Kurzfassung
Vereinfachte und transparente Teileauswahl über alle Qualitätsstufen auf einer Plattform - so lautet das Versprechen von Auteon an Werkstätten. Bestehende Händlerrabatte kann die Werkstatt dabei weiter nutzen.
asp: Was ist die Idee hinter Auteon?
F. Pinger: In der Regel nutzen Werkstätten heute mehrere Kanäle, um Kfz-Ersatzteile einzukaufen. Der Vergleich bei den jeweiligen Herstellern ist für Werkstätten jedoch kompliziert und zeitaufwendig. Neben ihren bevorzugten Großhändlern nutzen sie auch Online-Plattformen oder beziehen Originalteile von einem OE-Händler. Wir führen die Ersatzteilsuche der Werkstätten zusammen und zeigen die Angebote all ihrer eigenen Lieferanten auf einen Blick. Die Betonung liegt auf "eigene" - das unterscheidet uns von den klassischen B2B-Plattformen wie Ebay oder Tyre24. Unser Anspruch ist, dass wir die Lieferanten integriert haben, die die Werkstatt auch jetzt schon nutzt. Dabei agiert Auteon neutral am Markt.
asp: Was sehen die Werkstätten in Ihrer Software?
F. Pinger: Den Nutzern ist es möglich, neben den Preisangaben auch die Klassifizierung der Produktqualitäten einzusehen. Werkstätten können auf einen Blick nachvollziehen, ob es sich um ein Original-, Ident- oder Nachbauteil handelt. Für die meisten Nutzer ist nicht der Preis das wichtigste Kriterium, sondern die Verfügbarkeit, die wir auf unserer Plattform kenntlich machen. Die Suche wird über die VIN, direkt über die OE-Nummer oder über die Ident-Teilenummer gestartet. Was den Preis betrifft, so zeigen wir nicht nur die Großhandelspreise, sondern auch die "Straßenpreise" von Amazon, Ebay, Kfz-Teile 24. Diese Einkaufsquellen sind zwar für die Werkstatt selbst weniger relevant. Aber Werkstätten wollen durchaus wissen, welchen Preis der Endkunde in einem B2C-Shop bekommt. Das ist wichtig für die eigene Kalkulation. In Zukunft wollen wir auch noch zusätzlich Reparaturund Wartungsanleitungen als buchbare Option anbieten.
asp: Aber grundsätzlich vergleichen Werkstätten die Preise ja heute auch schon im Netz - wo liegt der Vorteil?
F. Pinger: Wir haben viele Werkstätten befragt und erkannt, dass sehr viele Ressourcen mit der Teilebeschaffung verbunden sind. Aus ihrer Sicht verbringen Kfz-Werkstätten zu viel Zeit damit, die Teile zu identifizieren und zu vergleichen. Das gilt vielleicht nicht unbedingt bei Standard- Bremsscheiben, aber bei kostenintensiven Produkten wie Getriebe, Motorteile oder Turbolader eben schon. Klassisch sucht die Werkstatt die Originalteilenummer und schaut dann in den verschiedenen Handelskatalogen und in den Portalen nach, muss also mehrere Suchvorgänge hintereinander starten.
asp: Ist Auteon eine Art Preisvergleichs-Plattform ähnlich wie Idealo oder Check 24?
F. Pinger: Nein, das eben gerade nicht. Unser Ansatz unterscheidet sich stark von den herkömmlichen Handels- und Vergleichsplattformen. Zunächst richtet sich unser Angebot ausschließlich an Werkstätten und damit nicht an Endkunden. Durch den Fokus auf die Abbildung der bereits existierenden Handelsbeziehungen und die Integration der individuellen Konditionen zwingen wir eine Werkstatt nicht zu neuen Händlern. Auf anderen Plattformen gibt es zwar bereits Vergleichsmöglichkeiten, dabei sind aber oft nicht die für die Werkstatt relevanten Händler dabei, die einen Großteil des Einkaufsvolumens der Werkstatt abbilden. Wir führen den Gesamtprozess der Identifikation, des Vergleichs auf mehreren Ebenen und der Bestellung für die Werkstatt effizient zusammen und haben dadurch einen fundamental anderen Ansatz als die anderen genannten Portale. Die Anwender können die Teile nicht nur aussuchen, sondern auch in den Warenkorb legen und damit bestellen.
asp: Was sagen denn die etablierten Großhändler zu dieser neuen Transparenz?
F. Pinger: Wir sind seit Mitte des Jahres in Gesprächen mit einigen großen Marktteilnehmern. Der Handel versteht, dass wir eben kein B2B-Preisvergleichsportal wie Idealo oder Booking.com sind, die sich rein auf den Preisvergleich konzentrieren. Bei uns kann sich der Handel durch Service und gute Performance profilieren, wir bilden auch die unterschiedlichen Bonusmodelle ab. Vergleich bedeutet bei uns immer ein Viereck aus Qualität, Verfügbarkeit, Service und Preis.
asp: Können die Händler einen "Auteon-Preis" ausgeben?
F. Pinger: Wenn ein Händler direkt bei uns angebunden ist, kann er die Preislogik frei bestimmen. Es ist ja bekannt, welche Werkstatt bei uns die Software nutzt, insofern kann auch der Handel sein Preisgefüge für bestimmte Kundengruppen bei uns abbilden - inklusive Rabatt- und Bonussystemen. Aber im Sinne des Neutralitätsgedankens hat Auteon selbstverständlich keinen Einfluss auf die Preisgestaltung.
Interview: Dietmar Winkler
Die Geschäftsidee von Auteon
Das Münchner Automotive-Start-up Auteon GmbH ist Betreiber der gleichnamigen Kfz-Ersatzteile-Plattform. Mit dem digitalen Angebot, das auf freie Werkstätten zielt, soll der Kfz-Ersatzteilemarkt transparenter und die Prozesse rund um Identifikation, Auswahl und Bestellung von Ersatzteilen beschleunigt werden.Die Plattform erlaubt eine einfache Identifikation von Ersatzteilen und den schnellen Vergleich hinsichtlich Preis, Verfügbarkeit und Qualität auf über 50 Plattformen für Kfz-Teile. Derzeit sind 800 Werkstätten bei Auteon registriert. Werkstätten erhalten einen transparenten Vergleich über alle relevanten Lieferanten und alle Qualitätsstufen eines Ersatzteils (Original-Teil, Original-Identteil, Nachbauteil, Remanufactured und Gebraucht-Artikel). Auteon selbst sieht sich als neutraler Dienstleister und beeinflusst nach eigenen Angaben weder die Auswahl der Lieferanten noch die Auswahl von Produkten und Herstellern. Werkstätten können ihr gewohntes Lieferanten- und Produktportfolio weiterhin nutzen. Auch werkstattspezifische Preiskonditionen und Bonusmodelle werden dabei berücksichtigt. Noch bis Jahresende ist die Teilnahme für Werkstätten kostenlos. Danach soll der Dienst monatlich 39 Euro kosten. Auteon beschäftigt aktuell 14 Mitarbeiter und hat Standorte in München und Berlin.
- Ausgabe 11/2020 S.50 (587.7 KB, PDF)