Zusatzgeschäft
Acht Millionen Starterbatterien werden im deutschen Nachrüstmarkt jährlich vermarktet. Nach dem Motto „Vorsicht ist besser als Nachsicht“ sollten Betriebe ihre Kunden für Batterietests sensibilisieren.
Die Marke Bosch schnitt bei der Leser-Umfrage der Zeitschrift „Auto Motor und Sport“ zu den „Best Brands 2010“ besonders gut ab. Die Schwaben belegten u. a. in den Kategorien Werkstattketten, Scheibenwischer und Filter den ersten Platz in der Gunst der autobegeisterten Leserschaft. Auch bei der Stromversorgung im Fahrzeug rangieren Produkte aus dem Hause Bosch ganz oben und verweisen die Wettbewerber Johnson Controls (mit der Marke Varta) und Banner auf die Plätze.
Ein Resultat, das erst auf den zweiten Blick stutzig macht. Wenn man nämlich das Marketing der Batteriehersteller richtig deutet, haben die Endkunden beim Thema Starterbatterien keine besonderen Marken-Präferenzen. Die großen Vier, Banner, Bosch, Exide und Johnson Controls, konzentrieren sich auf die Kfz-Profis in den Werkstätten, Autohäusern und bei Pannendiensten. Schließlich würden diese mehrheitlich über die Marke des einzubauenden Produkts entscheiden, heißt es. Batterien fallen unter die Kategorie „Low-Interest-Product“, d. h. bei der überwiegenden Mehrheit der Autobesitzer spielt die Akku-Marke keine Rolle.
Besonders Pannendienste rückten in letzter Zeit zunehmend ins Visier der Hersteller. Beim Einbau kommt diesen eine wachsende Bedeutung zu. Die wenigsten Autofahrer machen sich nämlich über den Zustand ihres Akkus Gedanken. Mit der Folge, dass viele Stromspender besonders zur kalten Jahreszeit in schlechter Verfassung sind. Die ADAC-Pannenstatistik 2008 stützt diese Sichtweise: Demnach sind defekte Starterbatterien die Pannenursache Nummer 1. Auch der Auto Club Europa (ACE) kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Batteriefehler trügen in knapp 28 Prozent der Fälle die Schuld an Autopannen, hieß es. Der Grund: Bei Batterien handelt sich um ein „Notkauf-Produkt“ , d. h. es wird in den meisten Fällen erst getauscht, wenn der alte Akku keinen Saft mehr hat. Im Klartext heißt das: Das Fahrzeug kommt nicht mehr von der Stelle und der Fahrer in einem ungünstigen Fall zu spät zu einem Termin. Eine Entwicklung, von der Werkstätten und Autohäuser profitieren könnten. Da der Batterie insbesondere in den kalten Wintermonaten einiges abverlangt wird, sollten Servicebetriebe Kunden in der Reifenwechselperiode auf das Problem aufmerksam machen. Da sich deren Fahrzeuge in diesen Wochen ohnehin auf Ihrer Hebebühne befinden, warum nicht einen kostenlosen Batterietest ans Herz legen? Der Test und der Austausch gehen rasch vonstatten und können sowohl Umsatz als auch Kundenzufriedenheit hochtreiben.
Nach Angaben des Linzer Unternehmens Banner umfasst der Nachrüstmarkt rund acht Mio. Starterbatterien. Ein Absatzmarkt, auf dem das Familienunternehmen eigenen Angaben zufolge wachsende Anteile verbucht. Der Grund liegt Geschäftsführer Günter Helmchen zufolge in der Fokussierung auf die Kunden. „Unsere sechs eigenen Niederlassungen mit 65 Mitarbeitern und Batteriespezialisten garantieren auch künftig unsere einzigartige Servicestrategie“, versprach er. Mit Kunden meint Banner die Kfz-Branche. Unternehmensfremde Distributoren passten nicht in die Firmenphilosophie. Deshalb vertraue man beim Vertrieb weniger auf Baumärkte und mehr auf Fachbetriebe, ließen die Österreicher verlauten.
Produktvielfalt
Die Auswahl der richtigen Starterbatterie ist Bosch-Angaben zufolge abhängig von der Fahrzeugklasse, der elektronischen Ausstattung an Bord sowie Fahrverhalten und klimatischen Verhältnissen. Die Hersteller vertreiben im Pkw-Bereich zumeist mehrere Produktlinien, in Anpassung an die verschiedenen Leistungsansprüche. Banner hat u.a. die Modelle Starting Bull und Power Bull im Angebot. Exide baut im Wesentlichen auf die Produkte Classic, Premium und XXL. Bosch vermarktet die Starterbatterien der Silverlinie mit den Typbezeichnungen S3 und S4 für Klein- und Mittelklasseautos sowie S5 und S6 für die Oberklasse. Für die Marke Varta sind die Produkte Black Dynamic, Blue Dynamic, Silver Dynamic und Ultra Dynamic erhältlich. Ende letzten Jahres testeten der Auto Club Europe und die Zeitschrift „Autozeitung“ gängige Starterbatterien unabhängig voneinander. Entgegen der Umfrage von „Auto Motor und Sport“ kam die Bosch-Batterie dabei nicht so gut weg. Von den großen Herstellern schnitt beim Test der Autozeitung die Varta Silver Dynamic am besten ab. Dicht gefolgt von der Exide Premium und der Banner Power Bull. Der ACE kam zu einem ähnlichen Ergebnis. Dort rangiert die Varta Silver Dynamics vor der Banner Power Bull. Die Bosch-Batterie belegte in dem Ranking den letzten Platz und einen Akku von Exide suchte man vergebens.
Neue Herausforderungen
Kurz vor einer Zeitenwende, in der Stromspeicherung und -generierung im Automobil im Fokus stehen, ist es interessant, wie sich die Batteriehersteller darauf vorbereiten. Banner, Exide, Johnson Controls und Bosch sind bereits im Bereich Micro-Hybride gut aufgestellt. Mit der neuen Technologie AGM („Absorbent Glass Mat“) sollen nach Einschätzungen von Johnson Controls im nächsten Jahr bereits 2,5 Millionen Micro-Hybrid Fahrzeuge wie bspw. der Honda Insight vom Band rollen. Auch bei Banner ist man sich sicher: „Micro-Hybrid-Antriebe mit Start-Stopp-Systemen werden in den nächsten Jahren in Europa flächendeckend bei nahezu allen Fahrzeugen eingesetzt werden“, erklärte Geschäftsführer Andreas Bawart. Die Batterie auf AGM-Basis ist im Vergleich zum Lithium-Ionen-Akku momentan noch um den Faktor zehn billiger, heißt es bei Banner. Johnson Controls engagiert sich derweil auch im Bereich Li-Ion-Technologie. Seit 2006 kooperiert man mit einem französischen Spezialisten mit standesgemäßem Namen: Beim Jointventure-Partner handelt es sich um die Saft-Groupe. Martin Schachtner
Kundenbindung
Ansprache
Die Starterbatterie ist einem normalen Alterungsprozess ausgesetzt. Besonders über die Wintermonate und bei häufigen Kurzstreckenfahrten werden die Stromspender sehr stark in Mitleidenschaft gezogen. Das kann sich negativ auf die durchschnittliche Lebensdauer von etwa sieben Jahren auswirken. Ihren Kunden ist das meist nicht bewusst. Sensibilisieren Sie diese für das Thema Batterie, bieten Sie kostenlose Tests an und geben Sie Tipps. Beim Wechsel kann es nicht schaden, die nächsthöhere Batterielinie einzubauen. Die Preisdifferenz ist nur gering, die Lebensdauer deutlich höher.
- Ausgabe 4/2010 Seite 80 (299.2 KB, PDF)