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Studie zu Geisterfahrern: Autosoftware könnte Fahrer stoppen

24.08.2023 08:00 Uhr | Lesezeit: 4 min
Geisterfahrer Falschfahrer Warnung
Eine cloudbasierte Falschfahrerwarnung über die Autosoftware könnte helfen Schäden zu verringern.
© Foto: Bosch

Es ist eine Horror-Vorstellung: Ein Geisterfahrer fährt auf der falschen Seite der Autobahn und gefährdet sich und andere Verkehrsteilnehmer. Wie konnte das passieren? Eine Studie gibt Antworten.

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Mit einem lauten Knall prallen die beiden Autos aufeinander, das Glas der Frontscheiben verteilt sich in Tausenden von Teilen an der Unfallstelle, Lack splittert. Die Motorblöcke in beiden Fahrzeugen sind geschrumpft. Wer hier auf dem Fahrersitz gesessen hat, der hatte keine Chance - trotz ausgelöstem Airbag. So kann ein Unfall ausgehen, der passiert, wenn ein Geisterfahrer auf der Autobahn mit seinem Fahrzeug gegen ein entgegenkommendes Fahrzeug prallt.

"Diese extreme Belastung für den Körper ist ganz sicher lebensbedrohlich, wenn nicht sogar tödlich", sagt der Leiter der Unfallforschung der Versicherer (UDV) Siegfried Brockmann. Bei der Vorstellung einer Studie zum Thema Geisterfahrer hat Brockmann in Münster am Mittwoch bei einem Crashtest mit Tempo 100 zwei Autos aufeinanderprallen lassen. Das Ergebnis ist erschreckend. Ähnlich erschreckend findet Brockmann sein Studienergebnis.

Falschfahrten oftmals bewusst begonnen

Falschfahrten auf Autobahnen werden demnach in vielen Fällen bewusst begonnen. Bei einem Drittel der dabei rund 220 untersuchten Fälle haben die Fahrer im fließenden Verkehr gewendet. Bei über 40 Prozent der in der Studie beleuchteten Falschfahrten sind die Geisterfahrer älter als 75 Jahre, wie Brockmann erläutert. Bei den Senioren spielt nach seiner Schilderung oft Verwirrtheit und Demenz eine Rolle, während bei den jungen Geisterfahrern Selbsttötungsgedanken oder die Flucht vor der Polizei der Auslöser seien.

Die Beteiligung der Älteren macht Brockmann besonders Sorge. "Das sollte einem zu denken geben. Wir müssen über Senioren und Hochbetagte nochmals nachdenken", sagte der Wissenschaftler. Brockmann und sein Team haben für die Studie die Schadensakten der Versicherer, Unfallinformationen der Polizei und Medienberichte ausgewertet. Zu 80 Prozent stammen die rund 220 Fälle auf deutschen Autobahnen, die nun untersucht wurden, aus dem Zeitraum ab 2015.

Einen Jahresvergleich, also eine Aussage dazu, ob Geisterfahrten zunehmen, ist nicht möglich. Die amtlichen Unfallstatistiken sagen zum Thema Geisterfahrer laut Brockmann praktisch nichts aus. Hier werden auch Unfälle innerorts und zum Beispiel mit Radfahrern als Falschfahrer ausgewiesen.

 Oft sind Geisterfahrer älter als 75 Jahre

Die wichtigsten Erkenntnisse: Nach zwei Kilometern ist rund die Hälfte der Falschfahrten beendet, Geisterfahrer sind fast ausschließlich in Autos unterwegs, oft sitzen ältere Autofahrer am Steuer, bei über der Hälfte fahren die Geisterfahrer falsch an Anschlussstellen (41 Prozent) oder Raststätten (11) auf, und zwei Drittel der Geisterfahrer fahren auf der linken Spur aus Sicht des Verkehrs, der richtig unterwegs ist. Der Anteil der alkoholisierten Falschfahrer ist bei den jüngeren (42,1 Prozent) höher als bei den Senioren (6).

Brockmann setzt in der Zukunft auf die Software in den Autos. "Das Fahrzeug müsste selbst einbremsen, wenn die Software merkt, dass der Fahrer falsch auf die Autobahn fährt", erklärt der Wissenschaftler. "Stopp-Hände" an den Auffahrten wie in Österreich würden zwar nicht schaden. Bei bewussten Falschfahrten oder Demenz seien sie aber unwirksam.

Warnungen mittels Autosoftware denkbar 

Auch denkbar seien Warnungen, die etwa mittels Autosoftware übers Cockpit ausgespielt werden oder über eine App auf dem Handy. Hier gibt es nach Angaben von Brockmann bereits vereinzelte Lösungen. Er sieht hier nur den Nachteil, dass bei zu häufigen Warnungen vor Falschfahrern die Autofahrer abstumpfen und die Warnungen nicht mehr ernst nehmen.

Die ausgesprochenen Warnungen vor Falschfahrern übers Radio hält Brockmann für sinnvoll. Äußerst rechts zu fahren und nicht zu überholen sei der richtige Ratschlag. Der Wissenschaftler rät noch zusätzlich dazu, das eigene Tempo auf höchsten 80 Stundenkilometer zu drosseln. Das würde auch die anderen Autofahrer warnen sowie verlangsamen und das eigene Risiko bei einem Zusammenstoß etwas verringern.

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