Der neue Online-Gebrauchtwagenhändler Driverama baut zum Marktstart in Deutschland auf einen etablierten Branchenplayer. Das Unternehmen hat vor wenigen Wochen eine Partnerschaft mit der unabhängigen Werkstattkette Stop+Go bekannt gegeben. Diese sieht vor, dass die bestehenden Stop+Go-Betriebe künftig als physische Inspektionsstellen für den Fahrzeugankauf von Driverama genutzt werden.
Man werde im Rahmen der Kooperation vollständig gebrandete modulare "Store in Store"-Drop-off-Filialen innerhalb der Stop+Go-Standorte eröffnen, erklärte Driverama-Geschäftsführer Stan Galik. Dort werde der Kunde sein Auto "schnell, einfach und mit vollkommener Transparenz" an den Anbieter verkaufen können.
Seine erste Mikrofiliale brachte Driverama am 1. Juli in Düsseldorf ans Netz – im August soll die nächste in Dortmund eröffnen. Danach folgen Berlin und Hamburg. Bis Mitte 2022 soll das Konzept an mehr als 20 Stop+Go-Stützpunkten ausgerollt werden.
"Die Partnerschaft wird für beide Unternehmen attraktive Vorteile mit sich bringen, und nicht zuletzt die Kunden werden von den sich ergänzenden Dienstleistungen an einem Ort profitieren", betonte Galik. Die Standorte lägen strategisch günstig in der Nähe von dicht besiedelten Stadtzentren und böten eine "attraktive Basis" für Driverama.
Laut Website betreibt Stop+Go derzeit 25 Kfz-Werkstätten, sieben davon allein in Berlin. Bis 2010 waren die Servicebetriebe bekanntlich unter dem VW-Dach aktiv, ehe sie von Geschäftsführer Detlef Saemisch mit Investorenhilfe übernommen wurden. Mit Blick auf die neue Driverama-Kooperation erklärte Saemisch: "Wir sind stolz darauf, mit einem so zukunftsorientierten, qualitativ hochwertigen und stetig wachsenden Unternehmen zusammenzuarbeiten."
Die Gebrauchtwagenplattform Driverama ist seit kurzem in Deutschland online. Auf dem Portal können Autobesitzer zunächst ihren Wagen nach Eingabe von Modell, Alter, Zustand und Kilometerstand zum Verkauf anbieten und bewerten lassen. Der Betreiber verspricht eine sofortige, realistische und faire Einschätzung auf Basis einer eigenen Data Science-Technologie. Galik: "Das hoch entwickelte Modell (…) verschafft dem Kunden einen Überblick, in welchem europäischen Land sein Fahrzeug am gewinnbringendsten verkauft werden kann." Man wolle "der erste wirklich grenzenlose Händler" werden.
Größter Gebrauchtwagenhändler in Mittel- und Osteuropa
Hinter Driverama steht die tschechische Aures Holdings Group, nach eigenen Angaben größter Gebrauchtwagenhändler in Mittel- und Osteuropa. Das Unternehmen betreibt ein Netzwerk von 47 Standorten in Tschechien, der Slowakei, Polen und Ungarn. Durchschnittlich werden pro Jahr 80.000 Autos vermarktet, der Umsatz wird mit 700 Millionen Euro und der Gewinn vor Steuern mit 44 Millionen Euro angegeben.
Nach dem Start in Deutschland mit zunächst rund 5.000 Fahrzeugen auf Lager will Aures das Driverama-Konzept zügig in weiteren Ländern einführen. Bis 2022 sollen insgesamt elf Märkte erschlossen werden, wie Aures-Chef Anthony Denny bereits im Frühjahr ankündigte. Dass der Gründer bei der Einführung der neuen Marke aufs Tempo drückt, dürfte auch an den aktuellen Erfolgsgeschichten der Konkurrenz liegen: Während die Berliner Auto1 Group mit ihrem Börsengang im Februar für Furore sorgte, sammelten die britischen Anbieter Cazoo und Cinch jüngst von Investoren Milliarden für ihre weitere Expansion ein (wir berichteten).