Die Führung von Volkswagen hat den "Zukunftspakt" mit der Kappung Zehntausender Stellen in den nächsten Jahren vor der Belegschaft verteidigt. Konzernchef Matthias Müller, Betriebsratschef Bernd Osterloh und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) erläuterten am Mittwoch auf einer Betriebsversammlung im Wolfsburger Stammwerk die massiven Kürzungen, die zugleich Mittel für E-Autos, neue Technologien und Dienstleistungen freisetzen sollen.
Müller sagte bei der nicht öffentlichen Veranstaltung, Ziel sei es, die Marke VW "effizienter, produktiver und wettbewerbsfähiger" zu machen. Das anfangs zwischen Management und Betriebsrat umstrittene, über Monate verhandelte Konzept hatten beide Seiten vor zwei Wochen vorgelegt. Nun erfuhren etwa 20.000 Mitarbeiter weitere Einzelheiten.
Osterloh versuchte, Sorgen bei den Beschäftigten zu mildern. "Der Zukunftspakt ist ein wichtiges Signal für den Standort Deutschland und für die Zukunft unserer Werke", sagte er laut Redemanuskript. Das Programm enthalte vor allem wichtige Schritte zum Ausbau der Elektromobilität: "Wir haben die Produktion von zwei Elektrofahrzeugen in die deutschen Werke geholt. Und der erste rein elektrische SUV der Marke Volkswagen kommt ab 2020 aus Wolfsburg."
Jobabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen
Der Pakt sieht unter anderem vor, dass bis zum Jahr 2025 an den deutschen VW-Standorten bis zu 23.000 und weltweit bis zu 30.000 Jobs wegfallen. Der Autobauer will dies ohne betriebsbedingte Kündigungen schaffen - etwa über eine stärkere Nutzung von Altersteilzeit.
Der Betriebsratschef forderte, erste Beschäftigte sollten schon nach dem Jahreswechsel "Angebote bekommen, wie und wann sie in die Altersteilzeit gehen können". Personalvorstand Karlheinz Blessing warb um Verständnis für den Jobabbau, der gleichzeitig Perspektiven in neuen Feldern schaffe: "Nutzen Sie Qualifizierungsangebote." Zur Altersteilzeit seien ersten Mitarbeitergespräche im Januar geplant. Viele Leiharbeitnehmer müssen allerdings gehen.
Parallel dazu will VW viel Geld in die Elektromobilität und den Ausbau neuer Dienstleistungen stecken. Es werden zudem 9.000 Stellen geschaffen, so dass sich der Netto-Abbau in Deutschland unterm Strich auf 14.000 Arbeitsplätze verringert. Der "Zukunftspakt" gilt als finanzieller Balanceakt, weil ungeachtet der hohen Investitionen auch die weitere Bewältigung des Diesel-Skandals Milliardensummen bindet.
Der genaue Umfang der Kürzungen ist noch unklar, ebenso die genaue Verteilung auf die Standorte. Osterloh meinte mit Blick auf E-Autos und Batterietechnik, es gebe inzwischen jedoch einen "konkreten Plan, wo in Deutschland entwickelt und gefertigt werden soll".