Moderne Fahrzeuge sind gespickt mit Sensoren. Sie überwachen unter anderem Motoren, Getriebe und Abgase sowie die steigende Zahl an Assistenzsystemen. Allein im Bereich Motormanagement und Getriebesteuerung sind bis zu 50 Sensoren verbaut. Ein Pionier der Sensortechnik ist Bosch, das Unternehmen fertigt seit Jahrzehnten Sensoren und hat unter anderem die Lambda-Sonde erfunden. Im Bereich der Getriebesteuerung und des Motormanagements bietet Bosch derzeit über 1.000 verschiedene Sensoren für den Aftermarket. Noch in diesem Jahr sollen etwa 100 neue Sensoren im Bereich der Drehzahl- und Druckmessung dazu kommen. Diese decken eine Vielzahl an Herstellern, auch aus dem asiatischen Markt, ab. Mit dem Programmausbau will Bosch eine Marktabdeckung von bis zu 75 Prozent im europäischen Markt erzielen.
Daniel Lalic, Verantwortlicher für das Produktmarketing Sensoren und Zündsysteme, erklärt: "Wir wollen vor allem das bestehende Programm für die Werkstätten marktgerecht ausbauen. Komplett neue Produkte sind im Verbrenner-Bereich derzeit jedoch nicht absehbar", so der Produktmanager.
Neue Sensoren für neue Technik
Das könnte sich nach Ansicht von Frank Scherer, verantwortlich im Produktmarketing für Sensoren im Bereich Motormanagement, möglicherweise in den nächsten Jahren ändern: "Sobald sich neue Antriebsformen wie Fuel Cell oder Wasserstoff durchsetzen, werden wir partizipieren. Die Entwicklungen, auch für den Aftermarket, laufen schon. Ein weiteres großes Feld, wo wir bereits aktiv sind, ist das Thermomanagement für E-Fahrzeuge, unter anderem der Batterien. Das hat alles derzeit noch keinen großen Stellenwert für den Aftermarket, wird aber in den nächsten Jahren kommen."
Ein weiteres großes Feld der Sensorik betrifft die Fahrerassistenzsysteme. Auf dem Weg zum automatisierten Fahren spielen nach aktueller Einschätzung von Bosch alle derzeit bekannten Sensoren (Video, Radar, Ultraschall, Lidar) auch in Zukunft eine Rolle. Es gibt bei jedem dieser Sensoren auch Weiterentwicklungen und Verbesserungen sowie neue Technologien, die regelmäßig untersucht werden. Eine Prognose für die kommenden fünf bis zehn Jahre für einen Technologiebereich zu treffen, der sich aktuell sehr dynamisch entwickelt, ist sehr schwierig. Vollkommen neue Anwendungsgebiete für Sensoren sieht Bosch in den nächsten drei bis fünf Jahren jedoch nicht.
Innenraum stärker überwacht
Auch im Innenraum kommen vermehrt Sensorlösungen zum Einsatz, die die Sicherheit im Straßenverkehr erhöhen. Gemäß der General Safety Regulation (GSR) der EU müssen ab Juli 2024 alle Neufahrzeuge über ein System zur Fahrermüdigkeitserkennung verfügen. Ab Juli 2026 fordert die GSR ein System zur Erkennung der Fahrerablenkung für alle Neufahrzeuge. Das Bosch-System, bestehend aus "Occupant Monitoring Camera" und "Cabin Sensing Radar", überwacht neben dem Fahrer den gesamten Innenraum und gibt zum Beispiel Auskunft über die Sitzposition aller Personen im Fahrzeug.
Passive Sicherheitssysteme wie die Anschnall-Erinnerung oder die automatische Airbag-Unterdrückung werden durch Informationen aus dem Innenraum noch präziser unterstützt. Der Cabin Sensing Radar kann kleinste Bewegungen im Fahrzeug detektieren und erkennt sogar ein schlafendes Baby in der rückwärts gerichteten Babyschale auf dem Rücksitz oder ein Kind im Fußraum. Im Bereich der Shared Mobility werden Fahrer automatisch darüber informiert, wenn sie beispielsweise ihr Handy oder eine Tasche im Fahrzeug vergessen haben. Aber auch mutwillige Verschmutzungen oder Beschädigungen eines Fahrzeugs können direkt und automatisiert an den Flottenbetreiber gemeldet werden.
- Ausgabe 9/2024 Seite 040 (512.7 KB, PDF)