Serie Teil 7
Schnellreparaturketten grenzen sich nicht nur durch ihr Angebot, Marketing oder Servicespektrum vom Rest des Servicemarktes ab, auch beim Gebäude stehen vor allem praktische und kostengünstige Aspekte im Vordergrund.
Schaut man sich die Gebäude der Fastfitter an, dann fällt zunächst deren fast immer gleiche Grundstruktur auf: Eine rechteckige, einfache Immobilie, bei der man keine Fragen stellen muss, was wo ist. Das hat Methode! Denn jede Ecke, jeder Winkel und vor allem jede Rundung kostet Geld. Und zwar vom Fundament bis zum Dach. Da ist es nur clever, möglichst wenig architektonische Spielereien in die Fassadenflucht einzubauen. Vielmehr gibt es immer einen Verkaufsraum, in unmittelbarer Nachbarschaft die Werkstatt und im hinteren Bereich des Gebäudes das Lager. Durch diese Anordnung werden die Wege kurz gehalten und es braucht möglichst wenige und vor allem einfache Wände. Unser Bild 1 zeigt die Grundstruktur. Wenn man jetzt den Begriff „Verkauf“ gegen „Annahme“ tauscht, dann hat man hier einen möglichst einfachen und damit Kosten-optimierten Baukörper. Da man in der Werkstatt eine größere Deckenhöhe braucht, eröffnet das die Möglichkeit, das anschließende Lager zweigeschossig zu bauen. Die Zweigeschossigkeit in Verbindung mit Vorabchecks in Richtung Kunde und mit hoher Lieferdichte im Bereich des Teilegroßhandels lässt eine Reduktion der Lagergrundfläche auf ein Minimum zu.
Mit jedem Quadratmeter, den man an der Grundfläche spart, spart man nicht nur an Herstellungskosten, sondern auch an Betriebskosten wie Heizung und Instandsetzung! Das wirklich bestechende an dem Prinzip ist auch die Erweiterbarkeit. Egal, in welche Richtung die Entwicklung geht. Man kann durch eine recht einfache Erweiterung jeden Bereich ausbauen.Wenn also das Werkstattgeschäft anzieht, hat man zwei Möglichkeiten: Benötigt man lediglich einen Werkstattplatz mehr, verlängert man die Gesamtachse (Alternative 1). Benötigt man jedoch mehrere zusätzliche Arbeitsplätze, aber keine zusätzliche Lagerfläche, kann eine Werkstattachse um neunzig Grad gedreht an Werkstatt und Lager angeflanscht wer-den (Alternative 2). Bei mehr Platz für Annahme oder dem Bedarf für einen kleinen Ausstellungsbereich, flanscht man diesen an die Annahmeachse an (Alternative 3).
Architektur per Fassade
Nun wird jeder einigermaßen ästhetisch angehauchte Mensch aufschreien und das Image eines Autohauses und den Wiedererkennungswert und was es alles noch so gibt anmahnen.
Denen sei gesagt: Fahren Sie mal in die Industriegebiete der Niederlande. Da kann man sehen, wie man mit pfiffigen Fassadenelementen und Fassadengestaltung aus „viereckigen Kisten“ wiedererkennbare Gewerbeimmobilien baut. Die Diskussion mit Architekten ist sehr wohl bekannt. Aber man fragt sich nach einer Weile der Diskussion immer, ob der Architekt nun seine Wünsche oder die des Bauherrn verwirklichen will. Fakt ist: Eine Fassade lässt sich irgendwann ändern, streichen, mit Dopplungen aufarbeiten oder mit Beleuchtung markant machen. Ein durch seine individuelle Form dominierendes Gebäude lässt sich nur mit deutlich höherem Aufwand ändern. Auch sollte bei Architektur immer eine Zweitnutzung durch eine andere Branche in Betracht gezogen werden. Und da lässt sich in den Immobilien einzelner Fastfitter in kürzester Zeit ein Supermarkt oder Ähnliches einrichten. Schlau gemacht! Und da die Kfz-Branche in Bezug auf die Nachfolgerquote ohnehin nicht glänzt, sollte hier mehr als ein Gedanke an die Zweitnutzung verschwendet werden. Man kann sicher darüber streiten, ob ein mechanisches Rolltor modern ist oder nicht. Zweifellos bietet eine solch einfache Rolltor-Lösung einige Vorteile, die sich unter dem Strich in barer Münze auszahlen können: Zunächst ist das Rolltor an sich ohne jede notwendige Elektroinstallation deutlich günstiger als das kraftbetriebene mit Lichtschranken etc.
Einfache Einbauten
Zum zweiten entfällt die jährliche UVV-Prüfung, welche für kraftbetriebene Tore vorgeschrieben ist und die vielfach da- raus resultierenden Reparaturen. Da die Gebäudeform für jede Reparaturbox ein eigenes Tor nötig macht, lässt sich hiermit auch eine ausreichende Lüftung im Som-mer erreichen. Damit kann man auf eine Einrichtung, die vorgeschriebenen Rauchabzugshauben elektrisch öffnen zu können, verzichten.
Und auch im Bereich der Beleuchtung ist Besonnenheit Trumpf. Im Publikumsbereich muss es einfach und modern sein, im Werkstattbereich besticht noch immer die Leuchtstoffröhre, allerdings mit einem Spiegelgehäuse verbaut, damit das Licht gebündelt nach unten geworfen wird. Und in allen Bereichen, die nicht von Kunden besucht oder gesehen werden, herrscht einfachste Installation. Auch hier geben die Niederländer in der Konsequenz zu solchen Kosten/Nutzen-optimierten Bau-weisen und Einbauten den Ton an.
Pragmatisch und praktisch
Natürlich ist es auch der Besitzerstolz, der in einer exklusiven Immobilie mitschwingt. Doch wir leben in Zeiten, in denen Kosten der Werkstatt jedweder Art immer schwerer über steigende Stundenverrechnungssätze weitergegeben werden können. Hier wurde nun eine Schwelle erreicht, bei der der Kunde nicht mehr bereit ist, noch höhere Sätze zu bezahlen. Also bleibt im Grunde nichts anderes, als die Baukosten und insbesondere auch die Folgekosten in den Griff zu bekommen.
Wie man kostenoptimiert baut, zeigen uns Fastfitter wie A.T.U. Was man davon hält oder was man für sich selber annimmt, muss jeder einzelne Werkstattunternehmer aber für sich entscheiden. Georg Hensch
▶ Eine Alternativnutzung schon beim Bau eines Gebäudes zu berücksichtigen, erhöht die Verwertungschancen
Baukastenprinzip
▶ Bau- und Baufolgekosten erhöhen den Stundenverrechnungssatz, clever zu sparen schafft Spielraum
- Ausgabe 4/2011 Seite 58 (185.7 KB, PDF)