Wenn der Frühling seine Vorboten sendet und die Sonnenblende bei der täglichen Fahrt im Auto wieder wichtiger wird als die Sitzheizung, ist es Zeit für den Frühjahrscheck. Fahrten auf Schnee, Rollsplit und der häufige Kontakt mit Streusalz setzen nicht nur dem Lack zu, sondern können auch wichtige Bauteile am Auto in Mitleidenschaft ziehen - vom eisgeplagten Scheibenwischer über korrodierte Bremsscheiben bis zu angegriffenen Trag- und Führungsgelenken am Fahrwerk. Wenn Kfz-Betriebe jetzt wieder mit "Frühjahrscheck-Angeboten" locken, geht es also nicht zuletzt auch um die Sicherheit. Ganz wichtig ist daher der Blick unters Fahrzeug: Die Sichtprüfung von Bremsen, Auspuff, Stoßdämpfern, Achsen, Keilriemen und Unterboden gehören daher auf jeden Fall zum Frühjahrscheck. Folgende Leistungen werden standardmäßig im Rahmen des saisonalen Check-ups erbracht:
- Sichtprüfung des Fahrzeugs, unter anderem Unterboden, Räder und Reifen, Fahrwerksteile, Bremsen etc.
- Sichtprüfung von Fahrwerkskomponenten (z. B. Schwingungsdämpfer, Traggelenke)
- Signaleinrichtung und Beleuchtung checken
- Reifen- und Radkontrolle (in der Regel in Kombination mit dem saisonalen Räderwechsel)
- Kontrolle der Bremsen, bei Bedarf Austausch der Bremsbeläge
- Überprüfung der Scheibenwischerblätter und der Spritzdüsen
- Überprüfung der Windschutzscheibe auf kleinere Schläge oder Risse
- Kontrolle der Flüssigkeitsstände und Auffüllen von Wisch- und Kühlwasser
- Check elektrischer Anlagen und des Keilriemens
- Prüfung der Befestigung und in Bezug auf übermäßige Korrosion der Abgasanlage
- Mögliche Fälligkeit der Hauptuntersuchung kontrollieren
- Kontrolle Verbandkasten, Warndreieck und -weste
Allerdings ist es nirgends verbindlich geregelt, was genau im Paket dabei sein muss. Es ist sinnvoll, mit dem Kunden genau zu vereinbaren, welche Leistungen im Rahmen des Frühjahrschecks erbracht werden. "Jede Werkstatt sollte den Umfang der Leistung ganz klar beschreiben, um keine Missverständnisse zu schaffen. Besonders bei unklaren Begriffen wie 'Sichtprüfung' sollte eindeutig geklärt sein, was konkret überprüft wird, rät Matthias Strixner, amtlich anerkannter Sachverständiger m. T. bei TÜV SÜD.
Eigentlich ist Rost bei neueren Fahrzeugen kein Problem mehr. Allerdings ist Salz ein Rostbeschleuniger und sollte daher vollständig entfernt werden. Leider sind genau die dicksten Salzkrusten für Waschanlagen unerreichbar. Die Bodengruppe, die Radkästen, aber auch die Falze von Türen und Kofferraum werden von ihnen überzogen. Autobesitzer sollten daher selber Hand anzulegen und diese Stellen mit viel Wasser abspülen. Vorsicht: Auch im Motorraum können sich Schmutz und Salz anlagern. Besonders gefährdet sind die Türschwellen, der Wagenboden, die Federbein-Aufhängung im Motorraum oder die Auspuffanlage. TÜV SÜD rät daher: Nach der dritten Wintersaison ist es Zeit - mit Unterstützung eines Fachmanns -, die Hohlraumkonservierung unter die Lupe zu nehmen.
- Ausgabe 03/2022 S.40 (175.4 KB, PDF)
Fragen an ...
asp: Was sollten Werkstätten beim Thema Frühjahrscheck beachten?
Matthias Strixner: Natürlich müssen die Kunden über das Angebot "Frühjahrscheck" informiert werden. Der Frühjahrscheck kann je nach Werkstatt einen sehr weitreichenden Umfang haben. Es sollte daher bereits in der Werbung für das Produkt der Leistungsumfang klar definiert sein, um Missverständnissen vorzubeugen.
asp: Was zählt in der Regel nicht dazu?
M. Strixner: Es ist der Werkstatt selbst überlassen, wie umfangreich die Leistung ausfällt. Umso wichtiger ist die klare Kommunikation. Grundsätzlich bietet der gründliche Frühjahrscheck eine gute Möglichkeit, um einem "Wartungs- oder Reparaturstau" vorzubeugen.
asp: Wie sieht der Frühjahrscheck beim E-Auto aus?
M. Strixner: Bei E-Fahrzeugen sollte ein besonderes Augenmerk unter anderem auf den Korrosionszustand der Bremsscheiben gelegt werden. Aufgrund der Rekuperation beim E-Auto wird die Betriebsbremsanlage in vielen Fällen nicht mehr so häufig betätigt. Somit kann es zu stärkerer Korrosion kommen. Es sollte mindestens eine Sichtprüfung der Hochvoltverkabelung durchgeführt werden. Feuchtigkeit gepaart mit Kälte und Salz kann Korrosion an der Verkabelung fördern, insbesondere an Steckverbindungen. Auftretende Fehlermeldungen, die sich auf das Hochvoltsystem beziehen, sollten daher grundsätzlich nicht außer Acht gelassen werden.