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Fahrbericht Suzuki Jimny: Mehr Auto als je zuvor

24.09.2018 08:30 Uhr
Der neue Suzuki Jimny ist in der Farbe "Kinetic Yellow" ein Hingucker.
© Foto: Suzuki

Nach zwei Jahrzehnten hat Suzuki dem Jimny einen würdigen Nachfolger gebaut. Der kultige Kraxler kann nicht nur mit den gewohnten Offroad-Qualitäten punkten, auch auf der Straße ist der kleine Japaner nun ein wirklich gutes Auto.

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Von Max Friedhoff/SP-X

Man kann den Suzuki-Designern nur gratulieren. Der Jimny, der nun seit 20 Jahren ein etwas tristes Dasein auf deutschen Straßen gefristet hat und eher bei Jägern und Förstern als bei Ottonormalverbrauchern beliebt war, geht in die nächste Generation. Und die hat es besonders optisch in sich. Die nur noch 3,48 Meter lange Karosserie des Kleinstgeländewagens (minus fünf Zentimeter, inklusive Reserverad: 3,65 Meter) erinnert an eine geschrumpfte Mischung aus Mercedes G-Klasse und Land Rover Defender. Zwei Klassiker, die vereint und verkleinert eine äußert sympathische Form abgeben. Ergänzt man beim Kühlergrill noch eine Spur Ur-Jimny-DNA, ist der Neue komplett. Und er kommt richtig gut an. Sowohl jung als auch alt reagieren freudig, wenn der knallgelbe Kasten während der Testfahrt ums Eck biegt.

Doch der neue Jimny kann nicht nur schnucklig aussehen, auch seine Paradedisziplin hat der Japaner nicht verlernt: das Gelände. Weiterhin mit zuschaltbarem Allradantrieb versehen, kraxelt der Suzuki was das Zeug hält. Vor allem die Offroad-Untersetzung weiß in unwegsamem Terrain zu beeindrucken. Die Bodenfreiheit von 21 Zentimetern ist dabei auch nicht ganz unwichtig. Böschungs- und Rampenwinkel sind ebenfalls gewachsen. Und so nimmt der kleine Jimny große Löcher, tiefe Furchen und steile Hänge mit einer Leichtigkeit, die wir bisher vor allem von seinen großen Design-Vorbildern kannten. Auch Wasserdurchfahrten sind kein Problem. Der Jimny, der geländewagentypisch weiterhin auf einem klassischen, aber im Vergleich zum Vorgänger deutlich verstärkten Leiterrahmen aufbaut, ist auch dank seiner kompakten Maße ein praktisches Wald- und Wiesen-Auto. Wo größere Gefährte einen Umweg fahren müssen, kann der 1,65 Meter breite Japaner einfach zwischen den Bäumen hindurchflitzen.

Gute Manieren auf der Straße

Dass der Jimny auch in seiner jüngsten Generation mit Offroad-Talent gesegnet sein würde, daran gab es kaum Zweifel. Größer waren da schon die Sorgen, ob Suzuki es schaffen würde, dem knorrigen Kasten auch Manieren auf der Straße beizubringen – ein Kritikpunkt am Vorgänger. Und hier ist daher wohl auch der größte Unterschied spürbar. Das fängt schon beim Motor an: Suzuki hat das alte 1,3-Liter-Aggregat in Rente geschickt und einen neuen 1,5 Liter großen Saugmotor mit 75 kW / 102 PS entwickelt, der im Jimny wunderbar mit der hervorragenden manuellen Fünfgang-Schaltung harmoniert. Deren Schaltknauf wirkt zwar optisch wie aus dem vergangenen Jahrhundert, ist in der Handhabung aber ein solides Stück Technik und weder ungenau in der Führung noch zu knochig. Für die Basisversion Comfort ist außerdem eine Viergang-Automatik zu bekommen, die traditionell vor allem bei Jägern und Förstern Zuspruch findet, die im Kriechgang durchs Gelände müssen.


Suzuki Jimny (2019)

Suzuki Jimny (2019) Bildergalerie

Zwar ist das neue Triebwerk mit einem maximalen Drehmoment von 130 Newtonmetern kein Kraftwunder, dreht man den Vierzylinder aber saugertypisch ordentlich aus, kommt mit wachsender Geräuschkulisse auch der Vorwärtsdrang. Ausschlaggebend für den Einsatz eines Saugmotors waren laut Suzuki übrigens das bessere Ansprechverhalten und das höhere Drehmoment in Anfahrsituationen beim Geländeeinsatz. Einen Null-100-Wert gibt Suzuki nicht an, hier von Selbstschutz zu sprechen wäre aber falsch, denn so schlecht beschleunigt der Jimny nicht. Auf der Landstraße reicht die Leistung zur flotten Fortbewegung und auf der Autobahn muss sich der Kleine mit einer Höchstgeschwindigkeit von 145 km/h zumindest nicht permanent auf der Lkw-Spur verstecken. Einziger Kritikpunkt auf technischer Seite: Ein sechster Gang würde dem Fahrzeug besonders auf der Autobahn sehr gut tun, hier übersteigt das Fahrgeräusch auf Dauer dann doch das erträgliche Maß. Der Durchschnittsverbrauch auf einer Testrunde inklusive Landstraße, Stadtverkehr und Autobahn lag bei 7,2 Litern, Suzuki gibt den nur 1.090 Kilogramm schweren Jimny im Mittel mit 6,8 Litern an.

Es muss ordentlich gekurbelt werden

Für viel Freude sorgt neben dem bodenständigen Antrieb auch das Fahrwerk, das auf Landstraßen oder Autobahnen angenehm federt und im harten Offroad-Einsatz genügend Reserven auch für gröbere Manöver bietet. Lediglich die Lenkung ist gewöhnungsbedürftig: Hier muss ordentlich gekurbelt werden, um eine Kurve sauber zu erwischen. Das quittiert die Aufhängung dann auch mit einer beeindruckenden Schräglage, die aber nach zwei Ecken zur Gewohnheit wird.

Ein weiterer Punkt auf der Agenda der Jimny-Entwickler war die Neugestaltung des Innenraums. Und auch hier findet sich mit dem Haltegriff vor dem Beifahrer eine Hommage an die G-Klasse. Im Großen und Ganzen ist das Cockpit okay, lediglich die inflationäre Verwendung günstigsten Hartplastiks dürfte bei vielen Kunden auf Unverständnis stoßen. Leider geht mit dem Materialmix auch eine ziemliche Geruchsbelastung einher, das Plastik dünstet besonders unter Sonneneinstrahlung recht unangenehme Gerüche aus. Auch ein paar zusätzliche Ablagemöglichkeiten hätten dem Jimny sicher gut getan.

Das Kofferraumvolumen von 85 Litern ist zwar angesichts des kaum vorhandenen Platzes hinter der Rücksitzbank beinahe nicht zu glauben, legt man die Sitze allerdings um, fasst der Jimny immerhin 377 Liter. Und: Da man wohl eher selten jemanden davon überzeugen kann, sich in den Fond zu quetschen, kann die Sitzbank getrost umgelegt bleiben. Das schafft Platz für Einkäufe und schont die Gelenke potenzieller Fahrgäste. Hilfreich dürfte die um beinahe 40 Zentimeter breitere Ladeöffnung im Heck vor allem für sperrigere Güter sein.

Im Großen und Ganzen hat Suzuki mit dem neuen Jimny einen hervorragenden Kleinstgeländewagen auf die Räder gestellt, der auch auf der Straße gute Manieren zeigt und sich hier deutlich vom Vorgänger absetzt. Wer dann noch statt der Basisvariante (17.915 Euro), das Topmodell Comfort+ (19.985 Euro) wählt, bekommt mit diversen Fahrassistenten, Infotainment, Klimaautomatik und Verkehrszeichenerkennung ein richtig gut ausgestattetes Auto, das sich vom weichgespülten SUV-Einheitsbrei vor allem durch seine ehrliche Art und die knuffige Optik abhebt. Das dürfte nicht nur in Japan gut funktionieren, wo der Jimny bereits auf zwei Jahre ausverkauft ist. Auch hierzulande will der Importeur ab der Markteinführung am 27. Oktober bis zum Ende des Jahres noch 1.800 Jimny auf die Straße bringen.

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