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Viel Arbeit, wenig Geld?

16.12.2009 12:02 Uhr

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Handwerkerbörsen

Immer mehr Menschen vergeben Werkstattaufträge über Handwerksportale. Und immer mehr Werkstätten nutzen sie, um neue Kunden zu gewinnen. Die Erfahrungen von Werkstattinhabern sind zwar grundsätzlich positiv – aber es gibt auch gravierende Nachteile.

Die Online-Werkstattwahl und -beauftragung erfreut sich wachsender Beliebtheit. Das bekannteste und größte Handwerkerportal MyHammer verzeichnet derzeit über eine Million Nutzer, pro Monat werden dort durchschnittlich 50.000 neue Ausschreibungen eingestellt – für Bauvorhaben über Haushaltsprojekte bis hin zu Kfz-Arbeiten. Nach „Garten und Landschaftsarbeiten“ ist die Kategorie „Kfz, Motorrad, Boote“ dort mittlerweile die zweitstärkste. Zwischen Januar und Anfang November 2009 wurden bei MyHammer monatlich rund 5.000 Kfz-Aufträge ausgeschrieben, Tendenz steigend, wie Niels Genzmer, Director Corporate Communications bei MyHammer, meldet. „Dies ist insbesondere hinsichtlich der so genannten Abwrackprämie bemerkenswert. Von einem Rückgang der Aufträge für Kfz-Reparaturen kann bei MyHammer jedenfalls keine Rede sein.“ Das zweitgrößte Handwerkerportal Blauarbeit.de splittete seine Bereiche vor einem Jahr auf und führt das Kfz-Segment nun unter Autohelden.de. Dort werden jeden Monat circa 900 neue Aufträge eingestellt. Aktuell sind bei Autohelden.de 4.200 Auftraggeber registriert, denen ungefähr 750 registrierte Werkstätten gegenüberstehen. „Seit dem Launch im Dezember 2008 beobachten wir stetig wachsende Zahlen sowohl bei den eingestellten Aufträgen als auch bei den Auftraggebern und -nehmern“, betont Ramin Ziai, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft Portal United.

Mehr Arbeit, aber weniger Umsatz

Dass über die Portale tatsächlich Aufträge und damit Kunden in die Werkstatt kommen, bestätigt Werkstattinhaber Salomidis. „Allerdings kann man hier nicht mit normalen Preisen arbeiten.“ Er achte jedoch darauf, dass seine Gebote so hoch sind, dass seine Werkstatt damit überleben könne. „Allerdings bekommt nicht immer der billigste Anbieter den Zuschlag. Wir konnten auch mit einem höheren Gebot schon Kunden gewinnen“, erklärt Salomidis. „Einige kamen auch deshalb lieber zu uns, weil wir uns als professionelle Kfz-Werkstätt mit Foto, Meisterbrief und allen Zertifikaten präsentieren und nicht wie ein Hinterhofschrauber.“ Er hofft, dass die Qualität seiner Arbeit für sich spricht und die Kunden, die aufgrund einer Ausschreibung das erste Mal in seiner Werkstatt waren, auch wiederkommen. Markus Grünewald, der bereits seit über zwei Jahren auf Ausschreibungsportalen präsent ist, berichtet, dass seiner Werkstatt etwa dreißig bis vierzig Prozent dieser Kundengruppe treu blieben. „Wenn man neu startet, sind diese Plattformen fast schon unbezahlbar, um neue Kunden zu finden“, lautet sein Fazit. Er machte sich im August 2006 in Kiel selbständig und erhielt im ersten Jahr rund 15 Aufträge über Auktionsportale.

Mit Qualifikationsnachweis

Doch das war nicht der einzige Vorteil, den er daraus zog: Er nutzt die positiven Bewertungen in seinen Portalprofilen, um Neukunden, die über Empfehlungen oder seine eigene Website auf ihn aufmerksam wurden, von seiner Kompetenz zu überzeugen. „Diese Referenzen sind wirklich sehr wertvoll für mich.“ Auch Grünewald bestätigt, dass es bei den Aufträgen in den Portalen in erster Linie um einen günstigen Preis geht. „Die Margen sind denkbar schmal. Das lohnt sich nur, wenn man ansonsten Leerlauf hätte.“ Ein negativer Punkt sind für ihn die Reparaturerweiterungen und die von Kunden mitgebrachten Ersatzteile. „Beides kommt öfter vor, als mir lieb ist. Wenn Teile nicht passen oder gar nicht verbaut werden dürfen, dann ist es mitunter recht zeitaufwändig, das anständig zu erklären.“ Allerdings gab es über die Portale aber auch schon richtig gute Aufträge, wie etwa den Einbau von Wegfahrsperren oder Alarmanlagen. „Diese Arbeiten mögen viele Werkstätten nicht so gerne, als Kraftfahrzeugtechnikermeister mit dem Schwerpunkt Elektrik/Elektronik ist es aber genau meine Spezialität.“ Mittlerweile tummelt sich Grünewald deutlich weniger in den Online-Portalen, da er dank gestiegenem Bekanntheitsgrad und besserer Auslastung weniger auf diese Aufträge angewiesen ist. Dietmar Wilms, der seine Werkstatt in Mönchen-gladbach Anfang 2006 eröffnete und heute fünf Mitarbeiter beschäftigt, wundert sich häufig über die Preise mancher Kollegen. Er ist bereits seit zwei Jahren bei MyHammer aktiv und erwirtschaftet rund die Hälfte seines Umsatzes mit diesen Aufträgen. „Wenn ein Gebot auffallend niedrig ist, liegt die Vermutung natürlich nahe, dass es sich um einen Schwarzarbeiter handelt oder um einen Anbieter, der nicht das passende Gewerbe ausübt“, sagt Wilms. Die Betreiber der Portale bemühen sich zwar darum, dieses Problem über die individuelle Überprüfung von Meisterbriefen, Gewerbeanmeldungen und Zertifikaten in den Griff zu bekommen. „Ob ein Auftragnehmer ausreichend qualifiziert ist, obliegt jedoch – genauso wie außerhalb des Internets auch – der Überprüfungspflicht des Auftraggebers“, fasst Niels Genzmer von MyHammer zusammen. „Im Übrigen kann man jederzeit bei jedem Anbieter sehen, mit welchen Qualifikationen er oder sie bei welchen Aufträgen Angebote abgeben. Das gilt auch für die Handwerkskammern und den Zoll.“ Bei Autohelden.de können auf Aufträge, die nur von einer entprechend qualifizierten Werkstatt ausgeführt werden sollen oder dürfen, auch nur die Dienstleister ein Gebot abgeben, deren Unterlagen zuvor vom Portalbetreiber überprüft werden. Jedem Hinweis auf Verstöße werde nachgegangen. „In aller Regel reagieren wir sehr schnell und sprechen Sanktionen, wie zum Beispiel Verwarnungen und Nutzungssperren, aus“, sagt Markus Ziai. Jenseits des niedrigen Preisniveaus stört Dietmar Wilms auch, dass fast jeder zweite Portalkunde Ersatzteile selbst mitbringt. „Die Qualität dieser Teile ist meistens schlecht. Viele ersteigern Billigkrempel über Ebay, der dann doch nicht passt“, sagt Wilms. Ein weiterer Knackpunkt sind die zehn Prozent der Kunden, die seiner Werkstatt im Portal zwar den Zuschlag gegeben haben, aber dann doch nicht erscheinen.

Gut für die Werkstattauslastung

„Wir bezahlen für jeden vermittelten Auftrag eine Provision an MyHammer. Wenn ein Kunde nicht erscheint, ist es nicht leicht, diese Provision zurückzubekommen“, so Wilms. Außerdem dürfe die Arbeit nicht unterschätzt werden, die das Beantworten der Ausschreibungen verursacht. Täglich kommen dadurch 50 bis 70 Mails in seinem Postfach an, die Bearbeitung nehme durchaus einige Stunden in Anspruch. Doch unterm Strich überwiegen für Dietmar Wilms die Vorteile: „Die Ausschreibungsportale sind gerade für freie Werkstätten eine gute Möglichkeit, sich einen Kundenstamm aufzubauen und Auslastung zu generieren.“ E.E. Ernst

Tipps für Kfz-Unternehmer

Handwerkerportale nutzen

Man kann diese Art der Auftragsbeschaffung gut finden oder nicht: Angesichts der steigenden Nutzerzahlen der Handwerksportale und der wachsenden Durchdringung des Internets im Alltag wird sich die Ausschreibung von Kfz-Arbeiten wohl weiter durchsetzen. Werkstattinhaber, die überlegen, sich daran zu beteiligen, sollten folgende Punkte beachten:

Sie müssen Ihre Kalkulation im Griff haben und Ihre unternehmensindividuellen Preisuntergrenzen kennen, um bei diesen Aufträgen nicht draufzulegen.

Lassen Sie sich selbst bei attraktiveren Aufträgen nicht von Billigangeboten Ihrer Kollegen unter Druck setzen.

Sorgen Sie dafür, dass Ihr Unternehmensprofil auf den Handwerkerportalen Nachweise sämtlicher Qualifikationen enthält. Der Meisterbrief ist ein Muss, aber auch Nachweise der Innungsmitgliedschaft sowie etwa Berechtigungen zu Gasanlagenprüfung, Fortbildungen im Bereich Klima und Standheizung sollten Sie einstellen. Falls möglich auch ein Foto Ihrer Werkstatt. Das trägt dazu bei, Vertrauen aufzubauen.

Wenn ein Kunde Fremdteile mitbringt: Überprüfen sie genau, ob es sich um ein in Deutschland zugelassenes Ersatzteil oder Einbauteil handelt, ob es in einwandfreiem Zustand ist und Sie mit dem Einbau keinerlei gesetzliche Vorschriften verletzen. Damit minimieren Sie Haftungsprobleme. Vermerken Sie sowohl auf dem Reparaturauftrag als auch auf Ihrer Rechnung, welche Teile oder Einbauten vom Kunden gestellt wurden.

Sorgen Sie dafür, dass diese Kunden wiederkommen. Saubere Arbeit und Pünktlichkeit sind selbstverständlich. Darüber hinaus kann zum Beispiel eine Kundenkarte mit geldwerten Vorteilen oder ein Gutschein für einen Rabatt beim nächsten Ölwechsel für ein Wiedersehen sorgen.

Arbeiten Sie auch bei diesen Aufträgen ausschließlich gegen Rechnung: Es herrscht vollkommene Transparenz über Ausschreibungen, Gebote und Zuschläge – auch Fiskus und Zoll können Einblick nehmen.

Nutzen Sie die Bewertungen Ihrer Leistungen für Ihre Werbung jenseits der Portale: Weisen Sie auf Ihrer Website und auf Flyern auf Ihr Profil bei Handwerksportalen hin. Damit können sich Neukunden einen ersten positiven Eindruck verschaffen.

Im Internet

Die Börsenprofis

Das Ranking der wichtigsten in Deutschland aktiven Handwerkerportale:

www.my-hammer.de

www.blauarbeit.de

www.jobdoo.de/

www.undertool.de/

www.quotatis.de/

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