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FAS Kalibrierung: Nicht neben der Spur

18.05.2017 11:00 Uhr
Kalibrierung Fahrerassistenzsysteme
Das CSC-Tool (Camera & Calibration Tool) von Hella Gutmann Solutions ist als Mehrmarkensystem konzipiert.
© Foto: Hella Gutmann Solutions

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Fahrerassistenzsysteme sind weiter auf dem Vormarsch. Ab der Kompakt- und Mittelklasse sind immer mehr Fahrzeuge zumindest mit einem Spurhalteassistenten und somit mit einem kalibrierungspflichtigen System ausgerüstet. Die für die exakte Führung in einer Fahrspur notwendige Kamera ist hinter der Windschutzscheibe im Bereich des Rückspiegels montiert und muss im Falle eines durch Glasschaden notwendigen Windschutzscheibenwechsels verpflichtend neu kalibriert werden. Für die ausführende Werkstatt, respektive den Autoglaser, bedeutet dies nicht nur einen höheren Reparaturaufwand, sondern auch das Vorhalten der notwendigen Werkzeuge. Je nach Fahrzeughersteller ist eine stationäre (z. B. VAG, Mercedes) oder eine dynamische (z. B. BMW, Ford) Kalibrierung durchzuführen ( siehe Kasten Seite 18). Die Basis bildet in jedem Fall ein Diagnosetester, im Falle der stationären Methode ist zusätzlich ein Kalibrierwerkzeug notwendig. Da für die exakte Kalibrierung der Kamera eine korrekt eingestellte Hinterachse unabdingbar ist, muss diese vor Beginn der Kalibrierarbeiten kontrolliert werden. Liegt ein Unfallschaden vor oder lassen erkennbare Schäden wie eine demolierte Felge auf eine verstellte Spur schließen, ist eine Achsvermessung und -einstellung erforderlich. Handelt es sich ausschließlich um einen Glasschaden, reicht die Kontrolle der korrekten Achswerte innerhalb der vom Hersteller vorgegebenen Toleranzen aus.

Fünf Schritte der Kalibrierung

Wie eine stationäre Kalibrierung abläuft, haben wir uns bei der Wintec AG am Standort Limburg angeschaut. Der Franchise-Geber für Autoglaser hat bereits 2011 mit der Einführung des Handheld-Diagnosetesters Mega Macs 42SE von Hella Gutmann sowie dem CSC-Tool in seinen Betrieben begonnen. Technik-Leiter Gordon Kahler: "Wir haben das Diagnosegerät kurz nach der Einführung zum Pflichtbestandteil in unseren Betrieben gemacht. Mittlerweile ist die Durchdringung des CSC-Tools aufgrund der Situation, dass immer mehr Fahrzeuge mit kalibrierungspflichtigen Assistenzsystemen ausgestattet sind, bei uns sehr hoch, so gut wie alle Standorte haben die Geräte, einige Kooperieren mit Werkstätten oder K+L-Betrieben." Unterm Strich verfügten damit alle Wintec-Betriebe über die Möglichkeit, eine Kalibrierung durchzuführen. In der Werkstatt demonstriert Kahler die Vorgehensweise zur korrekten Kameraeinstellung in fünf Arbeitsschritten.

Zunächst wird über die OBD-Schnittstelle eine Eingangsdiagnose durchgeführt, um sicherzustellen, dass das Fahrzeugsystem fehlerfrei arbeitet und keine Fehler im Speicher abgelegt sind. Im Hauptmenü des Mega Macs wird anschließend das zu kalibrierende System ausgewählt. Um die CSC-Wand mit der Kalibriertafel im korrekten Abstand vor dem Fahrzeug zu platzieren, wird der Tastzylindersatz HD-10 EasyTouch absolut waagerecht und mittig zum Radmittelpunkt an den Vorderrädern angebracht. Mit einem Metermaß wird nun auf beiden Seiten der Abstand vom Radmittelpunkt bis an die hintere Kante des Justagebalkens an der CSC-Wand gemessen und der im Diagnosegerät angegebene Abstand eingerichtet.

Ist der Abstand korrekt eingestellt, muss die CSC-Wand mittig vor dem Fahrzeug positioniert werden. Dazu werden beide HD-10 EasyTouch an den Hinterrädern angebracht und die Skalen mittels Libellen im rechten Winkel ausgerichtet. Die Spiegelabdeckungen am Justagebalken zeigen nach dem Hochklappen ebenfalls je eine Skala. Der Laser am HD-10 wird nun auf die beiden Skalen am Justagebalken ausgerichtet und die CSC-Wand seitlich so verschoben, dass auf beiden Skalen der gleiche Wert ablesbar ist. Um die Wand schließlich noch parallel zum Fahrzeug auszurichten, wird der Laser jetzt auf die Spiegel am Justagebalken ausgerichtet, so dass er auf die Skalen am HD-10 reflektiert. Durch axiales Drehen der CSC-Wand wird sie so positioniert, dass auf den Skalen am HD-10 der gleiche Wert angezeigt wird. Die Höhe der Kalibriertafel wird jetzt anhand der angegebenen Werte im Diagnosegerät eingestellt.

Mit dem Metermaß wird abschließend der höchste Punkt an allen vier Radkästen ermittelt und in das Gerät eingegeben, anschließend die Kalibrierung gestartet. Die Kamera gleicht nun das Bild der Kalibriertafel mit einem hinterlegten Referenzbild ab und stellt den neuen Nullpunkt (Referenzpunkt) unter Einberechnung von Roll-, Gier- und Nickwinkel ein. Damit ist die Kalibrierung beendet, mit etwas Übung dauert der gesamte Vorgang rund 20 Minuten.

Matrix braucht Kalibrierung

"Unsere Außendienstler merken sehr genau, wie exakt das System kalibriert wurde und ob das Auto weiter links oder rechts in der Spur fährt", erklärt Kahler die Auswirkungen einer fehlerhaften Kalibrierung. Genauso wirkt es sich aus, wenn keine Kalibrierung durchgeführt wurde. Der Referenzpunkt, der hinterlegt wurde, stimmt dann nicht mehr. Dieser bewegt sich innerhalb von Schwellenwerten, die beim Beschleunigen, Bremsen oder in Kurven kurzzeitig erreicht werden können. Wird der Schwellenwert zu lange überschritten, steigt das System aus und meldet Fehler. Auch im Zusammenhang mit modernen Matrix-Lampen ist die Kalibrierung wichtig, weil sonst der Gegenverkehr geblendet wird. Dazu braucht man dann noch ein Scheinwerfereinstellgerät der neuesten Generation.

Hohe Abdeckung

Laut Gordon Kahler erreicht das System von Hella Gutmann eine Marktabdeckung von über 80 Prozent. Bei ganz neuen Modellen dauert es rund ein Jahr, bis sie in das System einfließen. "Neue Fahrzeuge haben in der Regel eine Beta-Softwareversion an Bord, die im ersten Jahr viele Updates erfährt. Um ständige Aktualisierungen der Hella Gutmann-Software zu vermeiden, wartet man, bis die Fahrzeugsoftware dauerhaften Bestand hat. In der Übergangsphase hilft aber Hella Gutmann sehr schnell, notfalls muss ein Fahrzeug in die Vertragswerkstatt." Es sei aber immer sichergestellt, dass nach Herstellervorgabe kein Auto unkalibriert einen Wintec- Betrieb verlässt. Die Kosten für die nach Herstellervorgaben durchzuführenden Arbeiten, also Scheibentausch, Kalibrierung und Achsvermessung, übernimmt die Kasko-Versicherung, nicht aber die Einstellarbeiten an einer Achse aufgrund eines Vorschadens.

Wintec differenziert sich zum Wettbewerb und gegenüber Werkstätten zum einen durch den kostenlosen Mobilitätsservice durch Hol- und Bringdienst, Ersatzfahrzeug oder Reparatur beim Kunden vor Ort. Marketingleiter Michael Becker: "Dazu kommt der Knowhow-Transfer von uns als Franchise-Geber zu den Betrieben sowie der Grad der Spezialisierung. Außerdem arbeiten wir natürlich daran, dass wir als Marke Wintec vom Kunden wahrgenommen werden als diejenigen, die sowohl Kompetenz als auch den besten Service anbieten. In der Regel ist es so, dass der Autoglaser terminlich flexibler ist als eine Vertragswerkstatt, auch in Bezug auf die Reaktionsgeschwindigkeit." Ein Steinschlagschaden könne so sehr kurzfristig ein getaktet werden, bevor aus einem reparablen Schaden ein Scheibentausch wird.

Kurzfassung

Beim Glasspezialisten Wintec erfolgt die Kalibrierung mit dem Kalibriersystem CSC-Tool von Hella Gutmann Solutions. Die korrekte Kameraeinstellung nach einem Scheibenwechsel kann damit in kurzer Zeit bewerkstelligt werden.

Dynamische versus stationäre Kalibrierung

Die Fahrzeughersteller gehen bei der Einstellung und Kalibrierung ihrer Sensoren unterschiedliche Wege. Dementsprechend unterscheiden sich die Herstellervorgaben bei der FAS-Kalibrierung. Für die Werkstatt ist es wichtig, sich vor Beginn der Kalibrierung eingehend mit den Vorgaben zu beschäftigen.- Stationäre KalibrierungBei der stationären Kalibrierung wird der Referenz-Nullpunkt über ein zusätzliches Kalibriersystem in der Werkstatt mittels Kalibriertafeln festgelegt. Da bei den Fahrerassistenzsystemen z. B. aus dem VW-Konzern oder von Mercedes auch aktiv ins Fahrgeschehen eingegriffen wird (Lenkkorrektur, Vibrationen), ist die Kalibrierung auch aufwändiger. Hersteller, die die dynamische Kalibrierung vorgeben, haben in der Regel nur warnende Systeme. Einige Hersteller gehen jetzt dazu über, beide Möglichkeiten anzubieten.- Dynamische KalibrierungDie dynamische Kalibrierung wird nur über ein Diagnosegerät angestoßen, die Kalibrierung selbst erfolgt im Rahmen einer Probe- oder Kalibrierungsfahrt, bei der bestimmte Fahrparameter eingehalten werden müssen (beispielsweise Wetter, Straßenzustand, Geschwindigkeit). Das Diagnosegerät gibt den Ablauf der Kalibrierung im Einzelnen genau vor. Die Kalibrierung kann erst abgeschlossen werden, wenn alle Punkte abgefahren wurden.

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