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CO2-Messungen: Dieselskandal-Enthüller bemängeln Gesetzeslücken

10.05.2016 13:46 Uhr
Auf lange Sicht: Eine Umweltorganisation meint, dass die meisten Autohersteller es schaffen, den CO2-Ausstoß drastisch bis 2021 zu senken. Einige müssen sich jedoch sputen, ihre Modelle sauberer zu machen.
Laut ICCT-Experten nutzen die Autobauer Gesetzeslücken bei den Ausrollversuchen aus.
© Foto: stockWERK/Fotolia

Was kommt wirklich hinten raus? Nach Stickoxid rückt bei Auto-Abgasen zunehmend der Klimakiller CO2 in den Fokus. Die Experten, die den Manipulationen bei VW auf die Spur kamen, klagen über lasche Gesetze und ganz legale Tricks der Branche.

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Die Verkehrsexperten, die den VW-Dieselskandal aufgedeckt haben, prangern Gesetzeslücken schon in den Vorbereitungen für die CO2-Messung im Labor an. Die sogenannten Ausrollversuche, mit denen die offiziellen Fahrwiderstände von Autos gemessen werden, ergäben deutlich geringere Werte, als im Alltag realistisch sei, teilte der International Council of Clean Transportation (ICCT) am Dienstag mit.

Die betreffenden Werte bestimmen, wie viel Energie ein Auto später im Labor aufbringen muss, und beeinflussen so Verbrauch und CO2-Ausstoß. Die unrealistisch niedrigen Werte erklären laut ICCT ein Drittel der Abweichung des CO2-Ausstoßes im Alltag von den Laborbedingungen. 

Nach ICCT-Angaben nutzen die Autobauer Gesetzeslücken bei den Ausrollversuchen. "Da werden zum Beispiel Reifen übermäßig aufgepumpt, das Profil annähernd komplett abgerieben oder Reifen im Ofen gehärtet, damit sie weniger Rollwiderstand haben", erklärte der Geschäftsführer des ICCT in Europa, Peter Mock. Das sei zwar nicht vorgesehen - aber auch nicht explizit verboten. "Diese Schlupflöcher werden voll ausgenutzt."

Die Experten konnten für 19 Automodelle aus den Jahren 2009 bis 2012 die offiziellen Widerstandswerte mit Alltagswerten vergleichen, die unabhängige Labors gemessen hatten. In allen 19 Fällen lag der tatsächliche Widerstand demnach über dem offiziellen Wert.

Anders als in den USA seien die offiziellen Daten zum Fahrwiderstand in der EU nicht öffentlich, kritisierten der ICCT. "Neben der Schaffung von mehr Transparenz ist es wichtig, dass in der EU in Zukunft Gesetzeslücken in den Fahrzeug-Testprozeduren geschlossen werden." Zudem seien regelmäßige nachträgliche Stichproben durch Behörden notwendig.

Messungen des ICCT hatten im vergangenen Jahr US-Behörden auf die Spur der Abgas-Manipulationen bei VW geführt. Dabei stand zunächst der Stickoxid-Ausstoß im Mittelpunkt. Derzeit beschäftigen sich deutsche Experten im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums auch mit CO2-Werten. Diese sind nicht nur für den Klimaschutz wichtig, sondern bestimmen in Deutschland maßgeblich auch die Höhe der anfallenden Kfz-Steuer für die Autobesitzer.

Hintergrund:
Bei den sogenannten Ausrollversuchen werden Schwungmasse, Reibung- und Luftwiderstand eines Autos ermittelt. Dazu beschleunigt das Fahrzeug auf einer Teststrecke und rollt anschließend aus - daher kommt der Name. Die gemessenen Werte sind wichtig: Sie werden später bei Emissionstests im Labor verwendet, um Fahrwiderstände zu simulieren, und haben damit Einfluss auf Kraftstoffverbrauch und Schadstoffausstoß. (dpa)

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KOMMENTARE


Axel Tropp

11.05.2016 - 11:09 Uhr

Jetzt sind wir alle am Heulen und total entsetzt über die böse böse Autoindustrie, die uns Verbraucher mit völlig unrealistischen Verbrauchswerten, bei Antrieben mit Verbrennungsmotoren gleich CO2 Ausstoß (1L Benzin => 2,32Kg CO2, 1L Diesel => 2,62Kg CO2) und schreien nach mehr Staat, mehr Kontrollen, schärferen Vorschriften. Langsam, gehen wir mal einen Schritt zurück. Früher, sagen wir mal vor 10 bis 15 Jahren, waren die Verbrauchsangaben deutlich realistischer. Dann kahm die behördlich verordnete Wundertestprozedur, der NEFZ, die die OEM's zu Bewertung der Verbrauchs- und Schadstoffaustrittswerte zu durchlaufen haben. Und was mache ich als Tester? Ich lese genau und überlege mir wie ich mit meinen gemäß Testprozedur zu ermittelnden Werten optimal dastehe. Das ist erst einmal legitim und führt aber wie wir wissen zu unrealistischen Verbrauchswerten wie wir sie heute haben.Richtig und für den Gesetzgeber viel einfacher wäre es, für bestimmte Fahrzeugklassen, sagen wir mal PKW, unabhängig von Größe und Gewicht, festzulegen, das im Mittel über die Gesamtfahrstecke eines Fahrzeuges unabhängig von der Fahrweise als Beispiel maximal 80 mg NOx, 500 mg CO usw. emittiert werden dürfen. Oder das der Fahrzeughersteller (OEM) eine rechtlich verbindliche wie auch immer zu ermittelte mittlere Verbrauchsangabe für sein Produkt zu machen hat, nach der sich dann die Effizienzklasseneinstufung wie auch die KFZ Steuer richtet. Und der Kunde einen Rechtsanspruch auf Erfüllung hat. Der Staat hätte dann die Aufgabe der Nachprüfung. Schadstoffe kann man mit mobilen Geräten auch über lange Strecken messen, für die Überprüfung der Verbrauchsangaben reichten schon statistische Erhebungen über alle oder zumindest einen repräsentativen Teil eines Fahrzeugtyps. Und wenn der OEM das eine Verbrauchsangabe innerhalb einer sehr engen Toleranz reißt (+- 5%) würden zumindest im Fall das die Fahrzeuge mehr verbrauchen und emittieren entsprechende Strafzahlungen fällig. Extremer Vorteil dieser Methode ist, dass eine „Nicht vorhandene Testvorschrift“ keine Schlupflöscher bietet.


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