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Werkstatthelfer Teil 3: Für geschmeidige Hände

21.06.2018 11:00 Uhr

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Zwischen vier und sechs Paar Handschuhe braucht Kfz-Mechaniker Ronny Dörk pro Tag. "Tatsächlich verwende ich Handschuhe bei allen Tätigkeiten, bei denen man sich die Hände schmutzig machen kann", erzählt er. Gerade in öligen Umgebungen, im Motorraum, bei der Arbeit mit Chemikalien wie Kältemittel oder bei Reparaturarbeiten an Elektro- und Hybridfahrzeugen ist der entsprechende Schutz der Hände unerlässlich. "Einerseits aus Sicherheits-, aber auch aus Hygienegründen. Wenn man keine Handschuhe trägt, ist der Dreck nach ein paar Tagen so tief in den Poren, dass man ihn selbst mit viel Schrubben kaum noch herausbringt", weiß der Mechaniker, der bei Kfz-Neuhofer in Gröbenzell arbeitet, aus eigener Erfahrung.

Relevanz steigt

Dabei war das Tragen von Handschuhen nicht immer so beliebt. "Aussagen wie: mit Handschuhen habe ich kein Gefühl und kann nicht arbeiten, nehmen aber zum Glück ab", weiß Klaus Diethelm, der bei Stahlgruber im Produktmanagement unter anderem für den Bereich Arbeitsschutz zuständig ist. "Gerade jüngere Mitarbeiter haben heute den Anspruch, dass ihre Haut und ihre Hände ordentlich aussehen", erzählt er. Seit rund fünf Jahren gewinnt das Thema seiner Ansicht nach in Werkstätten an Bedeutung. "Teilweise aus persönlichen Gründen, aber auch weil die Berufsgenossenschaften mehr Aufklärungsarbeit betreiben und es Dienstleister wie Partslife gibt, die auf Gefährdungsbeurteilung in der Werkstatt spezialisiert sind", so Klaus Diethelm. Auch in der Ausbildung werde der Umgang und Einsatz der richtigen Arbeitsschutzmaßnahmen gelehrt.

Ronny Dörk erinnert sich: "Ich habe das Tragen von Handschuhen nach meiner Ausbildung einfach ausprobiert, weil es angenehmer ist. Inzwischen hat sich das aber in den meisten Werkstätten durchgesetzt." Dabei sei es zu Beginn schon ein komisches Gefühl gewesen mit Handschuhen zu arbeiten, "aber mit der Zeit spürt man sie kaum noch", so der Mechaniker.

Denn nicht nur die Sensibilität für das Thema selbst hat zugenommen, auch die Materialien und die Qualität der Handschuhe haben sich weiterentwickelt. So werden heute statt Latex-Einweghandschuhen, die Allergien auslösen können, vor allem Nitril-Einweghandschuhe verwendet. Dieser Kunststoff ist besser verträglich, sehr elastisch und reissfest. "Auch Handschuhe aus Leder werden kaum noch benutzt, da Leder sehr steif ist und nicht die notwendige Feinfühligkeit zulässt", weiß Klaus Diethelm. Stattdessen setze sich zum Beispiel PU (Polyurethane) als Material für mehrfach verwendbare Handschuhe immer mehr durch.

Um die Qualität und die Eignung von Werkstatt-Handschuhen im betrieblichen Kontext beurteilen zu können, werden sie nach speziellen Normen bewertet ( siehe auch Interview Klaus Diethelm Seite 36). Gemäß der DIN EN 388 sind mechanische Schutzhandschuhe beispielsweise nach Kriterien wie Abriebfestigkeit, Schnittfestigkeit, Durchstichfestigkeit oder Schutz vor Stößen getestet. Die Angaben befinden sich meist auf dem Handrücken ( siehe mittlerer Handschuh oben) oder auf dem Etikett im Inneren. Eine höhere Zahl (1 bis 4/5) bzw. ein höherer Buchstabe (A bis F) entspricht dabei einer besseren Schutzstufe.

Wachsender Markt

Die steigende Sensibilität in Werkstätten führt zur wachsenden Nachfrage. Werkzeug-Hersteller wie Berner, Gedore, Kunzer, Würth oder KS Tools haben daher ein breites Angebot von Handschuhen im Programm. Klaus Diethelm von Stahlgruber bestätigt: "Bei uns entwickelt sich der Umsatz bei PU-Handschuhen als auch bei Einweghandschuhen stark nach oben."

+ Auch bei Kunzer aus Forstinning war man überrascht von der starken Nachfrage nach den Nitril-Einweghandschuhen Tiger Grip, die der Werkstattausrüster seit Anfang des Jahres anbietet. Der Handschuh ist mit einer Stärke von 0,7 Millimetern etwas dicker als gängige Nitrilhandschuhe und daher besonders reissfest.

Bei Werkzeug-Systemlieferant Helmut Niemeyer (Heni) verdoppeln sich die Umsätze in dem Bereich sogar jährlich. "Handschuhe sind ein wichtiger Umsatzund Erfolgsfaktor in unserem Vertriebspaket und nicht mehr wegzudenken", heißt es dazu aus Remscheid. Besonders beliebt ist der atmungsaktive "Maxiflex"-Handschuh aus Nylon mit Nitril-Mikroschaumbeschichtung. Aber auch der Nitril- Einweghandschuh kommt dank seiner Reissfestigkeit gut an und erfreut sich wachsender Nachfrage, so der Hersteller.

Denn obwohl Einweghandschuhe umsatzmäßig einen eher kleinen Teil ausmachen, sind sie aufgrund ihres hohen Volumens oft ein wichtiger Umsatzbringer. Klaus Diethelm berichtet dazu aus der jährlichen macrom-Studie, die sich mit dem gesamten deutschen und europäischen PSA-Markt (Persönliche Schutzausrüstung) beschäftigt: "Der Gesamtmarkt Arbeits- und Gesundheitsschutz betrug deutschlandweit 2016 1,97 Milliarden Euro. Der Bereich Handschutz hatte davon einen Anteil von 20,2 Prozent. Dabei wurden allein 1,1 Milliarden Paar Handschuhe verkauft, wobei der Anteil an Einweghandschuhen bei 78 Prozent lag."

Den Innenraum schützen

Dirk Niemeyer, Geschäftsführer von Heni, führt neben der Unfallverhütung und dem persönlichen Schutz vor Allergien und Krankheiten einen weiteren Vorteil von Einweghandschuhen an: der Schutz des Kundeneigentums. Denn oft habe der Mechaniker gerade noch mit Öl zu tun und beim nächsten Handgriff schon mit der hochwertigen Innenraumverkleidung. "Hier ist ein Handschuhaustausch zwingend erforderlich, um Verschmutzungen zu vermeiden", so der Geschäftsführer.

Unter nachhaltigen Gesichtspunkten macht dagegen der mehrfach verwendbare Handschuh das Rennen. Viele dieser Modelle sind waschbar. Der Berner Feinstrickhandschuh Flexus lässt sich etwa bei 60 Grad waschen. Der Bestseller von Heni werde sogar oft bis zu einem Monat getragen, berichtet Dirk Niemeyer. "Aber auch wenn man einen hochwertigen Einweghandschuh mit 0,7 Millimeter Stärke verwendet, kann man diesen unter Umständen mehrfach tragen", ist Klaus Diethelm von Stahlgruber überzeugt. "Mechaniker müssen sich einfach überlegen, für welche Arbeiten welcher Handschuh am sinnvollsten ist. Denn auch hier gibt es nicht die eierlegende Wollmilchsau", fügt er hinzu. In vielen Fällen werde einfach der Handschuh verwendet, der gerade verfügbar ist. "Dabei ist die Haut unser größtes Organ, über das die meisten Giftstoffe aufgenommen werden", so Klaus Diethelm. Umso wichtiger ist es diese zu schützen und im Werkstattalltag je nach Betriebsstoff und Art der Arbeit einen geeigneten Handschuh zu verwenden.

Kurzfassung

Immer mehr Mechaniker tragen in der Werkstatt Handschuhe. Einerseits um sich vor Verletzungen zu schützen, andererseits um Verschmutzungen zu vermeiden. Dabei kommen Einweg- oder mehrfach verwendbare Handschuhe zum Einsatz.

Serie Werkstatthelfer

Im Werkstattalltag gibt es viele nützliche Helfer, die Mechanikern die Arbeit erleichtern. In einer Serie stellen wir in der asp AUTO SERVICE PRAXIS ein paar dieser Helfer vor:Teil 1: Handlampen (asp 2)Teil 2: Werkstattwägen (asp 4)Teil 3: Handschuhe (asp 6)Teil 4: Werkzeug-Sätze (Drehmoment, Steckschlüssel)

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