Das Pkw-Durchschnittsalter in Deutschland erreicht einen neuen Höchststand und lag Anfang 2016 bei 9,2 Jahren. Die Gründe dafür sind vielfältig, der Kostenfaktor spielt sicherlich eine Hauptrolle. Doch auch wenn das Schätzchen äußerlich noch gut dasteht, kann unterm Blech der Gammel schon längst eingezogen sein. Gerade bei älteren Fahrzeugen sind die Bremsen bei der Hauptuntersuchung ein häufiger Mangel.
Im hohen Alter sind dann günstige Reparaturalternativen gefragt. No-name-Teile aus dem Internet, billig, aber mit unsicherer Herkunft und zweifelhafter Qualität, sind gerade bei sicherheitsrelevanten Teilen keine Alternative und sollten von Werkstätten weder verkauft noch eingebaut werden. Stattdessen können die Betriebe auf eine günstige, sichere, qualitativ hochwertige und sogar mit Garantie versehene Alternative hinweisen: Wiederaufbereitete Bremssättel haben - neben vielen anderen Teilen - ihren Weg in die Teilekataloge namhafter Hersteller gefunden, die den Nutzen für Autofahrer, Werkstätten und die Umwelt erkannt haben.
Vielfältige Alternative
Neben der Möglichkeit zur zeitwertgerechten Reparatur können sogenannte Reman-Teile (reman von remanufactured = wiederaufbereitet) zudem eine Alternative für nicht mehr in Serie produzierte Fahrzeuge oder für als Neuteil nicht mehr erhältliche Bremssättel sein. So können auch seltene Fahrzeuge wie die beliebten Youngtimer in den meisten Fällen schnell, sicher und günstig repariert werden.
Die Teilehersteller reagieren auf die steigende Nachfrage mit einem Ausbau ihres Reman-Angebotes. So hat Hella Pagid Brake Systems aktuell das Angebot in ihrem Teilekatalog allein bei den wiederaufbereiteten Bremssätteln von 1.383 auf 1.665 Artikelnummern ausgebaut und bietet diese weltweit über den Großhandel oder den Online-Teilekatalog "Brake-Guide" an. Auch andere Hersteller, wie Federal Mogul mit den Marken Ferodo und Jurid, die ZF-Tochter TRW, die Continental-Marke Ate oder Bosch, haben ihre Reman-Teile in den eigenen Teilekatalogen oder auch bei TecDoc gelistet. Dort sind die aufbereiteten Teile in der Regel gekennzeichnet, TRW stellt den entsprechenden Teilenummern zum Beispiel ein "E" voran, so dass sie eindeutig als Reman-Teil identifizierbar sind.
Nachhaltig
Nicht nur der Endverbraucher und die Werkstatt profitieren von der Runderneuerung der Teile. Die Hersteller leisten mit der Nutzung der wertvollen Altteilebasis einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz, wo das Thema Nachhaltigkeit immer wichtiger wird. Da vor allem die Guss- oder Alugehäuse der Bremssättel aufbereitet und nur sicherheitsrelevante oder Verschleißteile wie Gummiteile oder Federn ersetzt werden, reduziert sich vor allem der Energie- und Materialverbrauch. Dies schlägt sich nicht nur in der Umwelt-, sondern auch in der Kostenbilanz nieder. Die Hersteller sprechen von Preisunterschieden zum Neuteil um die 30 Prozent.
Allerdings gibt es für aufbereitete Teile ein Pfandsystem der Hersteller. Die Werkstatt muss zunächst bei der Bestellung einen Pfandwert entrichten, der mit der Rücksendung des Altteiles, auch Core-Teil genannt, erstattet wird. Dadurch stellt der Hersteller die Versorgung mit aufbereitungsfähigen Altteilen sicher, die für ein aktuelles und umfangreiches Lieferprogramm notwendig sind.
Gut erhaltene Substanz
Wichtig: Nicht jedes Altteil ist zur Aufbereitung geeignet. Voraussetzung für eine erfolgreiche Wiederaufarbeitung von gebrauchten Bremssätteln ist eine gut erhaltene Substanz des Werkstücks. Diese Bedingung ist etwa bei beschädigten oder unvollständigen Bremssätteln nicht gegeben. Hersteller wie Hella Pagid machen hier genaue Vorgaben für die Werkstatt. So muss das Altteil dem erworbenen Produkt entsprechen und vollständig sein. Alle Sattelführungen, Anschluss- und Entlüftungsgewinde sowie Befestigungen müssen vorhanden sein. Außerdem darf das Altteil keine übermäßigen Korrosionsschäden oder Risse aufweisen und darf nicht mechanisch bearbeitet sein.
Auch für die Rücksendung gibt es Vorgaben, um die Pfandgutschrift zu erhalten. So muss man das Altteil in der Originalverpackung des gelieferten Teils zurücksenden, zudem darf das Verpackungslabel nicht entfernt, beschädigt oder beschriftet werden. Nur wenn die material- und versandtechnischen Vorgaben tatsächlich auch erfüllt sind, erfolgt die Pfandgutschrift.
Das Thema "Bremsen" ist untrennbar mit Sicherheit verknüpft. Doch Werkstätten können ihre Kunden beruhigen: Solange es sich um Reman-Teile des Original-Herstellers handelt, gibt es keinen Grund zur Sorge. Die Aufbereitung der Bremssättel erfolgt nach exakten Vorgaben, es gelten die strengen Maßstäbe wie für Neuteile. So werden von den Herstellern nur OE-Bremssättel der Aufarbeitung unterzogen, auch Materialien und Prozesse entsprechen den OE-Spezifikationen. Nach der Zerlegung werden alle Verschleißteile durch OE-Produkte ausgetauscht, alle für die Aufbereitung geeigneten Guss- und Alugehäuse werden entrostet und gereinigt.
TRW testet alle Aluminiumgehäuse gesondert auf die Aufbereitungsfähigkeit. Federal Mogul unterzieht die Gehäuse einer galvanischen Behandlung zur Rostvorsorge. Nach der Montage erfolgt eine hundertprozentige Qualitäts- und Funktionskontrolle. Federal Mogul testet beispielsweise stichprobenartig nach OE-Standards mit 300.000 Bremsvorgängen.
Die hohe Qualität der Reman-Teile schlägt sich in entsprechenden Garantien nieder. So gibt beispielsweise Conti/Ate eine Garantie für 100.000 gefahrene Kilometer, bei TRW sind es drei Jahre oder 100.000 Kilometer, Bosch bietet eine zweijährige Gewährleistung. Der Einbau der Teile unterscheidet sich ebenfalls nicht vom Neuteil.
Genau hinsehen
Qualitativ befindet man sich mit aufbereiteten OE-Teilen also auf der sicheren Seite. Doch auch wenn Produktpiraterie nach Aussagen der Hersteller nicht mehr oder weniger vorkommt als bei neuen Originalteilen, lohnt es sich, genau hinzuschauen. Angebliche Markenteile zu einem Bruchteil des Listenpreises, wie man sie im Internet findet, sollten prinzipiell skeptisch machen. Und auch wenn alle Hersteller betonen, dass ihnen bislang kein Fall von Produktpiraterie bei aufbereiteten Bremssätteln bekannt ist, haben sie doch Sicherheitsmaßnahmen ergriffen. Continental versieht die Verpackung mit einem zweistufigen Sicherheitsetikett samt DataMatrix-Code, mit dem man das Teil auf der Ate-Webseite nachverfolgen kann. Hella Pagid setzt ebenfalls auf ein holografisches Sicherheitssiegel. Federal Mogul versieht die Jurid- oder Ferodo-Bremssättel mit einer Identifikationsnummer, die eine Nachverfolgung der Teile ermöglicht. Mit aufbereiteten Bremssätteln der OE-Hersteller kann die Werkstatt preissensiblen Kunden eine günstige Alternative für die zeitwertgerechte Reparatur bieten.
Kurzfassung
Wiederaufbereitete Bremssättel haben - neben vielen anderen Teilen - ihren Weg in die Teilekataloge namhafter Hersteller gefunden, die den Nutzen für Autofahrer, Werkstätten und die Umwelt erkannt haben.
- Ausgabe 12/2016 Seite 22 (189.0 KB, PDF)