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Querlenker: Der quietschende Tesla

10.03.2023 11:00 Uhr | Lesezeit: 5 min
Querlenker Tesla Meyle
Quietscht es beim Model 3 oder Model Y, ist im Regelfall ein korrodierter Querlenker schuld.
© Foto: Meyle AG

Bei Tesla-Fahrzeugen vom Typ Model 3 und Model Y kann es bei bestimmten Baureihen zu einem Quietschen im Fahrwerk kommen. Schuld ist der Querlenker, der nicht ausreichend vor Korrosion geschützt ist. Teilehersteller Meyle bietet jedoch Abhilfe.

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Kurzfassung

Bei Tesla-Fahrzeugen vom Typ Model 3 und Y kann der Querlenker korrodieren und mit einem Quietschen auf sich aufmerksam machen. Meyle hat den Lenker daraufhin konstruktiv verbessert und bietet ihn als HD-Teil an.

Bei Elektroautos macht sich aufgrund des fehlenden Verbrennungsmotors jedes noch so kleine Geräusch deutlich bemerkbar. Beim Tesla Model 3 und Y kommt noch hinzu, das schon nach kurzer Zeit bei bestimmten Baureihen Quietschgeräusche an der Vorderachse auftreten können. Auch ein Klappern ist möglich. Schuld daran trägt im Regelfall der Querlenker, der mangelhaft ausgeführt ist. Denn Tesla setzt beim Material des Querlenkers auf eine Kombination aus Stahlblech und Kunststoff. Auf dem Traggelenk des Querlenkers wird ein Kunststoffdeckel aufgeklebt. Genau dort, wo dieser Deckel verbaut ist, gelangen Spritzwasser und auch Regenwasser von der Windschutzscheibe über den Wasser­ablauf dorthin.

Wasser sorgt für Korrosion

Gerade bei stärkerem Regen ist der Wasserfluss an dieser Stelle so stark, dass der Kleber des Deckels das nicht lange mitmacht und sich im Laufe der Zeit löst. Das wiederum hat zur Folge, dass das Wasser über einen Spalt in das Gelenk laufen kann und es mit der Zeit schädigt. Im Gelenk ist ein Kunststoffpin, der in einem Kunststoffsitz in Fett gelagert ist. Das Wasser wäscht hier das Fett mit der Zeit aus, der Pin läuft dann ohne Fett im Kunststoffsitz, was diesen zerstört. In der Folge reibt dann Metall auf Metall, was dann zum Quietschen führt. Je nach Witterung und Fahrweise tritt das Quietsch-­Problem mal früher, mal später auf.

Obwohl Tesla den Querlenker inzwischen verbessert hat, sind laut dem Hamburger Teilehersteller Meyle noch immer rund 700.000 Fahrzeuge weltweit davon betroffen (siehe Interview mit Stefan Bachmann von Meyle). Schlimmer noch: Das entsprechende Ersatzteil ist immer noch auf Lager und kann auch weiterhin im Schadenfall von Tesla verbaut werden. Ist gar kein Ersatzteil lieferbar, was bei dem kalifornischen Autobauer auch vorkommt, wird teilweise sogar zu einer "Bastellösung" gegriffen. Meyle hat uns berichtet, dass Tesla-Werkstätten bei Kundenreklamationen einen Querlenker auch notdürftig mit einer Dichtmasse reparieren, die über der Schwachstelle am Traggelenk aufgebracht wird. Diese Behelfsmaßnahme ist weder fachmännisch ausgeführt, noch führt sie zu einem langfristigen Erfolg. Denn kommt weiter Regenwasser ans Traggelenk, löst sich die Dichtmasse ebenfalls mit der Zeit auf.

Alle Schwachstellen beseitigt

Meyle wollte das Quietsch-Problem des Querlenkers lösen und hat deshalb ein Ersatzteil in einem aufwendigen Re-Engineering-Prozess konstruiert, dass mit den Schwachstellen des Originals aufräumt. Beim verbesserten HD-Querlenker von Meyle kann kein Wasser mehr schaden, weil der gesamte Lenker aus geschmiedetem Aluminium besteht. Das neu konzipierte Design kommt ohne eine Verbördelung aus, sodass auch kein Wasser eindringen kann. Der Herstellungsprozess ist zwar deutlich aufwendiger und dadurch teurer als bei einem gegossenen Teil, jedoch wird dadurch die Zugfestigkeit deutlich verbessert. So kann laut Meyle auch kein Bruch entstehen. Zusätzlich glänzt der HD-Querlenker mit einem geringeren Gewicht im Vergleich zum Original-Tesla-Lenker. Das macht sich beim Fahren zwar nicht bemerkbar, ist aber ein weiterer Pluspunkt.

Die Meyle-Ingenieure haben aber auch die Querlenker-Buchsen verbessert, damit sie dem hohen Drehmoment eines E-Autos besser standhalten. Die HD-Buchsen haben ein optimiertes Design und auch eine verbesserte Gummimischung. Auch der Durchmesser des Kugelbolzens wurde vergrößert. Das Ergebnis ist eine geringere Flächenpressung, weniger Verschleiß und damit eine höhere Lebensdauer für den Querlenker.

Elektro-Portfolio wird ausgebaut

Werkstätten können den Querlenker mittlerweile auf dem freien Ersatzteilmarkt erwerben. Der Einbau des Teils soll rund eine Stunde ohne Fahrwerkvermessung dauern. Letztere ist zwingend nach dem Einbau erforderlich.

Bei einem paarweisen Austausch des Querlenkers an beiden Seiten, der vom Hersteller empfohlen wird, sind es dementsprechend rund zwei Stunden ohne Fahrwerkvermessung. Ein beidseitiger Austausch wird empfohlen, da im Regelfall der zweite Querlenker ebenfalls bald ausfällt und das Fahrzeug dann erneut in die Werkstatt müsste. Für den beidseitigen Austausch bietet der Hamburger Teilehersteller zudem ein Kit an, das neben beiden Querlenkern auch Anbaumaterialien enthält. Es gibt den Querlenker aber auch einzeln für jede Seite des Fahrzeugs.

Mit der Einführung des Querlenkers möchte Meyle sein Portfolio für Elektroautos sukzessive ausbauen. Unter dem Slogan "E-Solutions" möchte Meyle marktführender Anbieter von Ersatzteilen für E-Fahrzeuge werden. Der Hersteller hat bereits 1.330 Teile für E-Fahrzeuge im Portfolio und weitere 1.210 Teile befinden sich momentan in der Entwicklung. Ein Löwenanteil sind hier Teile im Fahrwerk-Bereich, danach folgen die Bereiche Bremsen, Elektronik, Thermomanagement und Filter.

Fragen an ...

Stefan Bachmann
Stefan Bachmann, Leiter Fahrwerk und Lenkung bei der Meyle AG in Hamburg
© Foto: Meyle

asp: Herr Bachmann, wie viele Tesla-Fahrzeuge sind von quietschenden Querlenkern betroffen?

Stefan Bachmann: Das Problem des quietschenden Querlenkers betrifft Tesla-Modelle vom Typ Model 3 und Y. Es gilt aber nicht pauschal für alle genannten Tesla-Modelle, denn der Hersteller hat das Problem mittlerweile erkannt und eine Alternative entwickelt. Dennoch verbleiben laut unserer Information rund 700.000 Fahrzeuge weltweit, die den mangelhaften Querlenker verbaut haben. Dieser Lenker ist bei Tesla auch noch als Ersatzteil erhältlich. Kommt ein Kunde und reklamiert das Teil beim Hersteller, kann es sein, dass er diesen mangelhaften Querlenker wieder eingebaut bekommt.

asp: Was für Verbesserungen wurden am Meyle-HD-Querlenker im Vergleich zum Tesla-Original durchgeführt?

S. Bachmann: Wir haben zunächst das Material des Querlenkers verbessert. Anstatt einer Stahlblech-Kunststoff-Konstruktion wie bei Tesla haben wir uns für geschmiedetes Aluminium entschieden. Hier kann kein Wasser mehr eindringen. Auch die Querlenker-Buchsen wurden im Design und in der Gummimischung verbessert, denn durch das hohe Drehmoment des Autos werden sie stark belastet. Nicht zuletzt geben wir vier Jahre Garantie auf den Lenker ohne Kilometerbegrenzung.

asp: Wie ist die Nachfrage nach dem Meyle-HD-Querlenker?

S. Bachmann: Der Querlenker ist inzwischen auf dem freien Ersatzteilmarkt verfügbar und die Nachfrage ist sehr groß, er wird uns förmlich aus den Händen gerissen. Es gab wohl noch kein Meyle-Teil, dass zu Beginn eine so große Nachfrage produziert hat.

asp: Kann jede freie Werkstatt den Lenker einbauen?

S. Bachmann: Prinzipiell ja. Die Werkstatt, die den Lenker einbaut, muss auch nicht eine Tesla-Servicewerkstatt sein. Es kann auch ein freier Betrieb sein, wenn er Tesla-Fahrzeuge annimmt und auch Reparaturen an E-Autos durchführen kann. Dafür ist eine entsprechende Hochvoltschulung notwendig. Wenn der Querlenker verbaut wurde, muss zudem anschließend eine Fahrwerkvermessung durchgeführt werden.

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KOMMENTARE


Stefan

10.03.2023 - 16:36 Uhr

Das Problem hat Audi schon 1996 beim ersten A4 - Tolle Ingenieursarbeit bei Tesla fast 30 Jahre später...


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