Kurzfassung
Die Gewichte der E-Autos nehmen stetig zu. Das müssen auch die Fahrwerke abkönnen. Wir haben mit unterschiedlichen Herstellern gesprochen, welche Maßnahmen für einen reibungslosen Betrieb umgesetzt werden müssen.
Schwer, schwerer, am schwersten - so könnte man die momentane Entwicklung bei E-Autos, aber auch bei vielen neuen Verbrenner-Fahrzeugen beschreiben. Viele neue SUV erreichen schon ohne Beladung bis zu drei Tonnen und reizen die erlaubten Grenzen maximal aus. Zusätzlich sind gerade die Stromer dank starker E-Motoren besonders sportlich unterwegs, was dem Fahrwerk einiges bei entsprechender Fahrweise abverlangt. Wir wollten von den Fahrwerk-Herstellern wissen, ob und wie sich das Mehrgewicht bemerkbar macht und ob sich dadurch Reparaturen und Verschleißerscheinungen häufen. Die beruhigende Antwort vorweg: Durch die Gewichtszunahme ist aufgrund neuer Auslegungen nicht mit mehr Verschleiß zu rechnen, jedoch müssen Dämpfer und Federn mit den Massen umgehen können und stabiler ausgelegt sein.
Anpassung notwendig
So berichtet uns der Federungs-Spezialist Eibach, dass die höheren Gewichte bei Hybrid- oder Elektroautos das Unternehmen vor eine entwicklungstechnische Aufgabe stellen, da nicht die gleichen Feder- und Fahrwerkskomponenten wie im Verbrenner verbaut werden können. Die Produkte müssten an die spezifischen Gewichtsverhältnisse des jeweiligen Fahrzeugs angepasst werden, was vor allem die Artikelauswahl pro Fahrzeugmodell erhöhe. In den letzten Jahren habe sich außerdem gezeigt, dass gerade Tieferlegungsfedern auch einen positiven Effekt auf die Reichweite des E-Autos haben - wie es beispielsweise beim Pro-Kit für das Tesla Model 3 der Fall ist.
Auch Fahrwerkspezialist KW Automotive gibt Entwarnung: "Bei vielen Elektroautos von Premium-Automobilherstellern sind die Serienkomponenten auf das höhere Fahrzeuggewicht ausgelegt. Schließlich ist ein Fahrwerk ein sehr wichtiger Sicherheitsbestandteil und umfasst alle Komponenten, die das Fahrzeug mit der Straße verbinden", sagt Michael Rohn, Fachbereichsleiter Systementwicklung bei KW Automotive. Bei der Dämpfung der Schwingungen arbeite man bei E-Fahrzeugen selbstverständlich mit höheren Federraten, um das schwerere Fahrzeuggewicht zu tragen. Rohn räumt jedoch ein, dass eine höhere Federkonstante oftmals auf Kosten des Abroll- und Fahrkomforts gehen kann. KW Automotive begegne dieser Problematik mit eigenen Aftermarket-Fahrwerken beziehungsweise Gewindefahrwerken, die schon für zahlreiche Stromer zur Verfügung stehen, darunter auch für viele neue Modelle wie den BMW i4 oder Tesla Model Y.
- Ausgabe 7-8/2023 Seite 032 (458.2 KB, PDF)