Vor 50 Jahren erhielt die deutsche Staatsführung mit dem Mercedes 600 gerade ihren ersten V8, da wurde es Zeit, dass sich die karrierebewusste Mittelschicht mit dem Komfort und der Kraft eines Sechszylinders belohnen konnte. So mag Ford gedacht haben, als es um die Konzeption eines neuen Flaggschiffs ging. Tatsächlich fehlte es den Kölnern schon länger an einem prestigeträchtigen Sechszylinder-Spitzenmodell. Probeläufe mit vorübergehend ins deutsche Programm aufgenommenen internationalen Modellen wurden jedes Mal erfolglos wieder abgebrochen.
Besser machen sollte es nun eine Eigenentwicklung, die im Unterschied zu manchen Rivalen jedoch Gewinn bringen musste und deshalb Bestandteil des bewährten Ford-Baukastens in der Mittelklasse wurde. V4-Motoren in der "Badewanne" 17 M und V6-Power im chrombeladenen 20 M, damit signalisierte Ford jetzt Fortschritt. Auf der IAA 1965 konnte gefeiert werden: Fords Volkshelden waren die Nummer eins in der Mittelkasse-Zulassungsstatistik.
Tatsächlich machten die Kölner allen Konkurrenten schwer zu schaffen, weil sie perfekt in jene Jahre passten, in denen allgemein nach mehr Leistung und Luxus verlangt wurde. Lediglich 8.950 Mark kosteten das 20 M Hardtop-Coupé mit rahmenlos versenkbaren Seitenscheiben, kaum mehr als ein VW-Karmann Ghia 1500 S mit Käfer-Technik. Sogar das vom Rüsselsheimer Erzrivalen rasch nachgeschobene Opel Rekord Coupé-6 war teurer als der Taunus, setzte zudem auf einen antiquierten Reihen-Sechser.
Einmal auf den Geschmack gekommen, krönten die Kölner 1967/68 ihr Coupé-Programm völlig überraschend mit einem Sportler, den die Presse in der 240-km/h-Liga von Ferrari und Maserati vermutete. Eine Einschätzung, die auf Autobahnen sogar mancher Porsche oder Mercedes-SL-Pilot teilte – so lange bis der von der italienischen Carrozzeria OSI entwickelte Ford im Rückspiegel entschwand. Unter dem schnellen Gewand des OSI verbarg sich nämlich klassische 20-M-Technik. Zunächst mit 2,0-Liter-V6 und 66 kW/90 PS, ab Herbst 1967 auch mit dem 79 kW/108 PS starken 2,3-Liter-V6 des neu vorgestellten Taunus 20 M TS (P 7a). Und damit war der in Mailand montierte OSI nur gerade einmal fünf km/h schneller als konventionelle Taunus Coupés, die 160 bis 165 km/h erreichten.
Glücklose Generation P
Insgesamt 710.000 Taunus 17 M/20 M der Generation P 5 wurden bis Sommer 1967 gebaut. Dann legten die 17 M/20 M den Beinamen Taunus ab und mutierten zur größeren, glücklosen Generation P 7 a, die nur ein Modelljahr überlebte. Anders der fast zeitlos schicke und langlebige Ford Taunus P 5. Er war noch in den 1970er Jahren fester Bestandteil des Straßenbildes und avancierte zum automobilen Hauptdarsteller verschiedener TV-Kultfilme. Da hatten die meisten seiner Rivalen längst die letzte Reise aller automobilen Massenmodelle hinter sich und waren vom Verwerter verschrottet worden. (sp-x)