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20.04.2012 12:02 Uhr
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Doppelkupplungsgetriebe

Der nicht aufzuhaltende Aufstieg des Doppelkupplungsgetriebes führte aktuell zu 14 nassen und fünf trockenenVarianten. Dieser Beitrag soll Werkstattprofis mit Angaben zu Aufbau, Funktion, Applikationen, Ölwechselintervallen und Rückrufen sowie einem Ausblick helfen, nicht den Überblick zu verlieren.

Noch vor 15 Jahren hätte vermutlich jeder halbwegs seriöse Branchenkenner dem Doppelkupplungsgetriebe keine große Zukunft vorausgesagt, weil zu aufwändig und zu teuer. Heute ist es bis in die Kompaktklasse etabliert, seine Stückzahlen lassen jeden Hersteller von automatisierten Schaltgetrieben vor Neid erblassen. Dabei wäre das ASG, möglichst noch mit elektromechanischer statt elektrohydraulischer Betätigung, für Kompakte und auch für die Mittelklasse die bessere Wahl, zumindest in finanzieller Hinsicht.

Erfunden um 1940 und offenbar gleich wieder vergessen, beschäftigte man sich bei Porsche ab dem Ende der 1960er Jahre mit der Doppelkupplung, um sie in den 1980er Jahren im Rennsport einzusetzen. Die erste Anwendung bei einem Serien-Pkw folgte im Jahr 2003 bei Volkswagen. In beiden Fällen gilt Ferdinand Piëch als treibende Kraft. Seither ist der Erfolg des Getriebes ungebrochen. Derzeit existieren sage und schreibe 19 unterschiedliche DKG-Varianten, davon 14 mit nasser und nur fünf mit trockener Doppelkupplung (vgl. Tabelle auf Seite 17 oben).

Bei einem Doppelkupplungsgetriebe handelt es sich bei genauer Betrachtung um jeweils zwei geschickt miteinander verbundene Getriebe und Kupplungen. Einem Teilgetriebe sind sämtliche geraden, dem anderen Teilgetriebe sämtliche ungeraden Gänge des Gesamtsystems zugeordnet. Die Zuordnung des Rückwärtsgangs ist flexibel, bei Getrieben mit ungerader Gangzahl (= 7) ist er im Teilgetriebe mit den geraden Gängen zu finden.

Unterschiede: Kupplung, Betätigung

Beide Teilgetriebe besitzen einen gemeinsamen Ausgang. Beim Schalten wechselt die Drehmomentweitergabe von einem zum anderen Teilgetriebe, wobei der je- weils nächste Gang bereits vorgewählt ist. Eine Kupplung öffnet, die andere schließt, damit kann der Gangwechsel ohne Zug-kraftunterbrechung erfolgen – vermutlich das Erfolgsgeheimnis des DKG.

Bei der Kupplung wird zwischen nass und trocken laufenden Scheiben und bei der Betätigung zwischen elektromechanisch und elektrohydraulisch unterschieden; in jedem Fall ist die Betätigung au- tomatisiert. Die Synchronisierung einer manuellen Betätigung der beiden Kupplungen wäre auch zu aufwändig.

Die Drehmoment-bedingte Grenze zwi-schen Doppelkupplungsgetrieben mit trockener und nasser Kupplung liegt derzeit bei 350 Newtonmeter, definiert vom trockenen TCT-(C635-)Getriebe von Fiat, soeben vorgestellt im Alfa Romeo Giulietta (vgl. Tabelle auf Seite 17 oben und Beitrag auf Seite 20).

Wichtig zu wissen ist zudem, dass ein etwaiger Verbrauchsvorteil eines DKG gegenüber einem vergleichbaren Handschaltgetriebe nicht an der Hardware, sondern an der Software liegt. Die Bau-teile und Funktionsprinzipien der beiden Getriebearten unterscheiden sich nicht, jedoch sorgt die Steuerung des DKG stets für optimale Schaltzeitpunkte, was sich im Verbrauch niederschlägt. Mit einem ASG würde das aber ebenso funktionieren.

Wie es mit dem Doppelkupplungsgetriebe weiter geht, darüber hat sich Philip Meidt von DKG-Hersteller Borg Warner Transmission Systems Gedanken gemacht. Zunächst zur Frage Trocken- oder Nass-kupplung: „Im mittleren Drehmoment-bereich von 200 bis 280 Nm bieten trockene Systeme eine bessere Wirtschaftlichkeit, ohne dass der Performancenachteil zu sehr ins Gewicht fällt. Dem gegenüber ist eine nass laufende Doppelkupplung aufgrund von besserem Mikroschlupf- und NVH-Verhalten universeller einsetzbar und mittels Softwaresteuerung einfach individueller auf das jeweilige Fahrzeug ab- stimmbar. So können verschiedene Her-steller das gleiche Getriebe verwenden, die Schaltcharakteristik jedoch nach den eigenen Vorstellungen gestalten. Nass laufende Systeme der ersten Generation haben insbesondere bei niedrigen Antriebsmomenten einen Verbrauchsnachteil durch Schleppverluste, der mit zunehmendem Antriebsmoment weniger ins Gewicht fällt. Seit der zweiten Generation der Doppelkupplungsgetriebe arbeiten wir daran, diese Verbrauchsnachteile zu kom-pensieren, zum Beispiel mittels optimier-ten Reiblamellen und Materialien, leckagearmen und präzise arbeitenden Ventilen, einer bedarfsgerecht gesteuerten Ölzufuhr und der Kombination mit Start-Stopp-Systemen. Mit der nächsten Generation werden diese Nachteile nahezu behoben sein. Angetrieben von diesen Verbesserungen planen einige Hersteller, nass laufende Doppelkupplungsgetriebe auch für Kleinwagen im niedrigen Drehmomentbereich unter 200 Nm zu entwickeln, da diese Fahrzeuge häufig in der Stadt gefahren werden und bei viel Stop-and-go-Verkehr ihre Komfort- und Robustheitsvorteile ausspielen können. Unter bestimmten Bedingungen, beispielsweise im niedrigen Drehzahlbereich, muss die Kupplung bei viel Schlupf viel Kraft übertragen. Hier sehen nicht nur wir einen Vorteil in nassen Systemen.“

Auch künftig meist nasse Systeme

Zum globalen Markt vertritt Philip Meidt diese Meinung: „Bisher sind die meisten Doppelkupplungsgetriebe mit nass laufen-den Kupplungen bestückt. Dies wird auch in Zukunft der Fall sein. Allerdings setzt insbesondere VW im mittleren Drehmomentbereich bis 280 Nm auf trockene Systeme, die aufgrund ihrer breiten Mo- dellvarianten eine beachtliche Produktionszahl darstellen. Der gesamte Doppelkupplungsmarkt wird nach unserer Ein-schätzung von 3,9 Mio. (2012) auf 8,7 Mio. Einheiten (2017) anwachsen. Die Produktion neuer Doppelkupplungsgetriebe wird in den nächsten Jahren vor allem in China stark steigen, wo sich die meisten lokalen und ausländischen Produzenten für ein nass laufendes DKG entschieden haben.“ Das DKG scheint sich zum neuen AT- Getriebe-Standard zu entwickeln. P. Diehl

Hotline-Auskunft

Problemlose Funktion

„Die Problemanfragen bezüglich Doppelkupplungsgetriebe/DSG halten sich in Grenzen. Die bisher bei uns aufgetretenen Fälle beziehen sich ausschließlich auf wartungsbezogene Nachfragen wie Ölwechsel, Filterwechsel, Füllmengen, etc. In- formationen bezüglich Fehler oder Ausfälle liegen uns keine vor.“

Michael Grund, Audacon AG

Leserservice

Rückrufe: BMW und Volkswagen

Der asp-Redaktion bekannt gewordene, DKG-bedingte Rückrufe beziehen sich ausschließlich auf Probleme im Bereich Elektronik/Software (sämtliche Details unter www.autoservicepraxis.de/rueckrufe).

von September 2008 bis August 2009 gebaute Audi A3 und TT, Seat Leon und Altea, Skoda Octavia und Superb sowie VW Golf, Jetta, Scirocco, Eos, Touran, Caddy und Passat wiesen einen Softwarefehler im DKG-Steuergerät auf, der die Kupplungstemperatur falsch interpretierte und den Notlauf aktivierte

Schaltbeanstandungen gab es bei VW Golf, Golf Plus und Touran mit 7-Gang-DKG, gebaut vom 21. bis 28. Februar 2011, aufgrund der Beschädigung der Steuergerät-Grundplatte bei der Verschraubung des Steuergeräts

bei von März bis September 2008 produzierten BMW M3 starb der nicht betriebswarme Motor ab, sofern stark verzögert und mehrstufig zurückgeschaltet oder langsam gefahren und plötzlich gebremst wurde; Grund war ein Softwarefehler im Motor- und Getriebesteuergerät

Marktentwicklung für automatische Getriebe*

Aktuelle DKG-Applikation

Bezeichnung

Kupplung

Gänge

max. Drehm.

Anwendung

436

nass

7

600 Nm

BMW

481

nass

7

750 Nm

Ferrari, Mercedes-Benz AMG

6T25

trocken

7

250 Nm

BYD

7DT

nass

6

780 Nm

Porsche

7G-DCT

nass

7

350 Nm

Mercedes-Benz A-/B-Klasse

C635

trocken

6

350 Nm

Fiat, Chrysler

DL501

nass

7

550 Nm

Audi

DL1300

nass

7

1.250 Nm

Bugatti

DQ200

trocken

7

250 Nm

Audi, Seat, Skoda, VW

DQ250

nass

6

350 Nm

Audi, Seat, Skoda, VW

DQ500

nass

7

600 Nm

Audi, VW

GR6

nass

6

600 Nm

Nissan

GS45X

nass

6

470 Nm

Citroën, Mitsubishi, Peugeot

M038S6

nass

6

430 Nm

Mitsubishi Nfz

MPS6

nass

6

450 Nm

Chrysler, Ford, Volvo

OG-7DCT

nass

7

750 Nm

Mc Laren

PS250

trocken

6

280 Nm

Ford, Renault

PSG

trocken

6

280 Nm

Hyundai, Kia

SPS6

nass

6

470 Nm

Mitsubishi Pkw

Quelle: Borg Warner

DKG-Ölwechselintervalle

Marke

Getriebe/Baureihe

Ölwechselintervall

Alfa Romeo

TCT (C635)

120.000 km

Audi

02E (6 Gänge, Nasskupplung)

60.000 km

0AM (7 Gänge, Trockenkupplung)

kein Wechsel vorgesehen

0B5 (7 Gänge, Nasskupplung)

60.000 km (nur Öl der Kupplung)

0BH (7 Gänge, Nasskupplung)

60.000 km

BMW

M3 (E90/92/93), M6 (E63/64)

erstmals beim ersten Ölwechsel,dann bei jedem dritten Ölwechsel

1er M (E82)

einmalig bei Einfahrkontrolle

Ford

keine Angabe

60.000 km/36 Monate

Seat

02E (6 Gänge, Nasskupplung)

60.000 km

0AM (7 Gänge Trockenkupplung)

kein Wechsel vorgesehen

Skoda

02E (6 Gänge, Nasskupplung)

60.000 km

0AM (7 Gänge Trockenkupplung)

kein Wechsel vorgesehen

Volvo

C30, C70 II, S40, V50

80.000 km

alle außer C30, C70 II, S40, V50

90.000 km

VW

02E (6 Gänge, Nasskupplung)

60.000 km

0AM (7 Gänge Trockenkupplung)

kein Wechsel vorgesehen

0BT (7 Gänge, Nasskupplung)

60.000 km

Auswahl, Quelle: Audacon

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