Im Corona-Jahr ist die Laufleistung von Nutzfahrzeugen stark gestiegen. Trotzdem bleibt das Sicherheitsniveau auf sehr hohem Niveau, sagte Christian Egger, Produktkoordinator Truck und Bus bei TÜV SÜD angesichts der Ergebnisse des aktuellen TÜV Report Nutzfahrzeuge 2021.
Ein Blick auf die Auswertung von knapp 1,5 Millionen Hauptuntersuchungen bei Nutzfahrzeugen zeigt: Insgesamt schafften nach einem Jahr 86,9 Prozent der Fahrzeuge die HU ganz ohne Mängel – im Vergleichszeitraum davor waren es 87,4 Prozent.
Angesichts der stark gestiegenen Online-Bestellungen waren mehr Fahrzeuge in der Sprinterklasse bis 3,5 Tonnen unterwegs. Dabei meisterten bei der ersten Hauptuntersuchung (HU) nach zwei/drei Jahren und schon 41.000 Kilometern – meist im Stadtverkehr – noch 85,4 Prozent aller Transporter die Prüfgassen ganz ohne Mängel. Bereits bei der zweiten HU und nach durchschnittlich 75.000 Kilometern stieg die Quote der erheblichen Mängel von 8,6 auf dann 12,6 Prozent an; nach neun/zehn Jahren und 144.000 Kilometern auf der Uhr sind es bereits 30 Prozent.
Sobald die Fahrzeuge aus dem Leasing laufen, werden sie meist verkauft, wobei dann oft das Geld für den Wartungsvertrag fehlt. Das ist laut Egger der Grund für die steigenden Mängelquoten mit zunehmendem Alter.
Hohe Mängelquoten bei Transportern und Pick-ups
Hohe Laufleistungen und die Belastung durch Stop-and-Go sowie der harte Zusteller-Alltag sorgen bei den Transportern und Pick-ups bis 3,5 Tonnen für hohen Verschleiß an den Lenkstangen. Hier schnellte die Mängelquote nach sieben/acht Jahren von 1,8 auf 3,3 Prozent an. Auch Beanstandungen an den Achsaufhängungen verdoppelten sich zwischen dem dritten und vierten Boxenstopp auf fünf Prozent. Auffällig war auch die vergleichsweise hohe Mängelquote von 3,3 Prozent bereits nach fünf/sechs Jahren an Bremstrommeln und -scheiben – eine Folge des ständigen Stop-and-Go, so der TÜV-Experte.
Bei den schweren Transportern und Lastern von 3,5 bis 7,5 Tonnen gab es kaum Veränderungen im Vergleich zum Report von 2019. Knapp 83,3 Prozent dieser Fahrzeuge schafften auf Anhieb die Hauptuntersuchung nach dem ersten Jahr – eine minimale Verbesserung um 0,4 Prozentpunkte. Nach fünf Jahren und durchschnittlich 114.000 Kilometern waren es immerhin noch 69,7 Prozent – 1,5 Prozentpunkte mehr als im Betrachtungszeitraum davor. "Hier gibt es mehr kaputte Lampen als im Durchschnitt", erklärt Egger. Bremsleitungen fielen hingegen mit keinen bis sehr wenigen Mängeln nach fünf Jahren auf. Erfreulicherweise hat sich die Mängelquote im Vergleich zum vorigen Betrachtungszeitraum auf 0,7 Prozent halbiert.
Leichte Verschlechterung bei Lkw zwischen 7,5 und 18 Tonnen
Bei den neuen Lkw zwischen 7,5 und 18 Tonnen ging die Zahl der ersten HU ohne Beanstandungen mit 0,6 Prozent leicht zurück. Und neun Prozent dieser Laster mussten erst einmal eine Werkstattrunde drehen, bevor sie die Plakette erhielten. Dafür standen diese Fahrzeuge mit zunehmendem Alter besser dar als andere Gewichtsklassen. Nur 5,3 Prozent der Fahrzeuge hatten hier nach fünf Jahren erhebliche Mängel. "Auch bei Bremsen, Federn und der Dämpfung stehen die Laster bis 18 Tonnen glänzend da und schlagen die anderen im Mängelquotenvergleich – ein klares Indiz für die weite Verbreitung von Wartungsverträgen", so Egger.
Schwere Lkw jenseits der 18 Tonnen brillierten bei der ersten HU. Hier fuhren 88,7 Prozent aller TÜV-Debüttanten direkt mit neuer Plakette von der Prüfgasse – das sind 1,8 Prozent mehr als der Durchschnitt aller Nutzfahrzeuge. Das änderte sich aber ab der zweiten HU: hier waren es dann noch 81 Prozent, und nach fünf Jahren nur 69,9 Prozent. Der Schnitt aller Nutzfahrzeuge lag bei 72,2 Prozent. Gründe sind immer höhere Auslastung und aufgrund steigenden Kostendrucks weniger Wartung. Die Folge waren vergleichsweise viele Mängel an den Lenkgelenken. "Überdurchschnittlicher Ölverlust, mehr Mängel an der Federung oder der Achsaufhängung – das sind die Spuren, die der harte Alltag auf dem Bau, in der Forstwirtschaft oder im Just-In-Time-Betrieb hinterlassen", weiß der Lkw-Experte.
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