Die Probleme der Autoindustrie mit Handelsbarrieren und Umweltanforderungen bringen den Lampen-Zulieferer Osram in Turbulenzen. Schon zum zweiten Mal in diesem Jahr musste der Konzern seine Umsatz- und Gewinnprognose deutlich senken. Die Osram-Aktie stürzte am Donnerstag um fast 18 Prozent ab. In diesem Jahr hat sie damit bereits die Hälfte an Wert verloren. Die Hiobsbotschaft belastete die gesamte Branche: Im Dax verloren die Papiere von Infineon, Continental, Volkswagen, Thyssenkrupp und BMW zwischen 1,3 und 5 Prozent. Im MDax gaben Branchenwerte wie Hella, Leoni, Dürr und Schaeffler zwischen vier und sechs Prozent nach.
Osram macht die Hälfte seines Umsatzes und den Großteil seines Gewinns mit Lichttechnik und Sensoren für Autos. Der neue Abgastest-Standard WLTP bringt aber VW, Daimler und andere Hersteller in Bedrängnis, weil die behördlichen Zulassungen noch nicht für alle Automodelle vorliegen: VW lässt die Bänder im Stammwerk Wolfsburg deshalb nach den Werksferien bis Ende September wöchentlich ein bis zwei Tage stillstehen, Daimler hat eine Gewinnwarnung veröffentlicht.
Osram-Vorstandschef Olaf Berlien sagte am Donnerstag in München, die Probleme mit WLTP hätten in der gesamten Branche zu Unsicherheit geführt. Osram-Finanzchef Ingo Bank verwies auch auf mögliche Handelsbarrieren in den USA und China. Aufträge seien verschoben worden. Kündigungen habe es bisher aber nicht gegeben.
Ein statt drei Prozent Umsatzwachstum
Wegen der "Handels- und Vertriebsbeschränkungen sowie Planungsrisiken bei Automobilherstellern" erwartet Osram im laufenden Jahr jetzt nur noch mindestens ein Prozent statt mindestens drei Prozent Umsatzwachstum. Der Betriebsgewinn (Ebitda) könnte von 695 Millionen Euro im Vorjahr auf 570 bis 600 Millionen fallen. Der Gewinn werde wohl nur noch etwa halb so hoch ausfallen wie bisher gedacht.
Schon im April hatte Osram seine Jahresprognose nach unten korrigieren müssen, wegen "der allgemeinen Schwäche im Lichtmarkt", wie Bank sagte. Diese Schwäche dauere an. Dazugekommen seien jetzt auch noch Projektverschiebungen von Mobilfunkkunden.
Osram will jetzt seine Verwaltungskosten schneller senken, den "Umbau der Werkslandschaft" beschleunigen und Verhandlungen mit den Arbeitnehmern schon im Juli abschließen. Der Konzern beschäftigt in Deutschland 7.000 Mitarbeiter und plant, das Werk Regensburg auszubauen und die Produktion in Berlin und in Schwabmünchen bei Augsburg umzustellen. Statt traditioneller Produkte sollen dort künftig LED-Vorprodukte und Software erstellt werden. Das könnte aber Stellen kosten, hieß es.
Die Zahlen für sein drittes Geschäftsquartal will Osram am 1. August veröffentlichen. (dpa)