Ein Zulassungsverbot für neue Diesel- und Benzin-Fahrzeuge sollte es aus Sicht der deutschen Autoindustrie nicht geben. Pläne der norwegischen Regierung für die Zeit ab dem Jahr 2025 gegen neue Verbrenner führten nicht zu dem Ziel, den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) zu verringern, sagte der Präsident des Verbands der Automobilindustrie (VDA), Matthias Wissmann, am Dienstag in Berlin. Für andere Länder, besonders Deutschland, könnten sie kein Vorbild sein. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hält es dagegen für nötig, sich auch hierzulande in einigen Jahren vom Verbrennungsmotor zu verabschieden.
Um die Klimaziele zu erreichen, sollten im Jahr 2050 keine Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor mehr auf der Straße sein, stellte der VCD-Autoexperte Gerd Lottsiepen fest. "Demnach dürften ab 2030 plus x eigentlich keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr verkauft werden", fügte er hinzu. Das mögliche Verbot von neuen Diesel- und Benzinautos ist ein zentraler Punkt im Nationalen Transportplan Norwegens, mit dem sich das Parlament im kommenden Frühjahr befassen wird.
Der gemeinnützige Umweltverband VCD verzichtet in diesem Jahr erstmals auf eine Rangliste der umweltfreundlichsten Autos, die er seit 1989 jährlich veröffentlichte (wir berichteten). Als Gründe dafür nannte er den VW-Abgasskandal und manipulierte Herstellerangaben zu Spritverbrauch und Abgasmengen. Für einen Vergleich der Pkw-Modelle sei eine gesicherte Datenbasis nötig. "Das ist zurzeit nicht verlässlich möglich", sagte VCD-Vorstandsmitglied Wasilis von Rauch.
VDA-Präsident Wissmann sagte, effiziente Verbrenner und das Elektrofahrzeug seien keine Gegensätze, sondern ergänzten einander: ""Beide Antriebsarten sind notwendig, wenn die Politik ambitionierte Klimaziele erreichen will." Auch der VCD hält Hybridautos auf absehbare Zeit für sinnvoll. Sie verbrauchten wenig und seien vergleichsweise sauber.
Der VDA machte sich für einen marktwirtschaftlichen Ansatz stark. Eine "ridige Verbotspolitik", wie sie in Norwegen geplant sei, führe nicht zum Ziel, sondern zu wirtschaftlichen und sozialen Verwerfungen, betonte Wissmann. Die Bedürfnisse des Kunden werden ausgeblendet. "Die Politik war immer dann schlecht beraten, wenn sie Technikvorgaben machte, statt Grenzwerte zu definieren." Die Ingenieure, Entwickler und Tüftler säßen in den Unternehmen, nicht in der Politik. (dpa)
Herwart Anders