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Süße Sorgen

15.04.2011 12:02 Uhr

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Jahresbilanz 2010

Bei der Jahrespressekonferenz hinterließen ZDK-Präsident Robert Rademacher und seine beiden Stellvertreter einen vergleichsweise entspannten Eindruck. Die Krise scheint überwunden, sorgenfrei ist man deswegen nicht.

Wenn die obersten Repräsentanten einer Branche trotz Umsatzverlusten mit dem Geschäftsverlauf des vergangenen Jahres nicht unzufrieden sind, dann muss etwas Besonderes passiert sein. Das Besondere war bekanntlich die Abwrackprämie im Jahr 2009. Durch die Vorzieheffekte sanken im vergangenen Jahr die Erlöse im Neuwagengeschäft um 12,5 Prozent auf 52,15 Milliarden Euro und damit der Gesamtumsatz des Kfz-Gewerbes um 3,2 Prozent auf 130 Milliarden Euro. Der für die Rendite entscheidende Umsatz im Servicegeschäft stieg aber um drei Prozent auf 29 Milliarden Euro. Und deshalb zeigten sich ZDK-Präsident Robert Rademacher und sein Stellvertreter, Bundesinnungsmeister Wilhelm Hülsdonk, auf der Jahrespressekonferenz des ZDK Mitte März in Berlin sehr entspannt.

Als Gründe für das gute Servicegeschäft nannte Hülsdonk die gesamtwirtschaftliche Erholung, wodurch die Jahresfahrleistung sowohl von privater als auch von gewerblicher Seite wieder anstieg. Zudem seien viele der 3,8 Millionen neu zugelassenen Pkw aus dem Abwrackprämien-Jahr nun erstmals zur Inspektion in die Werkstätten gekommen. Gleichzeitig sei der befürchtete Servicenachfrage-Rückgang, der aufgrund der Verschrottung eines Teils des Fahrzeugbestands für das Jahr 2010 vielfach erwartet wurde, nicht eingetreten. Erneut nutzte der Bundesinnungsmeister in Berlin die Gelegenheit, um vor einer Ausweitung der „Rabattitis“ auf den Bereich After-Sales zu warnen: „Wir beobachten, dass auch im Servicegeschäft die Renditen schwinden.“

Keine Subventionen für E-Autos

Das liegt unter anderem an nicht kostendeckenden Servicepaketen und den All-inclusive-Flatrates, die inzwischen als Verkaufsinstrument die Rabattsucht beim Neuwagenverkauf in die Werkstatt verlagern – es ist auf Dauer ungesund für unsere Branche, den Neuwagenvertrieb durch spätere Serviceleistungen mit Quersubventionen zu stützen.“ Auch staatliche Subventionen sind nicht unbedingt Hülsdonks Sache, zumindest wenn es um die Elektromobilität geht. Den Forderungen der Automobilindustrie nach einer Anschubfinanzierung der ersten E-Mobile mochte er sich jedenfalls jetzt noch nicht anschließen. Die Frage stelle sich erst dann, wenn eine bestimmte Angebotsbreite existiere, die Preise sich eingependelt hätten und vor diesem Hintergrund die Marktakzeptanz geprüft werden könne. „Wir sind der Meinung, dass sich auch Elektrofahrzeuge im Wettbewerb behaupten müssen. Eine längerfristige, über die bloße Anschubförderung hinausgehende Subventionierung des Verkaufs solcher Fahrzeuge wäre jedoch weder wirtschaftlich noch ordnungspolitisch vertretbar“, so der Bundesinnungsmeister. Sinnvoll erscheine hingegen, zahlreiche Möglichkeiten nicht-monetärer Förderung der Elektromobilität zu nutzen, etwa mit Hilfe von Wechselkennzeichen. Denkbar sei auch die Privilegierung von Elektrofahrzeugen im Verkehr, so etwa in Ballungsräumen durch Einrichtung von Sonderparkplätzen oder das Recht zur Benutzung von Busspuren.

Apropos Fahrzeughandel: Im abgelaufenen Geschäftsjahr florierte der Ge- brauchtwagen- und vor allem der Nutzfahrzeughandel. So stiegen die GW-Umsätze im Markenhandel um 2,7 Prozent auf 31,3 Milliarden Euro. Die Einnahmen mit neuen Nutzfahrzeugen wuchsen gar um 30 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro, mit gebrauchten Nutzfahrzeugen um 9,2 Prozent auf 3,6 Milliarden Euro. Insgesamt sei das vergangene Jahr für die Branche deutlich besser gelaufen als erwartet, sagte ZDK-Präsident Rademacher in Berlin. „Im Händlerdurchschnitt bewegte sich die Umsatzrendite für das Jahr 2010 zwischen 1,3 und 1,5 Prozent“, berichtete er. Zufrieden sei man damit aber nicht. „Wir streben ein Renditeniveau nach der alten Kaufmannsregel an, die besagt, dass die Handelsrendite der Hälfte der Industrierendite entsprechen sollte. Davon sind unsere Händler derzeit noch weit entfernt.“ Als „Süße Sorgen“ bezeichnete Rademacher den Umstand, dass aktuell viele Handelskollegen über zu wenig verfügbare Ware klagen würden. Das betreffe sowohl den Neuwagen- als auch den Gebrauchtwagenhandel.

Der seit Jahren anhaltende Strukturwandel im Kfz-Gewerbe habe sich auch im vergangenen Jahr fortgesetzt, so der ZDK-Präsident weiter. Zum Jahreswechsel zählte die Branche bundesweit insgesamt 38.050 Kfz-Betriebe, 250 weniger als Ende 2009. Davon waren 18.100 fabrikatsgebunden und 19.950 freie Werkstätten. Auch die Zahl der Mitarbeiter sank um 3.000 auf insgesamt 453.000 Personen.

Händler ab 2013 schutzlos?

Nach wie vor sei das Kraftfahrzeuggewerbe eine der wichtigsten Ausbildungsbranchen im Handwerk, betonte Rademacher. So wuchs die Zahl der neuen Ausbildungsverhältnisse laut Verband im vergangenen Jahr um vier Prozent auf 23.150. Insgesamt befanden sich Ende des vergangenen Jahres 87.700 junge Menschen in einem Ausbildungsverhältnis im Kfz-Gewerbe, das sind 4,3 Prozent mehr als Ende 2009.

Deutliche Kritik übte Ulrich Fromme, als zweiter Stellvertreter Rademachers für die Handelsthemen im Verband zuständig, erneut an der vergangenen Jahr beschlossenen Abschaffung der bisherigen Kfz-Gruppenfreistellungsverordnung für den 1. Juni 2013. Dadurch entfielen ersatzlos einige Vorschriften, die den Besonderheiten des Autohandels Rechnung trügen, z.B. die zweijährige Kündigungsfrist oder die Möglichkeit zum Verkauf des Händlervertrags an einen Markenkollegen ohne Zustimmung des Automobilherstellers. Europaweit einheitliche Regelungen zu den vertraglichen Beziehungen zwischen Herstellern und Händlern werde es dann nicht mehr geben – weder branchenspezifisch noch branchenübergreifend.

Daher setze sich der ZDK gemeinsam mit dem europäischen Kfz-Dachverband CECRA in Brüssel dafür ein, die seit 1986 geltende EU-Handelsvertreter-Richtlinie RL 86/653 zu modifizieren und damit auch für Vertragshändlersysteme anwendbar zu machen. Dazu gehöre eine Mindestkündigungsfrist von zwei Jahren und die Regelung, dass der Automobilhersteller bei Beendigung des Händlervertrages Ersatz für die noch nicht amortisierten Investitionen zu leisten habe, die auf sein Geheiß vorgenommen wurden. Die Modifizierung der Handelsvertreter-Richtlinie sei für den ZDK ein gangbarer Weg, dem nachvollziehbaren Schutzbedürfnis der Vertragshändler auch nach dem 1. Juni 2013 auf Basis einer europäischen Richtlinie Rechnung zu tragen, so Fromme. Sorgen bereiten den Kfz-Betrieben laut Präsident Rademacher zudem steigende Kosten und wachsender Aufwand durch bürokratische Auflagen.

Überbordende Bürokratie belastet

Inzwischen seien umfangreiche Informationspflichten bei vielen Dienstleistungen im Autohaus zu erfüllen, wie etwa bei der Pkw-Energieverbrauchskennzeichnung, bei Verbraucherdarlehensverträgen, bei der Vermittlung von Versicherungsprodukten und zukünftig auch bei Fahrzeugreifen. Sie führten zu einer Papierflut, mit der das eigentliche und für den Verbraucher sinnvolle Anliegen von mehr Transparenz ins Gegenteil verkehrt werde. „Inzwischen wird zu jedem Fahrzeug ein ganzer Baum in Form von Papier mitgeliefert“, so Rademacher. Der ZDK werde sowohl in Brüssel als auch in Berlin dagegen kämpfen, den kleinen und mittelständischen Unternehmen immer mehr bürokratische Fesseln anzulegen. ng

Service für Sicherheit

Familientage

Mit „FamilienMobil - Sicherheit fährt mit“ stellte Hülsdonk in Berlin eine neue Initiative für Verkehrssicherheit vor. Sie wurde vom Kfz-Gewerbe gemeinsam mit dem VDA und den Teileherstellern im Verein Freier Ersatzteilemarkt (VREI) entwickelt. Dabei stünden die Familie und das Thema „Sicherheit“ im Vordergrund. Die Aktionsphase sei rund um den Internationalen Tag der Familie am 15. Mai geplant. „Für uns im ZDK ist diese Initiative ein guter Weg, die Kfz-Betriebe als seriöse und kompetente Partner für Sicherheit und Service zu positionieren“, so Hülsdonk. Ziel der Aktion sei es, über die Ansprache neuer Zielgruppen die Wartungsfrequenz zu erhöhen und damit die Sicherheit von Familienfahrzeugen auf deutschen Straßen zu verbessern. Pünktlich zum Internationalen Tag der Familie, 15. Mai 2011, startet die familienfreundliche Serviceoffensive bundesweit mit einer zweiwöchigen Aktionsphase. Beim FamilienCheck kontrollieren die teilnehmenden Werkstätten unter anderem Beleuchtung, Reifen, Bremsen sowie die Kindersicherungssysteme der Kundenfahrzeuge. Betriebe, die sich an der Aktion beteiligen möchten, können Werbemittel direkt über ihre Innung bestellen.

Umsatz Kfz-Gewerbe 2010

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