Kurzfassung
Ohne Glühkerzen funktioniert kein Dieselmotor im Winter. Aber auch für eine saubere Verbrennung sind sie wichtig. Sie sollten deshalb regelmäßig überprüft werden. Defekte lassen sich schnell erkennen und beheben.
Dieselmotoren benötigen zwar keine Zündkerze wie ein Ottomotor, dafür aber eine Glühkerze als elektrisches Heizelement im Brennraum. Sie sorgt dafür, dass der Motor auch bei niedrigen Temperaturen sicher anspringt und geräusch- und emissionsarm läuft. Musste bei älteren Autos früher über einen längeren Zeitraum vorgeglüht werden, bis der Motor ansprang, geschieht dies inzwischen in Sekundenbruchteilen. Denn moderne Keramik-Glühkerzen erreichen Temperaturen von bis zu 1.350 Grad in weniger als zwei Sekunden. Darüber hinaus glühen Glühkerzen heute nicht nur vor, sondern je nach Außentemperatur auch, während der Motor läuft. Das sorgt einerseits für weniger "Nageln" des Dieselmotors, andererseits aber auch für weniger Schadstoffausstoß.
Kurzstrecken schaden
Glühkerzen sollten regelmäßig auf ihre Funktionstüchtigkeit überprüft werden, spätestens jedoch nach 80.000 bis 100.000 Kilometern. Denn ein Defekt kann neben Startschwierigkeiten und erhöhtem Schadstoffausstoß auch Folgeschäden verursachen. Je nach Nutzung kann sich die Lebensdauer von Glühkerzen stark unterscheiden. Da sie besonders für den Startvorgang und die Aufwärmphase des Motors benötigt werden, sind Glühkerzen in Kurzstrecken-Fahrzeugen oft schneller defekt als in Autos, die für Langstrecken genutzt werden. Glühkerzen-Defekte nimmt der Fahrer nicht unbedingt sofort wahr, denn bei warmen und trockenen Witterungsbedingungen startet ein Dieselmotor auch dann, wenn eine Glühkerze defekt ist. Ganz anders bei kalten Temperaturen: Der Motor startet bei einer defekten Glühkerze im besten Fall nur schwer und rußt stark. Spätestens jetzt ist die Fahrt in die Werkstatt unumgänglich.
Fehlerbilder deuten
Die meisten Glühkerzen-Defekte lassen sich schnell erkennen und beheben. Zunächst sollte eine Spannungsprüfung durchgeführt werden. Die ist beispielsweise mit dem Digital-Multimeter MMD 302 von Bosch möglich. Um den Glühkerzen-Widerstand zu ermitteln, sollten die Elektroden des Messgeräts an den Anschlusstecker der Glühkerze und das Motorgehäuse angelegt werden. Der Widerstand sollte bei korrekt funktionierender Glühkerze 0,2 bis 5 Ohm betragen. Ist der Wert außerhalb dieses Bereichs, ist die Glühkerze defekt.
Auch die äußerliche Beschaffenheit der Glühkerze offenbart einen Defekt. Zeigt beispielsweise der Heizstab Falten oder Dellen, so ist die Wendel defekt. Das passiert unter anderem, wenn die Glühkerze einer zu hohen Spannung, beispielsweise bei einer Starthilfe, ausgesetzt wurde. Auch eine zu lange Stromzufuhr oder ein Nachglühen bei laufendem Motor könnten verantwortlich sein. Ist der Heizstab an- oder abgebrochen, deutet dies auf eine Überhitzung der Glühkerzen hin.
Abreißmoment beachten
Muss eine Glühkerze ausgetauscht werden, sollten immer auch alle anderen gewechselt werden. Für das Lösen ist ein hohes Drehmoment nötig, da sich das Gewinde bei hohen Laufleistungen mit dem Zylinderkopf verbinden kann. Auch kommt es vor, dass Glühkerzen korrodieren. Beim Lösen sollte das Abreißmoment nicht überschritten werden, damit die Glühkerze nicht abbricht und einen teuren Ausbau des Zylinderkopfes notwendig macht. Bei Glühkerzen mit einem M8-Gewinde empfehlen die Hersteller ein maximales Drehmoment von 20 Newtonmeter, bei einem M12-Gewinde kann das Drehmoment bis zu 50 Newtonmeter betragen.
Lässt sich die Glühkerze bis zum zulässigen Abreißmoment nicht lösen, gibt es verschiedene Maßnahmen, um sie zu lockern. Ein probates Mittel ist es, reichlich Synthetiköl am Gewindeansatz der Glühkerzen aufzubringen, das über Nacht oder mehrere Tage lang einwirkt. Ebenfalls eine gute Option ist das Erhitzen der Glühkerzen. Dafür sollte der Motor warmlaufen oder man bestromt die Glühkerzen mit einem separaten Kabel für vier bis fünf Minuten. Dadurch werden sie aufgeheizt und freigebrannt. Das Verfahren funktioniert jedoch nur mit Glühkerzen mit 11 oder 12 Volt Spannung, nicht aber mit pulsweitenmoduliert angesteuerten Glühkerzen in modernen Fahrzeugen.
Nach dem Ölen und Aufheizen kann ein erneuter Ausschraubversuch mit einem geeigneten Werkzeug unternommen werden. War das Lösen erfolgreich, sollte nach dem Ausschrauben der alten Glühkerzen immer das Gewinde, der Kegeldichtsitz und der Glühkerzenkanal im Zylinderkopf mit einer Reibahle gereinigt werden. Im Bereich der Schneide sollte sie mit Fett bestrichen und in den Zylinderkopf eingeschraubt werden. Beim Ausschrauben der Reibahle bleiben die Verbrennungsrückstände dann im Fett haften.
Ist die Reinigung beendet, können die neuen Glühkerzen montiert werden. Beim Einschrauben der neuen Glühkerzen gelten deutlich niedrigere Newtonmeter-Werte als beim Ausschrauben. Auch hier sollten die Vorgaben des Herstellers beachtet werden. Bei M8-Gewinden sollte das Drehmoment maximal 10 Newtonmeter betragen, bei M12-Gewinden können es bis zu 25 Newtonmeter sein.
- Ausgabe 2/2023 Seite 20 (611.3 KB, PDF)