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Im Lexus LM durch Shenzhen: Raumfahrt erster Klasse

04.08.2023 10:49 Uhr | Lesezeit: 5 min
Der Lexus LM ist für den komfortablen Transport von gut betuchten Menschen entwickelt worden.
© Foto: SPX_Benjamin Bessinger

Gegen ihn wirkt selbst ein Maybach beengt und eine V-Klasse wie ein billiger Bus: Eine Fahrt im Lexus LM ist wie ein First-Class-Flug auf Höhe Null und selbst die Stunden im Stau verlieren ihren Schrecken. Das klappt nicht nur in chinesischen Millionen-Metropolen wie Shenzhen, sondern bald auch in Stuttgart oder Salzgitter.

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Von Ost nach West 200 Kilometer, von Nord nach Süd im schlimmsten Falle 60 davon und dazwischen etwa 17 Millionen Einwohner: Selbst für chinesische Verhältnisse ist Shenzhen eine Mega-City und der Verkehr entsprechend dicht. Außerhalb der Rushhour dauert es von einem Ende der Stadt zum anderen gut und gerne zwei Stunden und zu Stoßzeiten schnell auch mal das doppelte. Da wird es dann selbst im Fond der hier allgegenwärtigen Maybach S-Klasse – langer Radstand hin und Liegesessel her - ein bisschen unbequem. Stattdessen fährt die bessere Gesellschaft lieber Bus. Oder zumindest das, was das chinesische Jet-Set unter einem Bus versteht. Denn während unsereins schon froh ist über ein bisschen Lack und Leder im Multivan, über drehbare Sitze in einem Opel Zafira Life, über Klapptische in eine Fiat Ducato oder tabletgroße Displays in der Mercedes V-Klasse, locken sie hier mit einem Luxus, wie ihn allenfalls die Business Class der Lufthansa auf dem Weg über den Atlantik zu bieten hat. Aber bisweilen dauert hier die Fahrt ja auch ähnlich lange.


Lexus LM (2024)

Lexus LM Bildergalerie

Neben lokalen Marken wie Denza, Zeekr oder Honqui hat das Lexus als erster und bislang einziger Importeur in China erkannt und vor allem für das Reich der Mitte den LM entwickelt – und dürfte daran bei Preisen von umgerechnet bis zu 200.000 Euro ganz ordentlich verdienen.

Von außen wie alle Lexus-Modelle wegen des mächtigen Grills, nun ja, ein bisschen schwierig und mit seinen über fünf Metern von eher stattlichem Format, wird der mit reichlich Lametta behangene Koloss innen zu einem Kokon aus Lack und Leder, in dem man die hektische Welt da draußen in jenem Moment vergisst, in dem sich die elektrischen Schiebetüren schließen. Selbst der Chauffeur verschwindet für maximale Privatsphäre hinter einer Trennscheibe, die sich auf Knopfdruck aus dem Mittelbau erhebt und mit einer weiteren Taste wie weiland im Maybach eintrüben lässt. So kann der Stau ruhig kommen.

Während sich der dienstbare Geist in der ersten Reihe mit einem 211 PS starken Hybrid-Antrieb durch den dichten Verkehr quält, die souveräne Antrittskraft von gut 400 Nm genießt und davon träumt, dem Limit von 152 km/h auch nur mal ein bisschen näher zu kommen, macht man es sich hinten in einem Separee bequem, das mehr Raum bietet als in jedem anderen Auto. Denn obwohl der LM mehr als fünf Meter misst und die Achsen drei Meter auseinander stehen, mithin also locker Platz für drei, in China sogar vier Reihen hätte, sind dort hinter der Trennwand mit Einbauschrank und Kühlfach nur zwei riesige Sessel montiert.

Und zum Raum kommt eine wunderbare Ruhe: Weil Hybridweltmeister Toyota natürlich auch bei Lexus durchregiert und der Luxus-Van deshalb selbstredend ein Teilzeitstromer ist, surrt der sanft gefederte Riese die meiste Zeit still durch die Stadt. Das bisschen Fahrtwind schlucken die dick isolierten Scheiben und wäre nicht das Abrollgeräusch der Reifen, würde man sich auf einem geräuschlos dahingleitenden Teppich wähnen.

Schaltzentrale: Riesiges Touchscreen

Aber egal, ob da draußen jetzt die Wolkenkratzer von Shenzhen vorbei fliegen, in denen die Appartements 40.000 Euro pro Quadratmeter kosten und selbst erste Lagen in Shanghai oder Peking zu Schnäppchen stempeln, die Luxusmalls, die nahe Grenze zu Hongkong oder die von dichtem Urwald bestandenen Berge am Stadtrand – all das nimmt man im LM nur schemenhaft hinter den elektrischen Gardinen war – und konzentriert seine Aufmerksamkeit lieber auf die Schaltzentrale, die als Touchscreen zwischen den beiden Sitzen aufragt. Man muss die chinesischen Zeichen nämlich gar nicht verstehen, um die beiden Captain Chairs mit den eingenähten Kuschelkissen zur Liege zu machen, die Beinrasten ausfahren zu lassen oder die Klimatisierung zu starten. Und auch das halbe Dutzend Massage-Programme ist vergleichsweise selbsterklärend.

Ein bisschen schwerer wird es schon mit dem Infotainment – schließlich bietet das mehr Möglichkeiten als bei vielen daheim im Wohnzimmer. Nicht nur, dass der Bildschirm zwischen den Highend-Boxen so manche heimische Schrankwand sprengen würde. Auch die Inhalte sind mannigfacher als es sich der gemeine Europäer träumen lässt. Denn während die Streaming-Dienste bei uns erst so ganz langsam das Auto erobern, gibt’s im LM neben DVD und TV-Empfang natürlich bereits alle chinesischen Video-Portale auf Abruf – und die meisten sozialen Netzwerke gleich mit. Mir doch egal, wie langsam der Verkehr fließt, solange mir Tiktok & Co die Zeit vertreiben.

Lexus LM: Beliebt bei Besserverdienern

Weil das nicht nur in China zieht und weil der Verkehr auch in anderen Ländern immer dichter wird, stehen Autos wie der LM gerade bei den Besserverdienern hoch im Kurs. Egal ob Japan oder Korea, Taiwan oder Thailand – überall werden solche Busse zu Business-Jets auf Rädern und stehlen S-Klasse & Co zunehmend die Schau. Und selbst in Europa wächst offenbar das Interesse. Wenn in ein paar Wochen in China mit noch mehr Luxus, einem noch größeren Bildschirm sowie einem auf 250 PS und 190 km/h erstarkten Antrieb die zweite Generation des LM an den Start geht, wird deshalb nicht nur die High Society von Shenzhen oder Shanghai hellhörig. Auch die staugeplagten Berliner, Münchner oder Frankfurter sollten aufhorchen. Eine offizielle Markteinführungskampagne wird es zwar nicht geben – doch zum ersten Mal sollen Reiche mit entsprechendem Raumbedarf oder VIP-Fahrdienste den Koloss im Smoking auf dem kleinen Dienstweg künftig auch bei uns bekommen.  

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