Vorbei sind die Zeiten, in denen Autos sprichwörtlich verrosteten: Dank moderner Korrosionsschutz-Maßnahmen wie verzinkten Stahlblechen ist die braune Gefahr stark in den Hintergrund gerückt. Zink als Beschichtung ist dabei das "unedlere" Metall, das sich opfert und zuerst rostet, bevor das Blech angegriffen wird. Eine Verzinkung alleine ist jedoch keine hundertprozentige Garantie gegen Rost, denn gerade an den Schnittkanten sind die Bleche nicht verzinkt und müssen durch weitere Maßnahmen wie Wachs vor Korrrosion geschützt werden. "Wir haben das heute im Griff", ist sich Johannes Neft, leitender Karosserieentwickler bei Volkswagen, sicher. Konstruktiv lässt sich hier eine Menge tun, denn Rost bedeutet immer, dass Wasser und Sauerstoff reagieren können. So versucht man schon während der Konstruktion des Autos zu verhindern, dass Feuchtigkeit sich an der Karosserie festsetzen kann. Bei Volkswagen erreicht man das zusätzlich im Unterbodenbereich durch ein Wachs-Tauchbad, bei dem rund 1,5 Kilogramm Wachs die Hohlräume der Karosserie schützen. Der Unterboden ist darüber hinaus noch mit einer Beschichtung aus flüssigem PVC versehen, um Steinschlagschäden zu minimieren. Denn nicht immer sind Autos auf so ebenen Asphaltstraßen wie in Deutschland, sondern oft auf Schotterpisten unterwegs.
Schichten im Mikrometer-Bereich
Bei den Autoblechen setzt man neben der Verzinkung auf mehrere Schichten, um dem Rost den Garaus zu machen. So werden die Karosserien bei Volkswagen zunächst einer kathodischen Tauchlackierung (KTL) unterzogen, bevor schließlich ein Füller, der Basislack und dann der Klarlack aufgetragen werden. Jede Schicht ist dabei nur wenige Mikrometer dick und dabei nur unwesentlich dicker als ein menschliches Haar.
Im Schadensfall ist es wichtig, dass Werkstätten sich genau an die Reparaturanweisung des Herstellers richten, um den Korrosionsschutz nicht zu gefährden. So lassen sich ausgetauschte Blechteile beispielsweise nachträglich mit elektrolytischen Verzinkungsverfahren behandeln. Dabei wird ein saugfähiges Textil (Anode) in einen Elektrolyten getaucht und die blanke Blechoberfläche des Fahrzeugs (Kathode) damit bestrichen. Durch die angelegte Gleichspannung lösen sich die Zinkionen aus der Anode und lagern sich an der Kathode an. Auch Wachs oder PVC lassen sich nachträglich an den benötigten Stellen auftragen.
Kurzfassung
Um einen Garantie von zwölf Jahren gegen Durchrostung geben zu können, setzen die Autohersteller auf einen Mix aus unterschiedlichen Korrosionsschutz-Maßnahmen, die Werkstätten im Reparaturfall erhalten sollten.
Darum rosten Autos
- Verzinkung: Eine Verzinkung der Karosserie-Stahlbleche allein hilft nicht zu 100 Prozent, denn an den Schnittkanten kann Rost entstehen. Es sind ergänzende Methoden wie die Wachskonservierung notwendig.
- Steinschläge: Beschädigungen wie Kratzer und Steinschläge im Lack sind die ersten Jahre meistens recht unauffällig, können sich über die Jahre aber zu einem Rostproblem entwickeln - je nachdem, wie viele Lackschichten beschädigt wurden.
- Klimatische Bedingungen: In trockenen, warmen Regionen sind Autos weniger rostanfällig als in kalten Regionen mit viel Feuchtigkeit (beispielsweise Skandinavien) oder in Küstennähe. Auch die Qualität der Straßen hat einen Einfluss, wenn beispielsweise Steine die Karosserie schädigen.
- Salz im Winter: Durch den Einsatz neuer, flüssiger Taumittel mit Haftverbesserungs-Maßnahmen wird Korrosion begünstigt.
- Ausgabe 02/2020 S.26 (421.7 KB, PDF)