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Abgas-Affäre: Audi-Chef in Untersuchungshaft

18.06.2018 11:09 Uhr
Rupert Stadler
Audi-Chef Rupert Stadler wurde vorläufig festgenommen.
© Foto: picture alliance / Sven Simon

Im Abgasskandal bekommt Audi-Chef Stadler die harte Hand der Justiz zu spüren. Wegen Verdunkelungsgefahr nahmen Ermittler ihn in U-Haft. Ein vorläufiger Nachfolger steht schon bereit.

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Im Abgas-Skandal haben Ermittler erstmals einen hochrangigen Manager des Volkswagen-Konzerns verhaftet. Audi-Chef Rupert Stadler kam am Montag wegen Verdunkelungsgefahr in Untersuchungshaft. Stadlers Posten an der Spitze der VW-Oberklassetochter und damit auch im Vorstand des VW-Konzerns soll vorläufig der Niederländer Bram Schot übernehmen, wenn der Audi-Aufsichtsrat zustimmt. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur von mit der Angelegenheit vertrauten Personen. Der 56-Jährige ist seit rund einem Dreivierteljahr Vertriebsvorstand bei Audi.

In der vergangenen Woche hatte die Staatsanwaltschaft München ein Ermittlungsverfahren gegen Stadler und einen weiteren Audi-Vorstand eingeleitet und ihre Wohnungen durchsucht. Mit der Untersuchungshaft will die Behörde nun eine mögliche Beeinflussung von Zeugen oder Beschuldigten im Dieselskandal verhindern. Es habe Hinweise gegeben, "dass die Gefahr einer Verdunkelungshandlung besteht. Und das hat zu dem Haftbefehl geführt", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Ein VW-Sprecher betonte, es gelte nach wie vor die Unschuldsvermutung.

Audi soll in den USA und Europa von 2009 an rund 220.000 Dieselautos mit Schummelsoftware verkauft haben. Seit Ende 2015 hatten zwei Audi-Entwicklungsvorstände und vier weiter Audi-Vorstände ihren Hut nehmen müssen.

Stadler soll von Manipulationen gewusst haben

Die Ermittler werfen Stadler und dem anderen Audi-Vorstand Betrug und Falschbeurkundung im Zusammenhang mit den Abgasmanipulationen des VW-Konzerns vor. Die beiden hätten Dieselautos mit manipulierter Abgasreinigung in Europa wissentlich in den Verkehr gebracht. Stadler soll nach der Aufdeckung der Manipulationen in den USA von den falschen Abgaswerten auch in Europa gewusst haben, aber anders als in den USA keinen Vertriebsstopp angeordnet haben. Die Ermittler stützten sich auf die Auswertung von Korrespondenz, verlautete aus Ermittlerkreisen.

Stadler sei am Montagvormittag an seinem Wohnort festgenommen und dann der Ermittlungsrichterin vorgeführt worden, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in München. Stadler habe noch keine Angaben zur Sache gemacht. Er wolle sich aber äußern, nachdem er mit seinem Verteidiger gesprochen habe, sagte der Staatsanwalt. Der Verteidiger nehme jetzt Akteneinsicht und wolle am Dienstag mit Stadler darüber sprechen, so dass die Vernehmungen frühestens ab Mittwoch beginnen sollten. Wo der Manager einsitzt, sagte der Staatsanwalt nicht.

Gegen Stadler waren in der Vergangenheit schon mehrfach Rücktrittsforderungen laut geworden, auch Namen möglicher Nachfolger waren schon im Gespräch. Mit Schot, der mit vollem Vornamen Abraham heißt, übernimmt in Ingolstadt nun ein Manager mit vergleichsweise wenig Audi-Stallgeruch. Er war 2011 von Daimler in den VW-Konzern gewechselt und dort rund fünf Jahre Vertriebschef bei den VW-Nutzfahrzeugen.

Bis zuletzt Rücken gestärkt

Stadler war vor elf Jahren Audi-Vorstandschef geworden. Kurz nach Aufdeckung manipulierter Abgaswerte bei VW-Vierzylinder-Motoren im Herbst 2015 in den USA hatte er Manipulationen auch bei Sechszylinder-Dieselmotoren von Audi zugeben müssen. Eine persönliche Mitwisserschaft oder gar Beteiligung hat er jedoch bis heute bestritten. Die VW-Eigentümerfamilien Porsche und Piëch hatten Stadler bis zuletzt den Rücken gestärkt.

Stadler ist zwar nicht der erste, aber bislang hochrangigste Manager, der im VW-Skandal in Untersuchungshaft muss. Ein ehemaliger Porsche-Entwicklungsvorstand sitzt seit September 2017 in München in Untersuchungshaft. Einer seiner früheren Mitarbeiter bei Audi in Neckarsulm war nach mehreren Monaten Untersuchungshaft im November 2017 wieder freigekommen.

In den USA wurden zwei VW-Mitarbeiter bereits zu langjährigen Haftstrafen und hohen Geldbußen verurteilt. Insgesamt wurden bislang US-Strafanzeigen gegen neun ehemalige oder aktuelle Mitarbeiter des VW-Konzerns gestellt. Auch der frühere Vorstandschef Martin Winterkorn soll vor Gericht gebracht werden und wird von der US-Justiz per Haftbefehl gesucht. In Deutschland ermittelt die Staatsanwaltschaft Braunschweig gegen 49 mutmaßlich Beteiligte am VW-Abgasskandal. (dpa)

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