Staffelübergabe beim Gesamtverband Autoteile-Handel (GVA): Der langjährige Präsident und erste Vorsitzende des GVA, Hartmut Röhl, übergab am Montag auf der Jahresmitgliederversammlung 2022 die Verantwortung an den bisherigen Carat-Geschäftsführer Thomas Vollmar, der mit einstimmiger Mehrheit an die Verbandsspitze gewählt wurde.
Röhl, der knapp 20 Jahre Präsident war, stand nach der zuletzt geplanten und verschobenen GVA-Mitgliederversammlung im November 2021 nicht mehr für das Amt zur Verfügung. Als erster stellvertretender Vorsitzender wurde Michael Göhrum von der Göhrum Fahrzeugteile GmbH im Amt bestätigt, als zweiter stellvertretender Vorsitzender Bastian Müller von WM SE.
Der frisch gewählte Präsident sieht den GVA vor großen Herausforderungen. 2021 war laut Vollmar dennoch ein gutes Geschäftsjahr. Auch in den ersten Monaten des Jahres 2022 konnten ein gesundes Wachstum von sechs bis zehn Prozent erzielt werden. Probleme bereiten jedoch weiterhin die Lieferkettenprobleme, die Teilehändler dazu zwingen, über neue Bezugsquellen nachzudenken. Vollmar betonte jedoch in diesem Zusammenhang, dass der Independent Aftermarket (IAM) im Gegensatz zu den Fahrzeugherstellern flexibler agieren könne und nicht auf bestimmte Lieferanten angewiesen sei.
Dem Fachkräftemangel begegnen
Sorge bereitet dem neuen Präsidenten der Mitgliederschwund, dem entgegengewirkt werden müsse. Von einst 300 GVA-Mitgliedern zu Spitzenzeiten seien nur noch rund 250 übrig. Um die Zahlen wieder zu steigern, ist es laut Vollmar nötig, weitere potenzielle Kandidaten für den GVA zu werben und auch die Mitgliederversammlung zu einem Treffpunkt für die Branche zu machen. Mitglieder dürfen inzwischen auch Online-Händler werden, sofern sie nicht nur reine Vermittler sind, sondern selbst Waren haben und ein eigenes Lager anbieten.
Herausforderungen gibt es Vollmar zufolge auch durch die Transformation zur E-Mobilität, der mangelnden Datenverfügbarkeit bei Autos oder durch die Auslagerung vieler Produktionsbereiche nach Asien. Der IAM sollte hier ein Zeichen setzen für andere Branchen und die Produktion nach Europa zurückholen, wie es beispielsweise in Portugal praktiziert werde, sagte er.
Dem Fachkräftemangel will die Branche mit dem Programm "Talents für IAM" begegnen. Denn der Reparatur- und Ersatzteilmarkt sei für viele junge Absolventen keine attraktive Branche, weil das nötig Wissen darüber fehle, so Vollmar. Ziel müsse es daher sein, auch auf die Universitäten einzuwirken. Auch beim Thema Designschutz will der GVA weiter aktiv bleiben und sich politisch engagieren, damit sichtbare und formgebende Teile bei Autos ab dem ersten Tag der Zulassung nicht unter den Designschutz fallen.
Hochkarätige Referenten
Auf dem anschließenden GVA-Kongress am Dienstag sprachen verschiedene Referenten über aktuelle Branchenthemen, darunter E-Fuels, die durch die Fokussierung auf die E-Mobilität etwas ins Hintertreffen geraten sind. Ralf Diemer, Geschäftsführer der E-Fuel Alliance, erklärte, warum künstlich erzeugte Kraftstoffe für eine klimaneutrale Mobilität notwendig sind und was die Politik tun muss, damit Hersteller in die Technologie investieren und Produktionsstätten errichten.
Zum Thema IT-Sicherheit sprach Michael Friedrich, Security Consultant beim Sicherheitsunternehmen Escript. Er warnte davor, dass neue Autos durch die Vernetzung von außen angreifbar seien und es deshalb unabdingbar sei, in die IT-Sicherheit der Fahrzeuge zu investieren. Die Sicherheit dürfe aber nicht nur einzelne Komponenten des Fahrzeugs umfassen, sondern müsse ganzheitlich sein und auf die gesamte Lebensdauer des Fahrzeugs ausgelegt sein. Weitere Vorträge gab zu den Themen zeitgemäßes Benchmarking, Vertriebsstrategien und die Politik im Zeitalter der Transformation.