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VDA-Kongress: Autonomes Fahren und E-Mobilität

28.02.2018 15:06 Uhr
Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA)
© Foto: Alexander Junk

Neuer Rekord: Auf den 20. Technischen Kongress des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) kamen über 900 Teilnehmer - so viel wie nie zuvor. Im Mittelpunkt standen die Themen E-Mobilität und Digitalisierung.

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Von Alexander Junk, asp AUTO SERVICE PRAXIS

Der 20. Technische Kongress des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) fand dieses Jahr am 27. und 28. Februar im Berliner Maritim-Hotel statt. Über 900 Teilnehmer aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik nahmen an dem Expertentreffen der Automobilindustrie teil – so viel wie nie zuvor. Das 20-jährige Jubiläum der Veranstaltung startete genau an dem Tag, an dem das Bundesverwaltungsgericht Leipzig sein Dieselurteil fällte. Der scheidende VDA-Präsident Matthias Wissmann kannte das Urteil bereits zum Zeitpunkt seiner Eröffnungsrede, nahm es jedoch nicht vorweg, da es erst um zwölf Uhr Mittags offiziell verkündet wurde.

Der VDA-Präsident machte jedoch keinen Hehl daraus, dass er von Fahrverboten in Städten wenig hält. "Die ambitionierten Vorgaben zur Luftqualität in den deutschen Städten können auch ohne Fahrverbote erreicht werden. Die NO2-Jahresmittelwerte sind 2017 in vielen Städten deutlich gesunken. Insgesamt sind die Stickoxidemissionen des Straßenverkehrs heute um 70 Prozent geringer als im Jahr 1990", sagte Wissmann. Nach Ansicht des Verbandspräsidents werde die Luftqualitätsfrage mittelfristig durch die zunehmende Flottendurchdringung von Fahrzeugen mit neuen Abgasstandards gelöst. Kurzfristig würden die auf dem Diesel-Gipfel vereinbarten Software-Updates reichen, die NO2-Emissionen in Städten zu reduzieren. Hardware-Nachrüstungen seien nicht sinnvoll, da hierdurch ein höherer Verbrauch und mehr CO2-Austoß zu erwarten seien.

Fokus auf alternative Antriebe, E-Mobilität und autonomes Fahren

So stand auch nicht die Diesel-Problematik im Mittelpunkt des Kongresses, sondern Themen rund um die Mobilität der Zukunft, darunter Elektromobilität, alternative Antriebe, Car-Sharing und die Herausforderungen, die durch autonomes Fahren entstehen, beispielsweise die Fahrzeugsicherheit. Zusätzlich standen 33 Ausstellern im Foyer bereit, darunter die Zulieferer Schaeffler, Bosch oder auch der Prozessorhersteller Nvidia, der die leistungsfähige IT-Infrastruktur für autonom fahrende Autos bereitstellt.

Über 50 hochrangige Vertreter der Automobilindustrie referieren auf dem Kongress, darunter Professor Peter Gutzmer, Stellvertretender Vorsitzender des Vorstands und Vorstand Technologie der Schaeffler AG, Dr. Ulrich Eichhorn, Leiter Konzernbereich Forschung und Entwicklung des Volkswagen Konzerns, Dr. Markus Heyn, Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH, und Gunnar Hermann, Vorsitzender des Vorstands der Ford Werke GmbH. Staatssekretär Rainer Bomba, Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, sprach ebenfalls ein Grußwort.

Künftig gibt es einen ausgeprägten Energiemix

Professor Peter Gutzmer, sagte in seiner Keynote: "Die Herausforderungen zur Mobilität für morgen erfordern ein Denken in Energieketten: die ganzheitliche Betrachtung von der Energieerzeugung über die Energiedistribution bis hin zur Energienutzung. Aktuelle Studien zeigen, dass es künftig einen ausgeprägten Energiemix geben wird, wobei der Anteil an erneuerbaren Energien rasant zunimmt. Die Bedeutung fossiler Kraftstoffe bleibt zunächst hoch." Systemisches Denken und Ambidextrie, also die Fähigkeit von Organisationen und Unternehmen, gleichzeitig effizient und flexibel zu sein, werden laut Gutzmer entscheidende Erfolgsfaktoren sein. Wer sich rechtzeitig öffne und wandele, wird erfolgreich sein.

Dr. Ulrich Eichhorn, Leiter Konzernbereich Forschung und Entwicklung des Volkswagen Konzerns, betonte: "Die Elektromobilität wird entweder die oder eine Antriebstechnologie der Zukunft sein. Bereits heute existieren verschiedene, häufig auf segmentspezifischen Anforderungen basierende Technologien für den Serieneinsatz." Bei der Implementierung von E-Fahrzeugen spielen laut Eichhorn Kosten, Reichweite und Ladeinfrastruktur sowie global unterschiedliche Gesetzesanforderungen eine zentrale Rolle.

Dr.-Ing. Markus Heyn, Geschäftsführer der Robert Bosch GmbH, unterstrich in seinem Vortrag: "Vernetzung verändert grundlegend, wie wir uns in Zukunft fortbewegen und Verkehrsmittel nutzen. Sie ist der Schlüssel für neue digitale Mobilitätsdienstleistungen, die etwa vor Falschfahrern warnen, das Smartphone zum Autoschlüssel machen oder via App Menschen zusammenbringen, die den Weg zum gleichen Arbeits- oder Studienort gemeinsam zurücklegen wollen. Damit wird Mobilität stressfreier, emissionsfreier und unfallfreier."


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Neue Sicherheitskultur notwendig

Wie lässt sich die Sicherheit der Passagiere garantieren, wenn Autos in Zukunft autonom fahren? Das war eine der Fragen, die Lee Bauer, Vice President Vehicle Architecture vom amerikanischen Zulieferer Aptiv, beantwortete. Laut Bauer brauchen Autos in Zukunft redundante Systeme bis hin zur Stromversorgung. Darüber hinaus müsse die Datenübertragung in den Fahrzeugen verbessert werden – ähnlich einem neuronalen Netzwerk – um die riesige Datenmenge, die über das Zusammenspiel der Sensoren entstünden, verarbeiten zu können.

Faye Francis, Executive Director Auto-ISAC, richtete einen Appell an die Autohersteller: Um zu verhindern, dass Hacker Zugriff auf das Auto bekommen, müssten die Hersteller künftig zusammenarbeiten und Informationen untereinander austauschen, um Gefahren schneller erkennen zu können. In den USA sind im ISAC (Automotive Information Sharing and Analysis Center) bereits mehrere Hersteller organisiert, darunter auch BMW. Ziel sei es auch, weltweit einheitliche Sicherheitsstandards zu etablieren.

Messungenauigkeiten bei Abgasen

Im Bereich der Abgasmessung von Dieselmotoren erklärte Professor Stefan Hausberger von der TU Graz, dass in den PEMS-Messungen von neuen Euro-6-Dieselfahrzeugen im Straßenverkehr ein eklatanter Rückgang von NOx-Emissionen zu verzeichnen sei. Viele deutschen Hersteller seien auf einem "guten Weg" und viele Fahrzeuge liegen im Realbetrieb deutlich unter dem Durchschnitt der Euro-5-Diesel. "Dieselfahrzeuge kann man jetzt tatsächlich als sauber bezeichnen", war das Fazit des Professors, was angesichts der derzeitigen Diskussion um Fahrverbote untergehen würde.

Ähnlich äußerte sich Professor Thomas Koch vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT), der über Schwierigkeiten der PEMS-Messungen und Messabweichungen bei Dieselfahrzeugen referierte. Messungenauigkeiten von über 30 Milligramm NOx pro Kilometer seien bei der Verwendung unterschiedlicher PEMS-Messgeräte die Regel. Dies sei bei der Festlegung der Abgasgrenzwerte zu berücksichtigen.

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