Der neue Mercedes SL will zurück zu seinen Wurzeln. Mit klassischem Stoffverdeck, dynamischerer Abstimmung und 2+2 Sitzen grenzt sich die achte Auflage der Sportwagen-Ikone deutlich vom zweisitzigen Klappdachgleiter der vor allem auf Komfort und Luxus ausgerichteten Vorgängergeneration ab. Der von der markeneigenen Hochleistungs-Schmiede AMG entwickelte Roadster kommt Anfang 2022 zunächst in zwei V8-Varianten auf den Markt.
Lange Haube, schmale Schnauze, kurzes Heck mit ausfahrbarem Spoiler und dazwischen wieder eine stramm geschnittene Stoffmütze statt eines Kunststoff-Helms – schon äußerlich schlägt die Neuauflage einen sportlichen Ton an. Den soll der zum Start angebotene 4,0-Liter-Turbobenziner aufnehmen, den es wahlweise mit 350 kW / 476 PS (SL 55 AMG) oder 430 kW / 585 PS (SL 63 AMG) geben wird. Die Kraftübertragung besorgt eine Neungangautomatik mit einer nassen Mehrscheiben-Anfahrkupplung für flotte Starts anstelle des üblichen Wandlers. Der Antrieb erfolgt erstmals in der Modellgeschichte über beide Achsen, zwischen denen die Kraft vollvariabel elektronisch verteilt wird.
So gerüstet sprintet die schwächere Variante in 3,9 Sekunden auf Tempo 100, das stärkere Modell schafft es in 3,6 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 295 beziehungsweise 315 km/h. Ergänzt wird das Angebot später durch einen Hybridantrieb mit mehr als 800 PS und wohl auch durch eine rein elektrische Variante. Den in den Vorgänger beliebten Zwölfzylindermotor wird es jedoch nicht mehr geben.
Mercedes-Benz SL (2022)
BildergalerieDas Stahlfederfahrwerk mit adaptiven Dämpfern fällt aufwendig aus: Unter anderen setzt AMG mit der neuen Aluminium-Plattform erstmals eine Raumlenker-Vorderachse mit fünf Lenkern innerhalb der Felgen ein. Dazu gibt es hydraulische Querstabilisatoren, leichte Verbundbremsen und eine mitlenkende Hinterachse, wie man sie aus den Limousinen der Marke kennt. Sie sorgt für handliches Fahrverhalten und hohe Stabilität bei Spurwechsel. Auch die Karosserie soll hohen fahrdynamischen Ansprüchen Stand halten. Im Vergleich zum Vorgänger legt die Torsionssteifigkeit der Rohbaustruktur laut Hersteller um 18 Prozent zu. Die Quersteifigkeit soll 50 Prozent über dem Wert des AMG GT Roadsters liegen, die Längssteifigkeit um 40 Prozent höher ausfallen.
Ganz auf Luxus verzichten muss der SL-Fahrer trotz der neu entdeckten Sportlichkeit nicht. Die Cockpitlandschaft zeigt mit ihren großen Displays und den edlen Materialien eine Nähe zur C-Klasse-Limousine, ist aber etwas enger und sportlicher geschnitten. Der bereits aus dem Vorgänger bekannte Nackenföhn verhindert eine Verkühlung bei offener Fahrt und das MBUX-Infotainmentsystem erfüllt viele Komfort- und Unterhaltungs-Wünsche auf Zuruf. Das Verdeck ist dreilagig ausgeführt und mit einer zusätzlichen Akustikmatte versehen. Das Öffnen und Schließen erfolgt automatisch innerhalb von 15 Sekunden und ist bis Tempo 60 möglich.
Preise für den neuen SL sind noch nicht bekannt. Die V8-Modelle dürften oberhalb von 130.000 Euro starten. Selbst falls eine Sechszylindervariante kommt, dürften die Preise immer noch sechsstellig ausfallen. Den Platz am oberen Ende der Cabrio-Preisspanne bei Mercedes hat der SL auf jeden Fall sicher – eine Position, die ihm in den Augen der Stuttgarter angesichts seiner langen Erfolgsgeschichte auch gebühren dürfte. Ein S-Klasse Cabriolet ist zurzeit nicht zu haben, der ähnlich dem SL positionierte Mercedes-AMG GT Roadster dürfte Anfang kommenden Jahres auslaufen und auch keine Neuauflage mehr erhalten. So muss sich die Neuauflage der Markenikone mit anderen Wettbewerbern wie dem Porsche 911 Cabrio, dem BMW M8 Cabrio oder dem Aston Martin Vantage Roadster messen.