Motorenöle standen lange Zeit im Fokus der Entwicklung bei den Schmierstoffherstellern. Mit dem drohenden Aus für Verbrennerfahrzeuge 2035 verschieben sich die Prioritäten. Auch bei der BP-Marke Castrol möchte man sich zukünftig hauptsächlich den Stomern widmen. Zum 125-jährigen Jubiläum hat der Schmierstoffhersteller Ende April exklusiv die Türen zum Entwicklungszentrum Driveline Technology Centre (DTC) in Hamburg geöffnet. Dort wurde präsentiert, was Elektrofahrzeuge zukünftig an Schmierstoffen, sogenannten EV-Fluide, benötigen und welche Herausforderungen sich bei der Entwicklung stellen.
Mehr Effizienz erreichen
Im Driveline Technology Centre werden in Zusammenarbeit mit den Fahrzeugherstellern vor allem neue Öle für die Getriebe von E-Autos und Kühlflüssigkeiten für die Traktionsbatterie entwickelt, um die Effizienz der E-Antriebe weiter zu verbessern. "Unsere neuesten EV-Getriebeöle für vollelektrische Fahrzeuge ermöglichen neue Antriebsstrang-Architekturen, die effizienter, kompakter und langlebiger sind", sagt Daniel Knoblauch, Expert Team Leader Advanced Electrification OEM Liaison bei Castrol.
Die zunehmende Komplexität der E-Antriebe macht neue Fluide notwendig, denn künftig sollen nicht nur das E-AutoGetriebe geschmiert, sondern auch der E-Motor und zusätzliche Komponenten wie die Leistungselektronik mit derselben Flüssigkeit gekühlt werden. Man spricht hier von 3-in-1-Systemen. Der Schmierstoff-Spezialist hat am Standort die neuen "ON EV WetTransmission Fluids" vorgestellt, welche für den Einsatz in Antriebssträngen mit nasslaufenden Elektromotoren entwickelt wurden.
Auch interessant:
- Lexus: Auf dem Weg zur Elektromarke
- Rückrufe bei Hyundai: Kona gleich doppelt betroffen
- FabuCar-Fall: Warum der VW Golf V Getriebeöl verliert
Im Bereich der Batteriekühlung geht der Trend hin zur sogenannten Immersionskühlung, bei der die Batteriezellen nicht mehr wie momentan mit einer Wasser-Glykol-Lösung indirekt gekühlt werden, sondern die Batteriezellen direkt mit einem speziellen Fluid umspült werden. Hierfür hat Castrol die ON-EV-Thermalmanagementfluide entwickelt. Dadurch bleibt die Batterie stets im optimalen Temperaturbereich, erreicht eine längere Lebensdauer und ist weniger anfällig für das thermische Durchgehen. Auch die Ladeleistung lässt sich erhöhen.
Für den Aftermarket hat Castrol bereits heute einige Produkte der Castrol-ON-Fluide auf den Markt gebracht, die speziell für den Einsatz in Vertragswerkstätten und unabhängigen Werkstätten bestimmt sowie für die Arbeit an elektrifizierten Fahrzeugantriebssystemen (EV) zertifiziert sind. Die Produkte sind laut Castrol für eine Vielzahl von E-Autos bereits erhältlich.
- Ausgabe 6/2024 Seite 016 (1.3 MB, PDF)