Die seit rund anderthalb Jahren geltende eCall-Pflicht für neue Autos entfaltet noch nicht ihre optimale Wirkung. Nach Recherchen des ADAC sind immer noch zu wenige Pkw mit dem automatischen Notruf ausgestattet. Und selbst die vorhandenen Systeme funktionieren oft nicht wie gewünscht.
Der Automobilclub kritisiert vor allem die geringe Zahl von Fahrzeugen mit eCall-System. Der Einbau ist zwar seit April 2018 bei allen neuen Fahrzeugtypen obligatorisch. Da viele Hersteller bei Modellwechseln die Typgenehmigungen des Vorgängers fortschreiben, fallen in der Praxis aber längst nicht alle neuen Modelle unter die Regelung.
Hinzu kommt, dass die Hersteller anstelle oder zusätzlich zum offiziellen eCall-System auch eigene Notrufe anbieten dürfen, die die Fahrzeuginsassen nicht mit der Notrufnummer 112, sondern mit einem firmeneigenen Callcenter verbinden. Im Ergebnis seien laut ADAC nur die "wenigsten Fahrzeuge" mit einem "echten" eCall-Assistent ausgerüstet.
In diesem Zusammenhang kritisiert er ADAC die herstellerspezifischen Notrufe als unzuverlässig. Nach Untersuchungen des Clubs kann die Zwischenschaltung eines Callcenters im Falle eines Unfalls zu erheblichen Verzögerungen sowie zu einer teilweise fehlerhaften Weitergabe wichtiger Informationen führen. Durch den Umweg über Hersteller-Rufzentralen gehe wertvolle Zeit verloren, bis die Nachricht über einen Unfall bei der zuständigen 112-Rettungsleitstelle eintreffe. Agenten in Call-Centern machten außerdem teilweise Fehler bei wesentlichen Informationen etwa über den Ort eines Unfalls. Der Verein fordert vor diesem Hintergrund, Verbraucher besser über die Unterschiede zwischen dem offiziell "112 eCall" genannten System und dem "Hersteller-Notruf" aufzuklären. Sind beide Möglichkeiten an Bord vorhanden, sollte die Verbindung zur 112 als Standard eingestellt werden. (SP-X)