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Honda Civic im Test: Kompakt und klasse

07.01.2024 06:30 Uhr | Lesezeit: 3 min
Nicht auffällig - aber gut gemacht: der Honda Civic.
© Foto: Timo Bürger/Autoflotte

Vermutlich haben nur die wenigsten den Honda Civic auf dem Schirm, wenn es um die Wahl eines geeigneten Kompaktwagens geht. Das könnte sich als ein Fehler herausstellen, wie unser Test belegt.

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Honda Civic – das war einmal ein sehr extravaganter Vertreter der Kompaktklasse – man denke nur an die vorigen Generationen mit dickem Spoiler und zerklüftet wirkender Karosserie. Vor allem als krawallige "Type R" Variante war der Honda Civic allemal ein Hingucker – ob man das Proll-Design nun mochte oder nicht. Schluss, aus, vorbei mit dem Design-Firlefanz: Der aktuelle Honda Civic kommt außen ganz brav, fast schon ein wenig bieder-unauffällig daher.


Honda Civic Test (2024)

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Der unauffällige Look setzt sich auch im Interieur fort: Der Innenraum ist – im besten Sinne des Wortes – funktional und sehr aufgeräumt eingerichtet: Kein Bling-Bling, kein Chichi, kein Schnickschnack keine bunten Animationen, keine dutzendfachen Farb-illuminationen, nein, hier ist Schlichtheit angesagt: Tasten, Knöpfe, Hebel – die sind alle dort verortet, wo man sie vermutet und erfüllen auch die Aufgaben, die man erwartet. Schlicht – aber nicht billig – wirkt auch der (verhältnismäßig kleine) 9-Zoll-Touchscreen. Aber eine Panoramadisplay hat bei diesem Honda Civic sicher auch niemand erwartet. Ein USB-C-Slot vorne wäre nett gewesen, stattdessen bietet Honda vorne wie hinten nur „alte“ USB-A-Schächte.

Schön, dass sich Klimatisierung und Lautstärke des Bose Soundsystems noch über klassische Drehregler justieren lassen. Letzteres kommt mit 12 Lautsprechern plus Subwoofer, die zwar für ordentlich Schalldruck sorgen – insgesamt dürfte das Audiosystem aber ein bisschen feiner tönen. Bei der Schaltkulisse gehen die Asiaten einen eigenen Weg. Die Fahrtrichtung und Parkmodus werden über mehrere separate Tasten und nicht per Schiebe- oder Drehregler auf der Mittelkonsole angesteuert; an dieses Prozedere gewöhnt man sich aber schnell.


Honda ZR-V (2024)

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Serienmäßig bietet der Honda Civic in der (nahezu voll ausgestatteten) Testwagen-Ausführung „Advance“ unter dem Schlagwort „Honda Sensing“ eine Fülle von Assistenten, von denen der ziemlich geschmeidig funktionierende Adaptive Geschwindigkeitsassistent mit Stauassistent zu loben ist. Zudem freut sich der Fahrer an kalten Wintertagen über eine dreistufig einstellbare Sitzheizung und ein warmes Lenkrad.

Auch das Platzangebot stimmt, beim dem jetzt 4,55 Meter langen Civic (Radstand um plus 35 Millimeter gewachsen) kommen keine klaustrophobischen Gefühle auf. Vorne fühlt man sich wie seinerzeit im Mittelklässler Accord, da finden auch Großgewachsene ihre Idealposition, in jedem Fall sitzen sie aber bequem auf den elektrisch vielfach einstellbaren Lesersitzen. Allerdings ist der Einstieg in den Wagen recht niedrig.


75 Jahre Honda Motor Company

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Hinten kann die Coupé-artige Linie den Insassen am Haupthaar ein wenig lästig werden – und die Mini-Dreiecksfenster sind zwar gut gemeint, erweitern den Blick fürs Ganze aber nicht wirklich. Schade, dass Honda die praktisch zusammenklappbaren „Magic Seats“ früherer Generationen nicht mehr anbietet, mit denen man im Handumdrehen Platz für sperriges Stückgut schaffen konnte. Diese muss man nun im 404 Liter fassenden Kofferraum (niedrige Ladekante, aber etwa zwölf Zentimeter Stufe) unterbringe, mittels diverser Ösen lassen sich Gepäckstücke fachgerecht sichern.

Alle Achtung wert ist der Antrieb: Der Hybridantrieb (Diesel und reinen Benziner gibt es nicht mehr) vereint eine Lithium-Ionen-Batterie mit zwei Elektromotoren und einem neu konzipierten 2,0-Liter-Atkinson-Benzinmotor, der über Direkteinspritzung verfügt und die Batterie also ohne Stecker lädt. Das Hybridsystem des Honda Civic bietet Gesamtleistung von 135 kW/184 PS und ein kräftiges Drehmoment von 315 Newtonmeter.


Das e: HEV genannte wechselt je nach Fahrsituation zwischen rein elektrischem Antrieb Hybridbetrieb und dem Antrieb durch den Benzinmotor. In urbanen Gebieten nutzt das Fahrzeug hauptsächlich den EV-Modus. Wenn eine höhere Beschleunigung benötigt wird, wechselt das Fahrzeug automatisch auf den Hybridantrieb. In diesem Modus treiben die Räder weiterhin der leistungsstarke Elektromotor an, während der Verbrennungsmotor die notwendige elektrische Energie über den zweiten Elektromotor erzeugt, der als Generator fungiert.

Bei konstant hohen Geschwindigkeiten wie auf Autobahnen schaltet das System auf den reinen Motorantrieb um. Hier wird das Fahrzeug direkt vom Benzinmotor angetrieben und bei Bedarf durch den Elektromotor unterstützt. Sollte ein noch höherer Leistungsbedarf im Bereich der Höchstgeschwindigkeit erforderlich sein, wechselt das System zurück in den Hybridmodus, um die volle Leistung des Elektromotors freizusetzen.



Viel mehr als die nackten Zahlen ist aber der Gesamteindruck aus der Praxis – und der ist tadellos: Das Wechselspiel zwischen Elektro- und Benzinmotor funktioniert 1a, rasche Überholmanöver auf der Landstraße gelingen ohne Mühe, Durchzug und Dynamik des Fronttrieblers verdienen die Prädikate "völlig in Ordnung".

Weder Zugkraftunterbrechungen noch Ruckeln sind beim Beschleunigen zu spüren. Der i-MMD-Antrieb verwendet keinen herkömmlichen Getriebemechanismus, sondern setzt auf einen sogenannten e-CVT-Direktantrieb. Dabei erfolgt die Kopplung des Verbrennungsmotors mit einer festen Übersetzung automatisch und unbemerkt vom Fahrer, um die Vorderräder des Honda Civic anzutreiben. Einen oftmals bei Automatik-/Hybridsystemen auftreten nervigen Gummibandeffekt vermisst hier niemand. Einzig das leise säuselnde pfeifen-artige Aufheulen beim Beschleunigen könnte den einen oder anderen irritieren.

Dabei ist das Fahrwerk ausgewogen austariert, der Japaner rollt komfortabel über die 18 Zoll großen Reifen ab, die Lenkung darf gut und gerne als direkt bezeichnet werden. Schön, dass man hier noch Hondas Sport-Gene zumindest erahnt. Aber irgendwann ist doch Schluss mit lustig: Bei 180 km/h wird der kompakte Japaner eingebremst.

Auch der Verbrauch hält sich sehr in Grenze: Gut sieben Liter sind es, wenn man es eilig hat, gut sechs, wenn man im Alltagsmodus unterwegs ist, eine Fünf vor dem Komma hat, wer es darauf anlegt. Allzu groß ist die Reichweite trotzdem nicht – der Tank fasst nur 40 Liter.


  • Preis Testwagen: ab 44.000 Euro brutto
  • Länge/Breite/Höhe im mm: 4.551/2.082/1.408
  • Hybrid-Antrieb mit 2,0-Liter-Vierzylinder und zwei E-Motoren
  • Systemleistung: 135 kW/184 PS
  • Drehmoment: 315 Nm
  • Kraftstoffverbrauch kombiniert nach WLTP: 5,0 l
  • Testverbrauch: 6,8 l
  • Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
  • Beschleunigung von 0–100 km/h: 7,8 s
  • Kofferraumvolumen nach VDA: 410 – 1.220 l
  • Garantie: k.A.
  • Versicherungsklassen KH/VK/TK: 14/25/24


Vieles stimmt am Honda Civic – seien es Antrieb, Verarbeitung, Platzangebot oder Bedienfreundlichkeit. Zudem ist die unspektakuläre Optik zeitlos – dieses Fahrzeug wird auch in einem Jahrzehnt niemandem als „optisch überholt“ vorkommen. Leicht wird es der Kompaktwagen trotzdem nicht haben. Zwar sind Kompakte nicht mehr ganz so angesagt wie vor einigen Jahren noch – die Konkurrenz in diesem Segment ist aber nach wie vor riesig.

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