Seit bekannt wurde, dass die Landesregierung in Baden-Württemberg Dieselfahrzeuge unterhalb der Euro-6-Norm bei Feinstaubalarm ab 2018 nicht mehr in die Stuttgarter Innenstadt lassen möchte, ist die Diskussion um Feinstaub wieder entbrannt. Dabei wird vielfach ausgeblendet, dass Feinstaubpartikel nicht nur im Verbrennungsmotor, sondern auch beim Bremsen eines Fahrzeuges entstehen ( siehe Interview mit Professor Klaus Augsburg S. 46). Beim Bremsen lösen sich Bestandteile des Bremsbelags und der Bremsscheibe, in denen Partikel auch unterhalb der 200-Nanometer-Größe freigesetzt werden, die als potenziell gesundheitsschädlich gelten.
Felgen bleiben sauber
asp AUTO SERVICE PRAXIS hat bei den Bremsenherstellern nachgefragt, was sie für Produkte entwickeln, um das Feinstaubproblem in den Griff zu bekommen. Einige Bremsenhersteller haben Bremsbeläge im Portfolio, die deutlich weniger Abrieb produzieren sollen. Dabei steht jedoch nicht die Umwelt, sondern vor allem die Optik der Felge im Vordergrund.
So hat beispielsweise die Continental-Marke ATE mit Ceramic spezielle Bremsbeläge im Portfolio, die weniger Abrieb auf der Felge hinterlassen sollen. Dabei bildet sich nach einer kurzen Einfahrphase ein Transferfilm auf der Bremsscheibe, der aus sehr harten und verschleißfesten Karbiden besteht. Laut Continental-Pressesprecher Christopher Schrecke lässt sich aktuell nicht eindeutig sagen, wieweit die Ceramic-Bremsbeläge helfen, Feinstaub zu reduzieren. Erwiesen sei lediglich, dass sie deutlich weniger Staub emittieren als Standard-Bremsbeläge.
Einen ähnlichen Effekt haben die White-Bremsbeläge der Federal-Mogul-Marke Jurid. In einem praxistauglichen Test will der Hersteller nachgewiesen haben, dass sie nach einer Strecke von 1.560 Kilometern im Vergleich zu Standard-Bremsbelägen eine deutlich sauberere Felge hinterlassen und auch der Abrieb der Bremsscheibe um rund die Hälfte niedriger ausfällt als mit konventionellen Bremsbelägen.
Weniger Bremsstaub auf den Felgen versprechen auch die DTEC-Bremsbeläge von ZF/TRW. Laut Hersteller können sie den Bremsstaub auf den Felgenoberflächen um bis zu 45 Prozent reduzieren. Bremsenhersteller Brembo forscht unter dem Projektnamen "Cobra" momentan an einem neuen Bremsbelag, der anstelle von Phenolharzen auf Zement als Bindemittel setzt. Das soll laut Hersteller eine umweltfreundlichere Produktion der Beläge garantieren und in der Praxis auch den Bremsstaub reduzieren. Die Marktreife ist hier für 2018 geplant.
Schadstoffe reduzieren
Es geht den Herstellern aber nicht nur um die Reduktion von Staub: Ein wichtiger Bestandteil vieler Bremsbeläge ist Kupfer, der den Verschleiß von Belägen verringert und Geräusche sowie Vibrationen verhindert. Das Metall ist folglich auch ein Bestandteil des Abriebs. Die Eco-Friction-Bremsbeläge von Ferodo sollen kupferfrei sein und damit die Umwelt schonen. Hella Pagid setzt ebenfalls auf Bremsbeläge, die nur organische Materialien enthalten. Dafür wurde eine Mixtur aus Metallsulfiden, Mineralien, Abrasivstoffen, Fasern, Keramikpartikeln und Graphit entwickelt.
Kurzfassung
Neben den Verbrennungsmotoren sind auch die Bremsen eines Autos für Feinstaub-Emissionen verantwortlich. Die Hersteller von Bremsen bieten deshalb Produkte an, die zumindest den Bremsabrieb deutlich reduzieren können.
- Ausgabe 03/2017 Seite 44 (485.1 KB, PDF)