Harley-Davidson ruft einerseits mehrere Typen der Baureihen Touring und Softail aus 2016 mit hydraulisch betätigter Kupplung zurück. Dabei handelt es sich um die Typen Es handelt sich um die Typen Electra Glide Ultra Classic (FLHTCU), Electra Glide Ultra Limited (FLHTK), Electra Glide Ultra Limited Low (FLHTKL), Street Glide Special (FLHXS), Road Glide Special (FLTRXS), Road Glide Ultra (FLTRU), CVO Street Glide (FLHXSE), Softail Slim S (FLSS), Fat Boy S (FLSTFBS) und CVO Pro Street Breakout (FXSE). Außerdem betroffen sind die nicht im deutschen Programm enthaltenen Modelle Electra Glide Ultra Classic Low (FLHTCUL), Electra Glide Police (FLHTP), Street Glide (FLHX) und Road Glide (FLTRX).
Denn unter ungünstigen Bedingungen kann es vorkommen, dass das Hydraulikkupplungssystem nicht genug Hub aufbaut, um die Kupplung nach längerer Standzeit vollständig ausrücken zu können. Schuld sei eine chemische Reaktion im Kupplungseberzylinder, die zu Gasblasenbildung führen kann, die mit einer Verringerung des Kupplungshubs einhergehen kann, so der Harley-Davidson-Sprecher. Der Fehler kann zu einem Verlust der Kontrolle über das Fahrzeug führen, wenn der Motor mit eingelegtem Gang gestartet oder wenn nach dem Start ein Gang eingelegt wird.
Als Abhilfemaßnahme wird das Fahrzeug umfassend überprüft. Bei Bedarf wird der Kupplungsgeberzylinder überholt beziehungsweise – wenn interne Beschädigungen vorliegen – ausgetauscht. Die Dauer des Werkstattaufenthalts beträgt etwa eineinhalb Tage.
Die betroffenen Motorräder wurden in den USA zwischen dem 17.7.2015 und dem 31.3.2016 hergestellt. Der Rahmennummernkreis umfasst die VIN-Bereiche 5HD1FMM, 5HD1JS9, 5HD1JT9, 5HD1KEL, 5HD1KGL, 5HD1KKL, 5HD1KRM, 5HD1KTM, 5HD1PXN und 5HD1TG9. Weltweit umfasst der vom KBA überwachte Rückruf mit dem internen Kürzel 0169 rund 35.495 Fahrzeuge, in Deutschland sind es 1.013 Motorräder.
Jeder Harley-Davidson Vertragshändler kann alle relevanten Informationen über die VIN-Nummer des Fahrzeugs abrufen. Darüber hinaus erfahren Harley Besitzer auf der US-Website von Harley-Davidson unter "Owners"/"Maintain your bike"/"Recall information", ob alle Rückrufe für ihr Motorrad durchgeführt wurden.
"Da es sich im vorliegenden Fall aber um einen vom KBA überwachten Rückruf handelt, würde ein betroffenes deutsches Fahrzeug, bei dem die Maßnahme nicht durchgeführt wurde, im Extremfall von Amts wegen stillgelegt werden. Daher ist davon auszugehen, dass es keine zugelassenen deutschen Fahrzeuge geben wird, bei denen der Recall nicht durchgeführt worden ist", erklärt der Harley-Davidson-Sprecher.
Strafzahlung wegen Abgas-Betrugs
Darüber hinaus zieht die US-Justiz den Motorradhersteller wegen Abgas-Betrugs zur Rechenschaft. Gegen das Unternehmen sei eine Strafe von 12 Millionen US-Dollar (10,6 Mio Euro) verhängt worden, teilte das Justizministerium am Donnerstag in Washington mit. Zusätzlich solle Harley-Davidson drei Millionen Dollar für Projekte gegen Luftverschmutzung zahlen.
Dem Hersteller der in der Biker-Szene beliebten und als Kultobjekte gehandelten Harley-Motorräder wird vorgeworfen, seit 2008 etwa 340.000 Motor-Tuner verkauft zu haben, die zu erhöhtem Schadstoffausstoß führen und gegen die Luftreinhaltegesetze verstoßen. Der Vergleich mit Harley-Davidson sehe auch einen sofortigen Verkaufsstopp dieser als Zubehör für Motorräder angebotenen Gerätschaften vor.
"Angesichts von Harley-Davidsons prominenter Stellung in der Branche ist dies ein sehr wichtiger Schritt", verkündete John C. Cruden, der beim Justizministerium für Umweltfragen zuständig ist. "Jeder andere, der solche Art illegaler Produkte anfertigt, verkauft, oder installiert sollte die Maßnahmen gegen Harley-Davidson beachten und sofort aufhören, gegen das Gesetz zu verstoßen."
Die US-Umweltbehörde EPA stuft die Gerätschaften als "Defeat Devices" (Abschalteinrichtungen) ein. Die gleiche Bezeichnung verwendeten die Aufseher im "Dieselgate"-Skandal des deutschen Volkswagen-Konzerns für Betrugs-Software, mit welcher der Autobauer die Emissionswerte Hunderttausender Fahrzeuge manipuliert hatte. VW hat sich in dem Fall mit Hunderten Zivilklägern und etlichen Generalstaatsanwälten in den USA auf einen Vergleich von bis zu 15,3 Milliarden Dollar geeinigt. (asp/dpa)