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Jaguar XKSS: Phönix fährt wieder

18.11.2016 07:00 Uhr
Die Straßenversion des legendären D-Type gilt als einer der ersten Supersportwagen überhaupt.
© Foto: Jaguar

Eigentlich hätten es 25 XKSS werden sollen, mit denen Jaguar 1957 den legendären D-Type in den Ruhestand verabschieden wollte. Doch dann wurden neun Autos ein Raub der Flammen. 60 Jahre korrigieren die Briten jetzt die Geschichte.

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Von Benjamin Bessinger/SP-X

Im Saal die berühmtesten Supersportwagen der letzten 70 Jahre, in der Stadt die reichsten Sammler und im Umland die schönsten Straßen der Welt – einen besseren Platz als das Petersen Museum in Los Angeles hätte Jaguar für die Weltpremiere des XKSS nicht wählen können. Schließlich gilt die Straßenversion des legendären D-Type als einer der ersten Supersportwagen überhaupt und war von Anfang an vor allem für den US-Markt gedacht. Die Premiere am Rande der LA Autoshow hatte deshalb eigentlich nur einen klitzekleinen Schönheitsfehler: Sie war 60 Jahre zu spät. Denn auf den Markt gekommen ist der offene Zweisitzer schon 1957.

Dass der Wagen jetzt noch einmal eine Weltpremiere feiert, liegt an einem großen Unglück und daran, dass Jaguar die Geschichte nun kurzerhand korrigiert hat. Das Unglück war ein Feuer in der Fabrik Browns Lane, bei dem neun von ohnehin nur 25 geplanten D-Type kurz vor der Auslieferung ein Raub der Flammen wurden. Und die Korrektur heißt "Recreation". So nennt die neu gegründete Klassiksparte von Jaguar den liebevollen Neu- und Nachbau der fehlenden neun Exemplare, der nach dem gleichen Muster entstehen wie vor zwei Jahren schon der so genannte Lightweight E-Type.

Der Oldtimer strahlt zwar deshalb beim Debüt am Rande der LA Autoshow nicht ohne Grund, als käme er frisch aus der Fabrik. Doch es ist und bleibt ein altes Auto, das nach alten Plänen mit alten Methoden gebaut worden ist. Genau wie die ersten 16 Exemplare bekommen die restlichen neuen XKSS deshalb eine gegenüber dem D-Type weiter nach oben gezogene Frontscheibe mit massivem Chromrahmen, Seitenscheiben, eine zweite Tür auf der Beifahrerseite, sowie Stoßfänger und modifizierte Scheinwerfer. Außerdem mussten die Entwickler seinerzeit die Trennwand zwischen den beiden Sitzen ausbauen, die spektakuläre Heckflosse kappen und dem Roadster zumindest ein rudimentäres Notverdeck beilegen.

Mit 3,4 Liter Reihensechszylinder

Und der wollüstig gewölbten Haube steckt damals wie heute ein 3,4 Liter großer Reihensechszylinder, der bei der Jungfernfahrt in den Hollywood-Hills mühelos jene 230 km/h geschafft hat, mit denen zum Beispiel Steve McQueen seinerzeit durch Kalifornien gerast ist.

Allerdings gibt es zwischen den echten Originalen und den originalen Nachbauten eine weitere Parallele: Auch für die fabrikneuen Oldtimer müssen die Kunden tief in die Tasche greifen und mindestens eine Million Pfund anlegen. Wenn man bedenkt, dass für die ersten 16 XKSS mittlerweile allerdings ein Wert von 30 Millionen Dollar geschätzt wird, ist das wahrscheinlich noch immer ein Schnäppchen.

Dem Erfolg des Projekts dürfte der Preis ohnehin keinen Abbruch tun. Nachdem Jaguar bereits vor zwei Jahren mit einer ähnlichen Geschichte sechs originalgetreue Lightweight-Versionen des E-Type aufgelegt und binnen 24 Stunden verkauft hatte, waren auch die XKSS schnell vergriffen.
 
Nach 10 000 Stunden Handarbeit strahlt der XKSS jetzt wieder wie am ersten Tag und das Feuer in Browns Lane ist fast vergessen. Jetzt muss das Team um Klassik-Chef Tim Hannig die nächsten Autos nur genauso gut hinbekommen. Doch während die Mechaniker Bleche biegen, Motoren gießen, Ritzel feilen und fast 2 000 Nieten durch die Karosserie jagen und die Architekten nebenbei das neue Klassik-Werk einrichten, das die nötigen Arbeitsplätze bietet, rattert bei den Schreibtischtätern der Kopf. Denn schon jetzt suchen sie in den Analen nach den nächsten Lücken, die sie mit solchen Projekten füllen können.


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