Stellen Sie sich vor, Ihr Kunde beschwert sich über eine Rechnung. Sie sei überteuert und einige der darin aufgeführten Punkte nicht notwendig. Was machen Sie? Vermutlich versuchen Sie, dem Kunden die Rechnung zu erklären, diskutieren mit ihm einzelne Punkte und suchen einen Kompromiss. Würden Sie es nämlich nicht tun, hätten Sie ihn zum letzten Mal in Ihrer Werkstatt gesehen. Ein Politiker muss sich mit solchen rationalen Erwägungen nicht quälen, wie die jüngsten Ereignisse um die E10-Einführung gezeigt haben. Er würde Ihrem Kunden erklären, dass alles seine Richtigkeit habe und er bloß verunsichert sei, was im Klartext heißt: „Du verstehst den technischen und betriebswirtschaftlichen Hintergrund der Rechnung ohnehin nicht.“
Doch leider hatte man in den vergangenen Wochen den Eindruck, dass der „verunsicherte“ Verbraucher über die zugegebenermaßen sehr komplexen Zusammenhänge beim vermeintlichen „Biosprit“ besser informiert ist als die Teilnehmer des „Benzingipfels“ am Faschingsdienstag. Es geht dem Autofahrer gar nicht so sehr um die Frage der Verträglichkeit des Kraftstoffs. Eine Umfrage der ARD-Tagesschau zufolge ist die Mehrheit der Bevölkerung deshalb gegen E10, weil sie am ökologischen Sinn dieser Maßnahme zweifelt. Und das zu Recht! Selbst die größten E10-Befürworter müssen eingestehen, dass man Brennstoff aus nachwachsenden Rohstoffen sinnvoller einsetzen kann, als ihn durch den Auspuff zu blasen.
Bleibt zu hoffen, dass die Verbraucher standhaft bleiben und sich den Sprit nicht von oben aufzwingen lassen. Ein Wunschtraum ist es allerdings, dass die Politik aus den Vorkommnissen um E10 ihre Lehren zieht. Es ist schließlich erst drei Jahre her, dass die E10-Einführung sang- und klanglos scheiterte. Zu lange für eine Menschengattung, die aus-schließlich über ein Kurzzeitgedächtnis verfügt!
Niko Ganzer, Redakteur
- Ausgabe 3/2011 Seite 3 (78.9 KB, PDF)