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Toyota-Experte: "KI soll den Fahrer unterstützen, nicht ersetzen"

06.09.2024 11:02 Uhr
Avinash Balachandran
Avinash Balachandran
© Foto: Toyota

In neuen Autos ist ChatGPT inzwischen Standard. Aber KI kann mehr und wird auch heute schon anders genutzt, verriet uns Toyota-Entwickler Avinash Balachandran

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Künstliche Intelligenz (KI) verfügt bei der Fahrzeugentwicklung über ein enormes Potential. KI hilft der Autoindustrie als Ergänzung des menschlichen Verstandes zum Beispiel dabei, Effizienz und Produktivität zu erhöhen, also spürbare Kostenvorteile zu erwirtschaften. Aber auch bei der Abstimmung von Assistenzsystemen ist KI längst der wohl wichtigste Faktor. Die Systeme erfassen in Sekundenschnelle Millionen von Sensordaten, die aufgrund der unermesslichen Kombinationsmöglichkeiten nicht alle getestet werden können. KI-basierte Systeme können diese Datenmengen gleichzeitig lesen, berechnen und Schlüsse ziehen. Autonomes Fahren wäre ohne KI nicht denkbar.

Wir sprachen mit Avinash Balachandran, Vizepräsident der Abteilung Human Interactive Driving am Toyota Research Institute (TRI) im Silicon Valley, über Nutzen und Herausforderungen der KI-Entwicklung im Automobilbereich. 

Wo kann uns künstliche Intelligenz beim täglichen Fahren helfen? 

Avinash Balachandran: Wenn wir darüber nachdenken, wie wir immer sicherere und intelligentere Autos bauen können, die auch noch Spaß beim Fahren machen, ist KI ein unglaublich nützliches Werkzeug. KI ist beispielsweise in der Lage, den Fahrer in schwierigen Situationen zu unterstützen.  

Wie können wir uns das vorstellen? 

A. Balachandran: Ein gutes Beispiel ist das Fahren auf vereister Straße. Wenn ein Fahrzeug auf eine Eisfläche trifft und ins Schleudern gerät, ist es für einen durchschnittlichen Fahrer schwierig, diese plötzliche Situation sicher zu bewältigen.  Unsere Forschung integriert dabei die Fähigkeiten eines Experten in unsere KI und ermöglicht es ihr, ein Fahrzeug zu steuern, wenn es ins Schleudern gerät. 

Also übernimmt die KI bald komplett das Steuer? 

A. Balachandran: Für die Zukunft stellen wir uns vor, dass diese Technologie dem Fahrer helfen kann, schwierige Situationen durch passive Interaktionen wie Lichter, Geräusche usw. zu bewältigen und durch aktive Lenk-, Gas- und Bremseingriffe die Sicherheit des Fahrzeugs zu gewährleisten. Unser Ziel ist es immer, den Fahrer zu unterstützen. Während wir also wie viele andere Unternehmen am autonomen Fahren forschen, finden wir auch innovative Wege, KI zu nutzen, um den Fahrern zu helfen, die Fahrsicherheit zu erhöhen. 

Hat Toyota bereits einen konkreten Ansatz für den Einsatz von künstlicher Intelligenz? 

A. Balachandran: Wir erforschen verschiedene Möglichkeiten, wie KI den Fahrern helfen kann. Dazu gehören:

1) Die Arbeit an vollautomatischen Systemen, wo sie sinnvoll sind.

2) Ergänzung traditioneller Systeme wie der Stabilitätskontrolle. Zum Beispiel können wir die Technologie des autonomen Driftens nutzen, um den kontrollierbaren Bereich des Fahrzeugs in unseren Stabilitätskontrollsystemen zu vergrößern.

3) Schaffung neuer Erfahrungen, die unseren Kunden einen zusätzlichen Nutzen bringen. Unser Projekt Driving Sensei am Toyota Research Institute (TRI), eine Art Fahrschule mit KI-basierter Fahrerunterstützung, ist ein Beispiel dafür, dass KI nicht nur dazu dient, den Fahrer in einer sicherheitskritischen Situation zu unterstützen, sondern auch dazu, dass der Fahrer durch sinnvolle Interaktionen mit der KI seine Fahrkünste verbessert und beherrscht.

Ist KI schon heute in Toyota-Fahrzeugen verfügbar? 

A. Balachandran: Einige unserer Fahrzeuge nutzen KI bereits in erheblichem Umfang. Unter der Bezeichnung T-Mate hat Toyota Systeme entwickelt, die den Fahrer in verschiedenen Verkehrssituationen unterstützen und damit die Fahrsicherheit verbessern. Beispielsweise nutzt T-Mate KI bereits für verschiedene Fahrerassistenz- und Einparkhilfefunktionen. 

Und wie kann KI beim autonomen Fahren später einmal unterstützten? 

A. Balachandran: Wir arbeiten mit mehreren Unternehmen an automatisierten L4-Robotaxi-Diensten. Das automatisierte Fahren der Stufe 5, bei dem vollständig selbstfahrende Fahrzeuge überall, für jeden und zu jeder Zeit verfügbar sind, stellt eine große Herausforderung dar. Vor allem, wenn es darum geht, in naher Zukunft sowohl sicher als auch wirtschaftlich zu arbeiten. Daher investieren wir auch in die Entwicklung von Lösungen, bei denen KI den menschlichen Fahrer unterstützt und nicht nur ersetzt. 

Wie wird unser Leben im Auto in zehn Jahren aussehen? Wird uns künstliche Intelligenz den Spaß am Autofahren komplett nehmen? 

A. Balachandran: Das muss sie sicherlich nicht. Da die KI immer leistungsfähiger wird, können wir davon ausgehen, dass die Interaktion zwischen Fahrern und KI-gesteuerten Fahrzeugen zunehmen wird. Da das Empfinden des Fahrspaßes von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist, ist es unser Ziel bei Toyota, maßgeschneiderte KI-Lösungen für den einzelnen Fahrer bereitzustellen, damit jeder den größten Nutzen aus seinem Fahrerlebnis ziehen kann.

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