzeug voran. Und ist der fast zwei kWh große Akku gefüllt, dann sind kurze Manöver völlig laut- und emissionslos möglich. Sparen macht Freude.
Hektiker werden dagegen vor allem ab Tempo 130 mit höherer Geräuschkulisse leben müssen – und spätestens in der ersten Kurve auch mit leichten Herausforderungen aus dem nicht sehr mitteilsamen Lenkgestänge. Das ist nie gefährlich, weil die Assistenten den ZS stets rechtzeitig auf der sicheren Seite einbremsen; aber eben auch nicht so dynamisch wie mancher Sportsfreund der Konkurrenz. Soll es aber auch nicht.
Es geht schließlich um Effizienz und Komfort. Und da hat der ZS vieles zu bieten, was sonst nur für wesentlich mehr Geld als die 22.990 Euro zu haben ist, die MG als Einstandspreis für seinen Hybriden aufruft. Nur zum Vergleich: Ein Toyota C-HR etwa ist in Basisversion fast 12.000 Euro teurer - und selbst der viel kleinere Yaris Cross immer noch rund 6.000. Dafür gibt es den ZS bereits in der Topversion Luxury 26.990 Euro), und die ist mehr als üppig ausgestattet.
12,3-Zoll-Infotainmentsystem in Serie für den MG HS
Das Herzstück des aufgeräumten Innenraums ist dort ein 12,3-Zoll-Infotainmentsystem (auch schon Serie ab zweiter Linie „Comfort“ ab 24.990 Euro), das die digitale 7-Zoll-Instrumententafel ergänzt. In der Basis ist die Konsole zwei Zoll kleiner. Zudem ist dann keine Sprachbedienung eingebaut. Das macht etwa die Navigation oder das Bedienen von WhatsApp oder Streaming-Apps etwas mühsam.
MG4 Trophy Extended Range
BildergalerieDAB+ Radio, Satelliten-Navigation, Android Auto und Apple CarPlay sowie die Klimaautomatik und Fahrassistenzsysteme lassen sich aber prinzipiell aus dem Touchscreen logisch aufgebaut steuern und konfigurieren. Die ganze Assistenz-Armada vom Notbremssystem über Spurhalteassistent, Aufmerksamkeitswarnung, adaptiver Geschwindigkeitsregelung bis zu Spurwechselassistent und Querverkehrswarnung ist an Bord. Und wem es zu viel piept - die Warntöne lassen sich recht einfach deaktivieren.
MG HS: Kaum etwas zu mäkeln
Im Luxury machen LED-Scheinwerfer, 360-Grad-Kamera, Keyless Entry, beheizbare Vordersitze oder beheizbares Lederlenkrad das Leben behaglicher. Dazu kommt ein Platzangebot, das in dieser Preisklasse sonst kaum zu haben ist – oder nur mit weit rustikaler Verarbeitung und dem Einsatz sicht- und fühlbar billigerer Materialien. Mit sieben Jahren Garantie auf Batterie und Motor sind die ZS-Kunden zudem auf der sicheren Seite.
Gibt´s was zu meckern? Die Verkehrszeichenerkennung hat kaum Treffergenauigkeit - und sogar einmal ein Schild mit 245 Stundenkilometern erkannt. Aber da sich der adaptive Tempomat danach ohnehin nicht richtet, ist das zu verschmerzen. Und wenn sich auch der Vordersitz noch flach nach vorn umklappen ließe, wäre der ZS ein Lade-Riese. Aber schon die beiden Mäkeleien zeigen: Die Chinesen haben mit dem starken Hybriden einen guten Job gemacht. Und der Preis ist einfach heiß.