So manche kleine Delle oder Beule ziert im Laufe eines Autolebens das Fahrzeug. Die Ursachen sind bei Dellen oft Hagel im Frühjahr und Sommer und herunterfallende Kastanien oder Obst im Herbst. Auch Parkrempler oder Unachtsamkeit beim Öffnen von Türen verursachen so manche unerwünschte Delle. "Meist sind die Schäden nicht sehr großflächig und haben auch keinen Einfluss auf die Sicherheit oder Funktionalität des Fahrzeugs", sagt Robert Pollner, Mitgeschäftsführer der Firma R&R Kraftfahrzeug-Reparatur in Maisach westlich von München. "Der Autobesitzer ärgert sich dennoch ungemein darüber, da er den Schaden täglich sieht." Trotzdem haben in der Vergangenheit nur wenige Autobesitzer ihr Fahrzeug zur Dellen- oder Beulen-Reparatur in die Werkstatt gegeben, da vielen die Kosten hierfür schlicht zu hoch waren. "Für eine konventionelle Reparatur muss zunächst das betreffende Karosserieteil abgarniert werden", erklärt Robert Pollner. Zierleisten und/oder Embleme werden entfernt oder es wird gleich das gesamte Bauteil vom Fahrzeug abgebaut. "Danach folgt Schleifen und Spachteln und schließlich die Neulackierung. Da können schnell vierstellige Summen zusammenkommen", rechnet Pollner vor. Hinzu kommt, dass gerade bei älteren Fahrzeugen eine noch so gutgemachte Teillackierunwg immer auffallen wird.
Teillackierung fällt immer auf
Genau dieses Problem hatte auch ein Besitzer eines alten englischen MG F Sportwagens aus der Mitte der Neunziger Jahre. Der englische Roadster befindet sich in einem absolut rostfreien und hervorragenden Lackzustand. Jedoch hat der Besitzer aus Unachtsamkeit seinen Wagen über Nacht unter einer Kastanie geparkt. Am nächsten Morgen hatten der vordere Kofferraumdeckel und auch die beiden Kotflügel dutzende Dellen, verursacht durch herunterfallende Kastanien. "Eine konventionelle Reparatur wäre hier sehr teuer gekommen, so dass es günstiger gewesen wäre, die alten Blechteile durch neue zu ersetzen", erzählt Robert Pollner. "Aus Originalitätsgründen wollte dies jedoch der Besitzer nicht und entschied sich auf unser Anraten schließlich für eine Smart-Repair-Lösung." Speziell für solche und ähnliche Fälle, aber auch für Leasing-Fahrzeuge, die für die Rückgabe vorbereit werden müssen, arbeitet die Firma R&R mit der Firma Dellen Reparaturservice Herrmann (DRS) aus Emmering bei Fürstenfeldbruck seit Jahren zusammen. Sven Herrmann, Geschäftsführer und Inhaber vom DRS, hat sein Unternehmen im Juli 2006 gegründet und konnte sich dank seiner Kompetenz und qualifiziertem Fachpersonal innerhalb kürzester Zeit als führender Fachbetrieb im Raum München und in der weiteren Umgebung etablieren. "Neben einem qualitativ hochwertigen Arbeitsergebnis ist Service ein wichtiger Garant für unseren Geschäftserfolg", erklärt Sven Herrmann. "Dazu gehört es vor allem auch, dass nicht der Kunde zu uns, sondern wir zu ihm oder in seine Werkstatt kommen, denn Dellenschäden werden oft im Zuge anderer Reparaturen oder Servicearbeiten am Fahrzeug gleich mitbeseitigt." Auch die Firma R&R gehört zu seinen Partner-Stationen. Bevor jedoch die erste Beule oder Delle aus dem Fahrzeug herausgedrückt oder besser gesagt "herausmassiert" wird, bekommt der Kunde zuerst einen detaillierten unverbindlichen Kostenvoranschlag. "Wir besichtigen das Fahrzeug sehr genau", sagt Sven Herrmann, "denn bei den Arbeitskosten kommt es weniger auf die Anzahl der Beulen oder Dellen an, als vielmehr, wie zugänglich diese von der Rückseite sind, wie stark das Blech ist und welche Methoden wir zum Einsatz bringen müssen."
Eine Frage der Zugänglichkeit
So auch im Fall des eingangs erwähnten MG F, dessen Dellen von Steve Baumgarten und seinem Kollegen Sebastian Nagel, beide Mitarbeiter von Sven Herrmann, in der Werkstatt von R&R entfernt werden sollen. Die Zugänglichkeit der Dellen von der Rückseite im vorderen Kofferraumdeckel ist sehr gut gegeben", sagt Steve Baumgarten, der gelernter Fahrzeuglackierer ist und seit mehr als fünf Jahren für den DRS arbeitet. "Das Entfernen der rund 60 Dellen wird rund zwei Stunden in Anspruch nehmen." Schwieriger zugänglich sind jedoch die im Kotflügel, zumal noch ein alter Parkrempler im rechten vorderen Kotflügel gleich mit beseitigt werden soll.
Lackschondende Arbeitsweise
Diese Aufgabe übernimmt Sebastian Nagel, der als gelernter Karosseriebauer-Geselle bereits seit vier Jahren für den DRS arbeitet. "Für die drei Dellen und den Parkrempler sind sicherlich gut eineinhalb Stunden nötig", kalkuliert Sebastian Nagel den Arbeitsaufwand, da er einige Verkleidungsteile innerhalb der Kotflügel ausbauen muss. Damit die beiden Spezialisten sehen, wie sie vorgehen müssen, installieren sie mittels Saugnapf zuerst jeweils eine Speziallampe auf der Karosserie, die kontrollierte Lichtreflexionen erzeugt. "Auf diese Weise ermitteln wir den optimalen Punkt, um mit vorher nach Länge und Hakenwinkel ausgewählten Druck-Haken exakt unter der Delle ansetzen zu können, um sie möglichst lackschonend zu bearbeiten", sagt Sebastian Nagel. "Die Kunst besteht darin, eine Delle sanft von innen herauszumassieren. Dabei achten wir penibel auf materialschonendes Drücken, um ein tadelloses Endergebnis zu garantieren."
Ist die Delle herausgearbeitet, bildet sie meist eine kleine Beule an der Außenseite der Karosserie. "Im zweiten Schritt muss deshalb mittels Teflon-Schlagdorn und sanften Hammerschlägen um die Beule herum die Spannung aus dem Blech genommen werden", erklärt Steve Baumgarten." Dieser Arbeitsschritt setzt sehr viel Erfahrung voraus, denn einmal zu fest geschlagen, kann der Lack beschädigt werden oder es bilden sich kleine Mikrodellen um die ehemalige Delle herum. Die Delle ist schließlich entfernt, wenn sich im Lichtschein der Speziallampe keine Verzerrung im Lichtreflex mehr zeigt.
Ist eine Delle nicht von der Innenseite erreichbar, lässt sich diese durch Ziehen herausarbeiten. "Dazu kleben wir mit Heißkleber einen speziellen Haken auf die Delle und ziehen diese dann mit einem Zughammer aus der Karosserie", erklärt Sebastian Nagel. "Nach dem Herausziehen kann der Haken leicht von der Karosserie seitlich abgezogen werden, ohne den Lack zu beschädigen." Auch hier muss mit dem Teflon-Schlagdorn die so entstandene leichte Beule sanft kreisförmig am Rand bearbeitet werden, damit sich das Metall entspannt und glattzieht.
Beide Methoden kommen, je nach Zugänglichkeit, auch an Türblechen zum Einsatz. Hier müssen die beiden Dellen-Profis jedoch auf die Scheibe achten, damit sie nicht beschädigt wird. "In einigen Fällen kann die Scheibe sogar geschlossen bleiben", so Steve Baumgarten. "Muss sie geöffnet werden, besteht jedoch durch die Auswahl flacher Haken kein Risiko, dass die Scheibe beschädigt wird." Grenzen für das Dellenentfernen bestehen allerdings, wenn das Blech stark geknickt und/oder der Lack bereits gesprungen ist. "Bei gesprungenem Lack besteht jedoch die Möglichkeit mittels Spot-Repair den beschädigten Lack kleinflächig beizulackieren, nachdem die Delle entfernt wurde." Auch bei bereits sehr alten und damit spröden Lacken sind dem beschädigungsfreien Dellen-Entfernen mit Smart-Repair Grenzen gesetzt. "Dann ist die Gefahr zu groß, dass der Lack beim Herausdrücken der Delle oder beim Bearbeiten der Beule mit dem Teflon-Schlagdorn bricht.
Vier Stunden Arbeitszeit
Nachdem das Blech des MG F wieder in Form gebracht wurde, prüfen beide Dellen-Profis noch einmal mit der Speziallampe, ob das Blech absolut glatt ist. Da sie keine weiteren Dellen finden, können sie nach gut zwei Stunden ihre Arbeit beenden. Insgesamt stehen damit vier Stunden Arbeit auf der Rechnung. Der Besitzer des MG F kann sehr zufrieden sein, denn das Blechkleid des MG F präsentiert sich wieder im Bestzustand, und das für einen Bruchteil des Geldes, was eine herkömmliche Reparatur oder der Austausch der Teile gekostet hätte.
Kurzfassung
Dellen und Beulen sind ein großes Ärgernis für den Fahrzeugbesitzer. Ihre Beseitigung mit konventionellen Arbeitsmethoden kann richtig ins Geld gehen. Wer sich für eine Smart-Repair-Lösung entscheidet, zahlt nur einen Bruchteil der Kosten. Für eine freie Kfz-Werkstatt lohnt sich deshalb die Zusammenarbeit mit einem professionellen Dellen-Reparaturservice. Marcel Schoch
- Ausgabe 12/2016 Seite 30 (323.9 KB, PDF)