Von Andrej Sokolow/dpa
Tesla-Chef Elon Musk will mit einem futuristisch aussehenden Elektro-Pick-up ins Kerngeschäft amerikanischer Autoriesen vorpreschen. Das große Fahrzeug mit dem Namen "Cybertruck" hat eine ungewöhnliche dreieckige Form, die eher an einen kantigen Tarnkappen-Kampfjet als einen klassischen Pick-up erinnert.
Das polarisierende Design sorgte für viele Debatten und auch Häme im Netz – genauso wie die misslungene Demonstration der Festigkeit der Fensterscheiben. Das "Tesla-Panzerglas" zeigte Risse als Designchef Franz von Holzhausen eine Metallkugel dagegen warf. "Oh my f... god", entfuhr es Musk. "Das war vielleicht ein wenig zu stark." Bei einem zweiten, sichtbar vorsichtigeren Wurf passierte das gleiche.
Immerhin sei das Fenster nicht durchschlagen worden, kommentierte Musk. In Tests habe man alles Mögliche auf das Glas geworfen, bis hin zu einer Küchenspüle, "seltsam, dass es jetzt gebrochen ist, ich weiß nicht, warum". Auch auf der Bühne hielt eine Glasscheibe zuvor stand, als die Kugel auf sie fallengelassen wurde. Musk musste die Präsentation mit einem beschädigten Wagen hinter sich fortsetzen.
Duelle gegen Porsche 911 und Ford F-150
Der Pick-up soll über 1,7 Tonnen auf der Ladefläche transportieren können und kommt in der Spitzenausführung in 2,9 Sekunden von Null auf 60 Meilen pro Stunde (knapp 100 km/h). In einem Video demonstrierte Tesla, wie der Pick-up schneller beschleunigt als ein Porsche 911. Auch ein Tauziehen mit dem aktuellen Pick-up-Bestseller F-150 von Ford gewann der "Cybertruck" im Video locker.
Tesla Cybertruck
BildergalerieDen Startpreis setzte Tesla eher niedrig für ein Elektroauto bei knapp 40.000 Dollar (rund 36.000 Euro) vor Steuern an. In der Top-Ausführung mit drei Motoren und über 800 Kilometern Reichweite steigt der Preis aber schon auf knapp 70.000 Dollar. Die Standard-Version kommt aus dem Stand in 6,5 Sekunden auf 60 Meilen pro Stunde und hat eine Reichweite von gut 400 Kilometern mit einer Batterieladung.
Die Karosserie sei aus besonders hartem rostfreiem Stahl gefertigt, sagte Musk. Um zu zeigen, wie robust sie ist, schlug von Holzhausen mit einem Vorschlaghammer auf die Wagentür ein – ohne eine sichtbare Delle zu hinterlassen. Diese äußere Hülle solle die Insassen schützen, so Musk – heute setzen die Hersteller dafür eher auf die Festigkeit des Rahmens beim Fahrgestell, während die Karosserieteile häufig aus leichtem Blech oder Kunststoff sind.
Im Cockpit hat der "Cybertruck"-Prototyp ein viereckiges Lenkrad und – ähnlich wie das aktuelle Model 3 – nur einen berührungsempfindlichen Bildschirm in der Mitte. Der Wagen hat eine pneumatische Federung – und die Druckluft aus dem Kompressor kann man auch für entsprechendes Werkzeug verwenden. Die Abdeckung der Ladefläche lässt sich motorisiert zusammenrollen.
Die schweren Wagen mit meist offener Ladefläche sind der zentrale Geldbringer für Ford, General Motors und Fiat Chrysler in den USA. Das sei der Markt, den man angehen müsse, wenn man in dem Land den Übergang zur Elektromobilität schaffen wolle, betonte Musk bei der Präsentation in der Nacht zum Freitag in Los Angeles.
Produktion soll Ende 2022 starten
Zugleich wird es noch Jahre dauern, bis der Tesla-Pick-up auf die Straße kommt. Die Produktion des Top-Modells mit drei Motoren solle Ende 2022 beginnen, hieß es. Tesla verkauft zum Start üblicherweise erst die teureren Versionen eines Fahrzeugs, um schneller die Anlaufkosten wieder hereinzuholen. Tesla nimmt – auch in Europa – bereits Reservierungen für den Pick-up entgegen, diesmal müssen dabei nur 100 Euro statt der zuvor üblichen 1.000 Euro hinterlegt werden. Die Konfiguration des Fahrzeugs werde man Ende 2021 abschließen können.
Aktuell bereitet die Firma für kommendes Jahr die Markteinführung des Kompakt-SUV Model Y und eines Elektro-Sattelschleppers vor. Bisher dauerte jeder Produktionsstart bei Tesla länger als geplant.
Schon absehbar ist, dass Teslas "Cybertruck" nicht der erste Elektro-Pick-up auf dem Markt sein wird. So will die Firma Rivian im kommenden Jahr mit einem konventionell aussehenden Modell in die Produktion gehen – und auch Ford und General Motors wollen ihre Marktposition mit elektrifizierten Versionen ihrer Wagen verteidigen.