Die geplante Fabrik des amerikanischen Elektroauto-Hersteller Tesla unweit von Berlin soll 6.000 bis 7.000 Arbeitsplätze schaffen. Diese Zahlen nannte die Berliner Wirtschaftsverwaltung am Mittwoch. Als Standort für das Werk wurde die Gemeinde Grünheide ausgewählt, rund 35 Kilometer südöstlich von Berlin. Das wurde aus Kreisen der Brandenburger Landesregierung bestätigt.
Tesla-Chef Elon Musk hatte das Projekt überraschend am Dienstagabend bei der Verleihung des "Goldenen Lenkrads" von 'Auto Bild' und 'Bild am Sonntag' in Berlin angekündigt. Die Fabrik soll voraussichtlich Ende 2021 in Betrieb gehen und zunächst den künftigen Kompakt-Sportgeländewagen Model Y sowie auch Batterien und Antriebe bauen. Tesla werde zudem ein Ingenieurs- und Designzentrum in Berlin ansiedeln, sagte Musk. "Deutschland baut großartige Autos." Das sein einer der Gründe für die Standort-Entscheidung gewesen.
Bauarbeiten sollen in wenigen Monaten beginnen
Für die geplante Fabrik des Elektroautoherstellers Tesla in Brandenburg sollen die Bauarbeiten nach Angaben der Landesregierung bereits in wenigen Monaten losgehen. Der Beginn sei für das erste Quartal nächsten Jahres geplant, sagte Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) am Mittwoch in Potsdam. "Die müssen mit Rekordgeschwindigkeit Unterlagen dafür einreichen." Der Produktionsstart solle 2021 sein. In der ersten Stufe solle die Fabrik über 3.000 Arbeitsplätze bringen. Die Investitionen lägen in mehrfacher Milliardenhöhe. Die Fabrik auf einer Industriefläche in Grünheide nahe der Autobahn 10 soll 300 Hektar umfassen
Andere Bundesländer, die ebenso auf eine Ansiedelung von Tesla gehofft hatten, reagierten enttäuscht, etwa Niedersachsen und das Saarland. Nordrhein-Westfalen hofft nach Auskunft seines Wirtschaftsministeriums auf Zulieferaufträge.
In Grünheide gibt es bereits ein Güterverkehrszentrum direkt am Berliner Autobahnring A 10 und einen Anschluss an die Bahnhauptstrecke Berlin-Frankfurt (Oder)-Warschau. Bis zum künftigen Hauptstadtflughafen BER, der im Oktober 2020 eröffnet werden soll, sind es etwa 25 Autominuten.
Die Bundesregierung hat die angekündigte Ansiedlung einer Fabrik des Elektroautobauers Tesla nahe Berlin begrüßt. Die Entscheidung zeige, dass auch ein Hersteller wie Tesla von der Innovationskraft und den Vorteilen des deutschen Standorts überzeugt sei, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin. Er verwies auf Pläne von Regierung und Autobranche, das Ladenetz für E-Autos weiter auszubauen. Dies habe auch für ausländische Investoren offensichtlich einen hohen Stellenwert. Ein Treffen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Tesla-Chef Elon Musk habe es nicht gegeben
Verfügbarer Ökostrom
Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sagte, Tesla komme auch wegen des verfügbaren Ökostroms nach Brandenburg. "Wir haben den Rohstoff der Zukunft, wir haben erneuerbare Energien in Brandenburg", sagte Woidke in Potsdam. Das sei im Gespräch mit Tesla-Chef Elon Musk ein entscheidender Vorzug gewesen. "Wir verbinden hier Klimaschutz mit Wirtschaftsstärke und das muss das Signal sein in die ganze Welt." Als weitere Vorzüge nannte Woidke die Metropolregion mit Berlin, eine hohe Dichte an Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen - und: "Wir haben Platz."
Brandenburg hat nach Angaben des Regierungschefs seit fünf bis sechs Monaten mit Tesla verhandelt. "Wir haben verschiedene Standorte angeboten, und die Standortauswahl hat dann Tesla getroffen", sagte Woidke. Die Ansiedlung "bedeutet eine der größten Investitionen in der Geschichte unseres Landes". Tesla seien Zusagen für übliche Subventionen im Rahmen des EU-Beihilferechts gemacht worden. Auf die Frage, ob noch ein Risiko bestehe, sagte er mit Blick auf Musk: "Ich habe ihn als sehr verlässlichen Menschen kennengelernt."
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) interpretierte die Ankündigung von Tesla als Aufwertung des Standortes Deutschland. Deutschland habe sich im Wettbewerb mit anderen Ländern durchgesetzt. Dies sei ein "Meilenstein" für den Ausbau der Elektromobilität. Altmaier treibt seit langem eine europäische Initiative zum Bau von Batteriezellfabriken voran, gemeinsam vor allem mit Frankreich. "Beides steht nebeneinander", sagte eine Sprecherin mit Blick auf die Tesla-Pläne.
Mindestens zwei Batterieinitiativen in Europa
In Europa sind mindestens zwei Batterieinitiativen geplant, darunter ein Konsortium aus dem Peugeot-Hersteller PSA, dessen deutscher Tochtergesellschaft Opel und der Total-Tochter Saft. Die Bundesregierung hatte Fördermittel von mehr als einer Milliarde Euro zugesagt, Frankreich eine ähnliche Größenordnung. Europa hinkt bisher bei der Fertigung von Batteriezellen für E-Autos vor allem Asien hinterher, es droht eine Abhängigkeit.
Tesla hatte schon seit längerem nach einem Standort für eine "Gigafactory" für die Herstellung von Batterien und Fahrzeugen in Europa gesucht. Obwohl auch andere Länder Interesse zeigten, hatte Musk zuvor bereits gesagt, dass Deutschland gute Chancen habe.
Die erste Gigafactory, die bisher nur Batterien produziert, baute Tesla in der Wüste im US-Bundesstaat Nevada. Erst vor kurzem wurde in weniger als sechs Monaten eine Fabrik in China fertiggebaut. Dort sollen bis zu 150.000 Fahrzeuge pro Jahr gebaut werden, zunächst das Model 3, dann auch das Model Y.
Das Model 3 wird bisher im Tesla-Stammwerk in Fremont im Silicon Valley gebaut. Die Fabrik ist so überlastet, dass Musk eine Fertigungslinie in einem Zelt neben den Werkshallen aufbauen ließ.
Taktgeber der E-Mobilität
Tesla, gegründet 2003, wurde zum Taktgeber bei der Elektromobilität. Musk stieg früh als Investor ein und übernahm später die Führung. Das erste Fahrzeug war eine elektrifizierte Version des Roadsters des britischen Sportwagenbauers Lotus. Als erster Wagen aus eigener Entwicklung wurde 2009 das Model S vorgestellt - ein Oberklassewagen, der schon ein Warnsignal für die deutschen Premium-Marken war.
Der SUV Model X auf seiner Basis wurde 2012 präsentiert. Es dauerte aber mehrere Jahre, bis die Produktion anlief. Beim 2016 Model 3 versprach Musk ursprünglich einen reibungsloseren Produktionsanlauf - unter anderem eine zu weitreichende Automatisierung sorgte aber dafür, dass erst im vergangenen Jahr größere Stückzahlen gebaut werden konnten. (dpa)
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