Die paar besinnlichen Feiertage liegen gefühlt schon wieder Monate zurück, der stressige Alltag hat uns wieder gepackt. Zudem stehen nun auch zusätzlich die alljährlich wiederkehrenden Jahresabschlussarbeiten auf dem Tagesplan. Dabei hat der Jahresabschluss nicht nur Auswirkungen auf die zu zahlende Steuer, sondern bildet auch die Grundlage für das Rating, welchem die Kreditinstitute inzwischen höchste Priorität beimessen. In dem folgenden Artikel werden wir näher auf den Zweck von Kennzahlen und Rating, auf einzelne wichtige Kennzahlen speziell und auf Möglichkeiten zur Verbesserung des Ratings eingehen.
Früher waren Kennzahlen und Rating für die Banken nicht so entscheidend und wenn, dann nur bei größeren Unternehmen. Kredite wurden eher auf Grund von guten geschäftlichen und persönlichen Beziehungen gewährt. Mittlerweile hat sich die Vergabe von Krediten deutlich geändert. Auf Grund der Auswirkungen der globalen Finanzkrise und unter anderem auch der Basel-II- und Basel-III-Vorschriften für die Banken haben jedoch Kennzahlen und Rating auch von kleineren Unternehmen einen ganz anderen Stellenwert bekommen.
Dabei hört sich Rating so hochwissenschaftlich an. Was bedeutet das aber überhaupt? Mit Rating wird nichts anderes ausgesagt, als dass durch standardisierte Verfahren die wirtschaftliche Lage und die zukünftige Liquidität oder Bonität des Unternehmens beurteilt wird. Das Rating kann von Bank zu Bank oder Sparkasse unterschiedlich sein. Viele Banken geben den Unternehmen Noten zum Beispiel auf einer Skala von 1 bis 18 und beurteilen, je nach Note, die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kredit nicht zurückbezahlt wird. Dabei können Sie sich die Bundesligatabelle als Vergleichsmaßstab heranziehen: Champions League oder Abstieg.
Erster Tipp
Lassen Sie sich unbedingt von Ihrer Bank die Rating-Kriterien mitteilen. Dies ist kein Geheimnis der Bank. Nur so können Sie einschätzen, welche Faktoren für Ihre Bank wichtig sind. Vor allem folgende Gesichtspunkte sind für das Rating von Bedeutung:
Qualitative Faktoren: Bei den qualitativen Faktoren wird ein Blick auf das Unternehmen im Ganzen gelegt. Insbesondere von Bedeutung ist die aktuelle und zukünftige wirtschaftliche Lage, die Unternehmensstrategie und -planung, ein funktionierendes Rechnungswesen, Controlling und Forderungsmanagement, die Qualifikation und Altersstruktur der Geschäftsführung und der Mitarbeiter sowie das Bestehen einer Notfallplanung und Nachfolgeregelungen.
Quantitative Faktoren: Im Gegensatz zu den qualitativen Faktoren, werden bei den quantitativen Faktoren die Zahlen des Unternehmens analysiert. Nachfolgend ein kleiner Ausschnitt von bedeutenden Kennzahlen und wie man diese beeinflussen kann.
- Eigenkapitalquote: Bei der Eigenkapitalquote wird das Eigenkapital in Relation zum Gesamtkapital gesetzt. Eine hohe Eigenkapitalquote spricht dafür, dass das Unternehmen in einer soliden finanziellen Lage und die Abhängigkeit von Fremdkapitalgebern sowie das Insolvenzrisiko gering sind. Die Eigenkapitalquote kann man insbesondere dadurch positiv beeinflussen, dass Gewinne im Unternehmen belassen werden und/ oder die Bilanzsumme verringert wird. Auch ein funktionierendes Forderungsmanagement und Mahnwesen können zu einer Verringerung des Forderungsausfalles führen und somit das Ergebnis erhöhen. Insbesondere Einzelunternehmer müssen hierbei beachten, dass sich die Banken auch die Bewegungen auf den Privatkonten ansehen und zur Bewertung des Eigenkapitals heranziehen.
- Gesamtkapitalrentabilität: Diese Kennzahl gibt die Verzinsung des gesamten Kapitaleinsatzes im Unternehmen an. Es wird hier die Effizienz des gesamten eingesetzten Kapitals, unabhängig von seiner Finanzierung betrachtet. Im Klartext bedeutet dies: "Welche Rendite erwirtschaftet das Unternehmen?" Je höher die Gesamtkapitalrentabilität ist, desto effizienter wird das Kapital eingesetzt. Eine mögliche Gestaltungsalternative ist die Verringerung der Bilanzsumme, entweder durch Verkauf von nicht benötigten Aktiva, Verkauf von Forderungen (Factoring) oder auch die offene Absetzung der erhaltenen Anzahlungen auf Vorräte.
- Cashflow: Der Cashflow bezeichnet die Summe aus Betriebsergebnis, Abschreibungen und Veränderungen der langfristigen Rückstellungen. Untechnisch gesprochen heißt das, "wie viel Geld hat das Unternehmen erwirtschaftet". Die einfachste Devise zur Erhöhung des Cashflow heißt, Umsatz steigern und Kosten senken, wie schwierig das in der Praxis ist, kennt jeder Unternehmer jedoch zur Genüge.
Zweiter Tipp
Es sollte immer die goldene Regel beachtet werden, dass langfristiges Vermögen auch langfristig finanziert wird.
Schlecht für das Rating ist es natürlich, wenn ein Unternehmen in finanzielle Nöte gerät. Dabei gibt es bestimmte Warnsignale, bei denen die Banken hellhörig werden. Insgesamt kann man es leider immer wieder feststellen, dass die Hellhörigkeit bei kleineren Unternehmen oftmals größer ist als bei größeren Unternehmen. Daher sollte unbedingt versucht werden, folgende negative Signale, Kontoüberziehungen, schlechtes Zahlungsverhalten oder Lastschriftrückgaben, zu vermeiden.
Sollte man in seinem Unternehmen selbst derartige Warnsignale früh feststellen, so ist es enorm wichtig, schnellstmöglich seine Bank zu informieren und ein Gespräch zu suchen. Auch sollte der Steuerberater sehr früh eingeschaltet werden, da dieser den Unternehmer im Gespräch mit der Bank unterstützen kann. Denn das Thema Rating ist in der heutigen Zeit auch gerade für kleinere Unternehmen nicht zu unterschätzen.
Maximilian Appelt Rechtsanwalt, Steuerberater muc@raw-partner.de
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Kurzfassung
Zum Jahresstart stehen nicht nur gute Vorsätze, sondern auch die Jahresabschlussarbeiten auf dem Programm. Diese sind auch als Grundlage für das Rating wichtig. Spezielle qualitative und quantitative Faktoren sind von besonderer Bedeutung.
Kommentar
Eine komplette Eigenfinanzierung ohne Kreditinstitute ist für die meisten Unternehmen nicht möglich, daher sind positive Bilanzfaktoren und Finanzkennzahlen das A und O. Zudem darf die Kommunikation mit der Bank nicht vernachlässigt werden. So haben eine zuverlässige und zeitnahe Beantwortung von Fragen seitens der Banken eine positive Auswirkung auf das jeweilige Rating der Unternehmen. Diese positive Kommunikation mit der Bank beinhaltet auch das Nachfragen, welche Rating-Kriterien die jeweilige Bank anwendet. Zudem sollte auch aktiv auf die Bank zugegangen werden und herausgearbeitet werden, wie das Rating des Unternehmens aus Sicht der Bank verbessert werden kann. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Thema Rating auch für kleinere Unternehmen immer mehr an Bedeutung gewinnt. Durch verschiedenste, auch zahlenunabhängige Maßnahmen, wie etwa ein funktionierendes Mahnwesen oder eine Notfallplanung beziehungsweise Nachfolgeregelung, kann das Rating positiv beeinflusst werden.Barbara Lux-Krönig Wirtschaftsprüferin Steuerberaterin
- Ausgabe 01/2016 Seite 54 (184.6 KB, PDF)