Ab 2030 will Volvo nur noch reine Elektroautos (BEV) bauen und verkaufen. Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, darunter auch Hybride, sollen dann nicht mehr angeboten werden. "Anstatt in ein schrumpfendes Geschäft zu investieren, investieren wir lieber in die Zukunft – elektrisch und online", begründete Hakan Samuelsson, Präsident und CEO von Volvo Cars die Entscheidung. Mit dem am Dienstag in Göteborg verkündeten Ziel für 2030 setzt Volvo Cars seine Elektrifizierungsstrategie noch schneller um als zunächst geplant.
Elektroautos ausschließlich online erhältlich
Begleitet wird der Schritt in Richtung Vollelektrifizierung von einem digitalen Direktvertrieb sowie Komplettpaketen, die Volvo unter dem erweiterten und neu definierten "Care by Volvo" Angebot zusammenfasst. Alle vollelektrischen Modelle werden bereits ab Modelljahr 2022, also ab Juli 2021, ausschließlich online im Direktvertrieb erhältlich sein. In Deutschland beginnt das mit dem XC40 Recharge Pure Electric. Auf der Online-Plattform von "Care by Volvo" kann der Kunde aus vorkonfigurierten Fahrzeugen wählen und diese nicht nur abonnieren, sondern auch für 36 Monate leasen. Der Preis für den XC40 Recharge Pure Electric liegt bei einem festen Vertragszeitraum von 36 Monaten bei 699 Euro pro Monat. Für den flexiblen Vertrag mit nur drei Monaten Kündigungsfrist liegt die Rate bei 769 Euro pro Monat.
Hersteller wird Vertragspartner für den Verkauf
Auch für die Händler beginnt mit dem digitalen Direktvertrieb der vollelektrischen Fahrzeuge eine neue Ära. Ihre Aufgabe sei es zukünftig die Kaufentscheidung zu begleiten, erklärte Volvo Deutschland Chef Thomas Bauch. Sie sollen die Beratung und Probefahrten anbieten, die Fahrzeuge ausliefern und den Service übernehmen. Vertragspartner für den Verkauf wird aber der Hersteller. Das hat durchaus Vorteile, denn der Preiskampf wird damit eingedämmt. Nach den Vorstellungen von Volvo Cars soll das transparente Preismodell mit feststehenden Konditionen Verhandlungen überflüssig machen. Und in den unsicheren Zeiten, was die Restwerte der BEV angeht, muss der Händler nach Ablauf der Leasingdauer auch keine Gebrauchtwagen zurücknehmen.
Pauschalvergütung für den Handel
Der Händler, den der Direktvertriebs-Kunde als Betreuer angibt, erhält für seinen Einsatz eine Pauschalvergütung. Laut Volvo Händlerverbands-Präsident Dominik Weber ein Betrag, mit dem die Autohäuser leben können: "Wir sind ganz zufrieden mit der Vereinbarung." Allerdings gelte diese nur für Privatkunden, erläutert der Unternehmer. Wie die Konditionen im Direktvertrieb mit Geschäftskunden aussehen, sei noch nicht vereinbart. Geschäftskunden machen aber im Volvo Vertrieb 85 bis 90 Prozent aus. Bis zum 30. Juni gelten in diesem Bereich noch die gleichen Konditionen wie bisher. Erst zum 1. Juli könnte hier eine neue Vereinbarung getroffen werden.
Zunächst nur Testphase
Auch Bauch berichtet, dass man die Verträge mit den Händlern zwar derzeit schon geschlossen habe. Im Laufe des Jahres 2021 müsse man aber noch Erfahrungen sammeln. Erst Ende des Jahres sollen langfristige Verträge und dann auch langfristige Konditionen für den Vertrieb der BEV mit dem Handel festgelegt werden.
Zwei Varianten für Vorführwagen
Ein reines Agenturgeschäft ist es jedenfalls (noch) nicht. Denn wie die Vorführwagen gehandhabt werden sollen, ist derzeit noch in der Diskussion. Laut Bauch gibt es aktuell zwei Angebote: Eines wie bisher, bei dem der Händler die Vorführwagen kauft. Eines bei dem die Democars vom Hersteller gestellt werden und der Händler dafür eine Nutzungsgebühr bezahlt. Bauch geht davon aus, dass sich die Nutzungsgebühr durchsetzen wird.
Zweites E-Fahrzeug noch dieses Jahr
Noch 2021 soll es ein zweites reines Elektrofahrzeug geben. In den kommenden Jahren bringt die schwedische Marke dann zahlreiche weitere E-Modelle auf dem Markt. Schon 2025 sollen die Stromer die Hälfte des weltweiten Absatzes ausmachen und der Rest auf Hybride entfallen.
Weitere Infos in AUTOHAUS 5/2021, das am 8, März erscheint.