Unter dem Namen Espace revolutionierte Renault 1984 die Autowelt. Nur 4,22 Meter kurz, transportierte der kantige Franzose bis zu sieben Personen auf plüschigen Einzelsitzen, die sich drehen und ausbauen ließen. Bis heute schwören vor allem in Frankreich Generationen von Familien auf den Reisekomfort des "Raumwunders". Und häufig wird er auch als geräumiger Transporter von Vertretern und Marktbeschickern eingesetzt.
Wenn im Sommer Espace Nummer sechs auf den Markt kommt – bestellen kann man ihn bereits im Frühjahr – ist aber endgültig Schluss mit dem Van-Konzept. Schon der letzte, seit 2015 gebaute Espace war mehr Crossover denn Van. Der Zeitgeist verlangt nach SUV, vor allem in der Mittelklasse, in dem sich Modelle wie Kia Sorento, Nissan X-Trail oder VW Tiguan Allspace wie geschnitten Brot verkaufen. Da will Renault natürlich mitspielen und so wird der nächste Espace noch kürzer, flacher und schmaler, kurz SUV-iger. Oder anders gesagt: Mit seinem langen, hinten abfallenden Dach und der aufrechten Motorhaube ist er nichts anderes als ein verlängerter Austral, den Renault erst im Herbst 2022 auf den Markt brachte.
Maximales Ladevolumen von über 1.800 Liter
Von dem setzt sich der nun 4,72 Meter lange Espace aber mit einem deutlich besserem Raumangebot ab. So lässt sich seine zweigeteilte Rückbank um 22 Zentimeter verschieben, je nach Platzbedarf für Passagiere oder Gepäck. Ganz nach hinten geschoben, sind die hinten Sitzenden bei 32 Zentimeter Beinfreiheit sehr bequem untergebracht. In vorderster Stellung der Sitze passen stolze 777 Liter ins Heck. Werden die Lehnen flachgelegt, wächst das Ladevolumen auf 1.818 Liter.
Renault Espace (2024)
BildergalerieNoch stehen keine Preise fest, aber der Espace dürfte ein paar Tausender über dem Austral liegen und bei rund 45.000 Euro starten. Dafür gibt es den Wagen wahlweise zum gleichen Preis als Fünf- oder Siebensitzer, wobei sich die beiden Plätze in Reihe drei nur für Kinder eignen. Zur Positionierung als Reisemobil passen die im gesamten Auto verteilten großzügigen Ablagen und Staufächer sowie USB-C-Anschlüssen auf allen Plätzen. Insgesamt 39 Liter Extra-Stauraum haben die Ingenieure geschaffen, davon 20 Liter im Bereich von Cockpit und Vordersitzen.
Auf Wunsch bietet Renault eines der größten Glasdächer im D-Segment an. Es zieht sich auf 1,33 Meter Länge bis über die Plätze in Reihe drei. Eine spezielle Beschichtung soll UV-Strahlen draußen halten und verhindern, dass sich der Innenraum im Sommer aufheizt.
Intern gilt der Espace als Technologieträger, bekommt das neue Google-basierte Bedien- und Anzeigesystem "openR Link". Es kombiniert zwei rund zwölf Zoll große Displays in Form eines liegenden L. Erweitern lässt es sich um ein 9,3 Zoll großes Head-up-Display. So werden alle fahrrelevanten Informationen auf einer Fläche dargestellt, die drei Tablets entspricht. Wie üblich wird das Musik- und Unterhaltungsprogramm über Apps gesteuert, beispielsweise Amazon Music. Zusätzlich bieten die Franzosen über die My-Renault-App Zugriff auf eine Bibliothek mit 39 länderspezifischen Inhalten. Und sollte es unterwegs langweilig werden, können sich die Passagiere mit der App Song Pop mit einem Musikquiz die Zeit vertreiben.
Umdenken beim Antrieb
Auch beim Antrieb muss die Fangemeinde umdenken. Diesel sind bei neuen Renault-Modellen bekanntlich passé. Als einzige Motorisierung bekommt der Espace den schon vom Austral bekannten 146 kW / 199 PS starken Hybridantrieb. Der kombiniert einen kleinen Dreizylinder-Turbobenziner mit 1,2 Litern Hubraum und 96 kW / 131 PS Leistung mit zwei E-Motoren. Der 50 kW / 68 PS starke Hauptmotor wird von einem 2-kWh-Akku gespeist und unterstützt beim Fahren, während der 18 kW / 25 PS als Startergenerator zum Anlassen des Verbrenners und zum Wechsel der Fahrstufen dient. Nur 4,7 Liter/100 Km soll das System verbrauchen und wäre dann für rund 1.100 Kilometer Reichweite gut. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von 105 g. Damit liegt der Hybrid gut 40 Prozent unter den Werten des Vorgängers. Ein Teil der Einsparnisse dürfte dabei auch auf das um 215 Kilo geringere Fahrzeuggewicht gehen.
Doch ob diese Form der Elektrifizierung den Kunden genügt, wird sich zeigen. Für einen vollelektrischen Antrieb eignet sich seine Plattform jedenfalls nicht. Und als einziger Mittelklasse-SUV muss der Espace auch auf Allradantrieb verzichten.