Die massiv gestiegenen Energiekosten setzen dem automobilen Mittelstand erheblich zu. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Branchenverbands VDA. Die derzeit größte Herausforderung ist demnach der hohe Strompreis. Befragt wurden Automobilzulieferer sowie Hersteller von Anhängern, Aufbauten und Bussen. 103 Unternehmen hatten sich im Zeitraum vom 2. bis 9. September dieses Jahres an der Erhebung beteiligt.
Nach dem Strompreis, von dem 95 Prozent der befragten Unternehmen angaben, dass er sie aktuell stark (28 Prozent) oder sogar sehr stark (67 Prozent) belastet, stellt der Gaspreis laut VDA die zweigrößte Herausforderung dar. Für 81 Prozent ist der hohe Gaspreis eine sehr starke (52 Prozent) oder starke Belastung (29 Prozent).
Für mehr als die Hälfte der befragten Betriebe sind die Energiekosten in diesem Jahr um mindestens 50 Prozent gestiegen, für 41 Prozent haben sich die Energiekosten sogar mindestens verdoppelt. Ein weiteres Ergebnis lautet: Mehr als zwei Drittel aller Auto-Unternehmen blicken hinsichtlich der Energiekosten pessimistisch auf das kommende Jahr. Sie rechnen für 2023 mit nochmals deutlich höheren Kosten.
Strom- und Gasversorger vergeben keine Anschlussverträge
Über die Preise hinaus zeichnet sich nach Angaben des Verbands ein weiteres Problem ab. Unternehmen erhalten derzeit mitunter keinen Anschlussvertrag von ihrem Strom- und/oder Gasversorger. Jedes zehnte Unternehmen gab in der Umfrage an, selbst davon betroffen zu sein. Weitere zehn Prozent erklärten, dass Lieferanten ihrer Firma keinen Anschlussvertrag bekommen würden.
In Folge der extrem hohen Energiekosten gibt es bei jedem zehnten Auto-Unternehmen Einschränkungen in der Produktion. Bei knapp einem Drittel (30 Prozent) stehen Produktionseinschränkungen aktuell zur Diskussion. In Folge dessen werde der Standort Deutschland in Bezug auf Energiepreise und Energie-Versorgungssicherheit von 85 Prozent der befragten Firmen als international nicht wettbewerbsfähig betrachtet, hieß es weiter.
Das wirkt sich auch auf die Investitionsabsichten aus: Leidglich drei Prozent der Befragten wollen ihre Investitionen in Deutschland erhöhen. Demgegenüber wollen 22 Prozent Investitionen ins Ausland verlagern, 53 Prozent verschieben oder streichen ihre geplanten Investitionen.
VDA: Schnelle und unbürokratische Hilfe gefordert
"Die Situation gerade der mittelständischen Unternehmen der Automobilindustrie wird immer dramatischer. Das Thema der Energiekosten gehört ganz oben auf die politische Agenda", forderte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Die von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) angekündigte Ausweitung des Energiekosten-Dämpfungsprogramm auf kleine und mittlere Unternehmen sei grundsätzlich richtig, müsse aber unbedingt auch die nicht-energieintensiven Unternehmen berücksichtigen.
VDA-Vizepräsident Arndt Kirchhoff erklärte: "Dem automobilen Mittelstand steht gerade das Wasser bis zum Hals. (…) Die Unternehmen brauchen jetzt dringend schnelle und unbürokratische Hilfe, sonst werden bald bei vielen Mittelständlern die Lichter ausgehen."