Mitte März in Kappadokien: Gestern hatte es noch 26 Grad, heute hüllt frischer Schnee die blühenden Mandelbäume in ein weißes Kleid. Einfach nur Pech, oder doch der Klimawandel? Egal, unser Toyota Hilux hat einen elektrifizierten Antriebsstrang, der mindert ein klein wenig unser schlechtes Umweltgewissen. Denn Pick-ups gehören bei der breiten Bevölkerung ja nicht gerade zu den beliebtesten Fahrzeugen. Sie sind groß, unhandlich, und viele Menschen sehen keinen Sinn darin, mit grobstolligen Reifen dieselgetrieben durch die City zu rollen. Trotzdem wurden im vergangenen Jahr fast 25.000 Pick-ups in Deutschland gekauft, 90 Prozent von gewerblichen Kunden.
Ein Geschäftsbereich, den sich Toyota in Deutschland mit Ford, VW, Dodge und Isuzu teilt. Da große Dieselmotoren aber die CO2-Flottenbilanz des Herstellers belasten, hat der Toyota Hilux jetzt ein 48V-Mild-Hybridsystem. Dessen Elektromotor-Generator unterstützt den 150 kW / 204 PS starken Diesel beim Anfahren oder Beschleunigen mit rund 12 kW / 19 PS. Den Strom liefert eine Mini-Batterie, die beim Bremsen gewonnene Energie speichert. Die Hybridtechnik soll rund fünf Prozent Kraftstoff sparen und gleichzeitig ein etwas ruhigeres Fahrgefühl bringen. Erhältlich ist sie nur beim 2,8-Liter-Diesel. Kosten: ab 54.335 Euro in der zweiten Ausstattungsstufe Comfort. Parallel bleibt der 2,8er ohne Hybridantrieb für 46.386 Euro (Basisausstattung) im Programm.
Toyota Hilux Hybrid 48V / Toyota Hilux GR

Klettermaxe mit neuem Offroadsystem
In der Praxis fährt sich der Mildhybrid eher unspektakulär. Beim Ampelstart springt sein Motor etwas schneller an und beschleunigt sanfter, was auch an dem auf nur noch 600 U/min gesenkten Leerlauf liegt. Kurz darauf biegen wir rechts ab auf einer der vielen Schotterpisten, die sich in wildem Auf und Ab durch die spektakuläre Landschaft winden. Dort klettert der Kleinlaster völlig unbeeindruckt selbst steilste Schotterpisten mit fußballgroßen Steinbrocken hoch. Ob's an der E-Unterstützung oder am ebenfalls neu eingeführten Offroadsystem liegt? Schwer zu sagen.
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Jedenfalls erleichtert das "Multi Terrain Select" (MTS) genannte System dem Fahrer die Arbeit. Aktiviert über einen Schalter auf der Mittelkonsole passt es die Traktion den Fahrbedingungen an. Vorausgesetzt, der Fahrer hat sich fürs richtige der sechs Programme wie Sand, Schlamm, Schotter oder Schnee entschieden. Kombiniert wird das MTS-System mit dem bewährten Allradantrieb samt Untersetzung und Differenzialsperre, wegen dem die meisten Gewerbetreibenden einen Hilux überhaupt kaufen.
Toyota Hilux GR Sport II: Mehr als Show
Und dann gibt es da noch die Freizeitpiloten, die Kö oder Kudamm als ideales Territorium sehen und deren Mini-Trucks eher selten Schotter unter die Räder bekommen. Diese Klientel bedient Toyota mit dem Hilux GR Sport II. In dieser brutto 65.580 Euro teuren und ebenfalls 150 kW / 204 PS starken Ausstattungsversion macht der Pick-up optisch einen auf dicken Max, mit breiterer Spur, ausgestellten Kotflügeln und 17-Zöllern aus Alu. Doch die japanischen Techniker werden nicht müde zu erklären, dass da mehr als Show dahintersteckt. Dank verstärkter Radaufhängung, Federung und Bremsen und größerer Bodenfreiheit sei der vom Gazoo Racing-Team beeinflusste GR Sport II "der am besten fahrende Hilux in seiner 55-jährigen Geschichte".
Tatsächlich ist ein Unterschied zum Standardmodell spürbar. Der GR Sport II fährt auf üblen Pisten einen Hauch ruhiger und ausgewogener, erlaubt im Gelände höhere Geschwindigkeiten. Womöglich grüßt da doch die Rallye Dakar, die der Toyota Hilux bereits dreimal gewonnen hat? Auch auf geteerter Piste fühlt er sich geschmeidiger und weniger nervös an.
Altbackenes Interieur
Bei aller Offroadkompetenz: Zurück auf der Straße beschleicht uns das Gefühl, dass der bereits 2015 eingeführte Wagen in die Jahre gekommen ist. Seine analogen Rundinstrumente, das Multimediasystem mit dem kleinen Bildschirm samt pixeliger Rückfahrkamera und der wie ein Fremdkörper weit aus der Mittelkonsole ragende Schalthebel wirken im Vergleich zu Ford Ranger und dem davon abgeleiteten VW Amarok fast schon antiquiert. Dass die Doppelkabine fast auf den Cent so viel kostet wie der vergleichbare Ford, sollte zu denken geben.
Für 2026 hat Toyota aber einen komplett neuen Hilux angekündigt. Wen dann das Umweltgewissen zwickt, der kann sogar eine vollelektrische Version wählen.