Kurzfassung
Bis ein Kfz-Ersatzteil in die Werkstatt geliefert werden kann, hat es einen weiten Weg hinter sich: vom Hersteller in den Großhandel und von dort in die Verteilung. Carat hat deshalb weiter in die Logistikinfrastruktur investiert.
Bis ein Ersatzteil in der Werkstatt angeliefert und verbaut werden kann, hat es schon einen weiten Weg hinter sich. Eine funktionierende Teileversorgung durch den lokalen Großhändler setzt eine funktionierende Beschaffungslogistik voraus, vor allem muss der stationäre Teilegroßhandel stets lieferfähig sein. Um die Belieferung der eigenen Gesellschafter zu verbessern, hat die Handels-Kooperation Carat jetzt ein Lager in Nürnberg in Betrieb genommen - zusätzlich zum bestehenden Zentrallager in Castrop-Rauxel.
"Damit tilgen wir die weißen Flecken in Süddeutschland", erklärt uns Carat-Geschäftsführer Christian Gabler bei unserem Besuch in Nürnberg. Noch vor der offiziellen Eröffnung am 11. März haben wir einen Blick in die Logistikimmobilie im Nürnberger Hafen werfen dürfen.
Die Strategie dahinter: Carat will wachsen und weitere Gesellschafter finden. "Wir können aber nur größer werden, wenn wir auch mehr Infrastruktur bieten", erklärt Christian Gabler. Das Kalkül: Carat erlaubt potenziellen neuen Gesellschaftern die Nutzung der Logistikinfrastruktur. Dies steht Unternehmen offen, die als Kommanditist von ad-Cargo unternehmerisch ein geringes Risiko eingehen. Wenn sich das Angebot auszahlt, so die Strategie, werden diese neuen Partner irgendwann zu vollwertigen Gesellschaftern der Carat.
Die Rechnung, über eine möglichst niedrige Einstiegsschwelle neue Partner zu generieren, könnte aufgehen: Schließlich bietet Carat überzeugende Leistungen: eine funktionierende Belieferung, automatisches Bestandsmanagement, gute Konditionen beim Einkauf durch Mengenbündelung für Gesellschafter sowie topgepflegte Kataloge. Christian Gabler: "Da sind wir weit vorne, das bietet auf diesem Niveau im Pkw- und Nfz-Bereich keine andere Kooperation in Deutschland." In strategischen Allianzen sieht er einen gangbaren Weg wie sich der Mittelstand im Kfz-Teilegroßhandel gegenüber den Konzernstrukturen langfristig behaupten kann.
Es geht um IT-Infrastruktur und gebündeltes Einkaufsvolumen sowie um logistische Stärken. Daher schließt Christian Gabler auch die Zusammenarbeit mit Wettbewerbern nicht aus, wenn es darum geht, bei aller Eigenständigkeit die Kosten zu teilen. "Logistik ist ein Bereich, in dem das gut funktionieren würde", ist Gabler überzeugt.
Carat geht dabei in Vorleistung. So wurde beispielsweise sehr viel Geld in die Pflege der digitalen Kataloge investiert: Im elektronischen Katalog (Elekat) der Carat wurde ein eigener Sub-Katalog für nichtverbundene Teile eingebunden, also Pflegemittel oder Zubehör. "Diese Teile sind sonst extrem schwer zu finden, wir haben sie jetzt integriert", erläutert Gabler die Vorteile. Dies erleichtert Werkstätten das Auffinden von Teilen und die Bestellung. Und: Alle Bestellungen der Werkstatt gehen in den gleichen Warenkorb.
"Die Daten für den Katalog stellen wir unseren Gesellschaftern veredelt zur Verfügung", so Gabler. "Veredelung heißt hier: mit aussagekräftiger Produktbeschreibung und endverbraucherorientiert mit ordentlichem Bild." Dazu betreibt Carat ein eigenes Fotostudio, um alle Artikel in der gleichen hohen Qualität zu fotografieren.
- Ausgabe 2/2023 Seite 40 (832.6 KB, PDF)
Fragen an ...
asp: Warum hat Carat ein weiteres Lager in Nürnberg eröffnet?
Christian Gabler: Man muss die Eröffnung des Lagers unter zwei Gesichtspunkten sehen: Zum einen verbessern wir mit dem zusätzlichen Lager in Nürnberg die Lieferfähigkeit im Süden Deutschlands. Zum anderen geht es darum, die Voraussetzung zu schaffen, um unsere Expansionsstrategie mit neuen Gesellschaftern fortzusetzen. Wir sind als Kooperation auf der Suche nach weiteren Gesellschaftern, denen wir attraktive Bedingungen bieten möchten.
asp: Wer wird aus Nürnberg derzeit beliefert?
C. Gabler: Das sind stationäre Händler, die sich zusätzlich durch uns als wettbewerbsneutrales Lager versorgen lassen. Die Untertagbelieferung findet je nach Standort zwischen ein- und dreimal täglich statt. Insgesamt fahren wir derzeit bis zu 13 Touren täglich und beliefern ab Nürnberg einen Radius von rund 180 Kilometern zwischen München und Würzburg.
asp: Carat bietet Händlern die Möglichkeit, als Kommanditist das Lager zu nutzen - wie sieht das konkret aus?
C. Gabler: Jeder Kommanditist der ad-Cargo bekommt durch unseren Katalog Zugang zum gesamten Portfolio. Wir haben zuletzt viele interessierte Unternehmen angesprochen; 13 neue Kunden sind derzeit in der Prüfung und nutzen unser Lager. Der Nutzen ist für die Partner vor allem im Bestandsmanagement enorm. Wir bieten als neuen Service eine automatische Disposition aus dem Lager heraus - das Stichwort lautet "Vendor Managed Inventory" (VMI). Das heißt konkret, dass wir eine Schnittstelle in das Warenwirtschaftssystem des Händlers haben und je nach Bedarf automatisch liefern. Unser Analysetool berechnet den Bedarf und macht eigenständig einen Dispositionsvorschlag. Dadurch sparen Partner eine Menge Geld, aber vor allem wirkt es dem Fachkräftemangel entgegen.