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Fahrbericht Ford Puma ST: Starke Mieze

23.11.2020 09:00 Uhr | Lesezeit: 5 min
Im Vergleich zum normalen Puma kommt die ST-Variante auffallend bullig daher.
© Foto: Ford

Drei Zylinder reichen dem neuen Puma ST, um stolze 200 PS in den Vortrieb zu stecken. Eindrucksvoller ist jedoch, wie das Mini-SUV diese Power in Fahrspaß umsetzt.

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Von Mario Hommen/SP-X

In der Zoologie gilt der Puma als sehr beweglich, schnell und kräftig. Insofern kann das gleichnamige Modell von Ford seinem biologischen Namensgeber erst jetzt mit der frisch aufgelegten ST-Version auch wirklich gerecht werden. Dafür ist nicht allein das üppige Leistungspotenzial, sondern außerdem eine sehr vergnügliche Gesamtabstimmung verantwortlich. Trotz viel Fahrspaßpotenzial bleibt der Puma auch als ST ein zugleich gutes Alltagsauto.

Im Vergleich zum normalen Puma kommt die ST-Variante auffallend bullig daher. Für diesen Eindruck sorgen unter anderem mehr Schwarzanteile, ein spezielles Spoilerwerk und mächtige 19-Zoll-Räder mit 225er-Reifen. Innen vermitteln weiße Ziernähte, Applikationen in Carbonoptik, das Sportlenkrad und vor allem die stark konturierten Sitze echtes Sportwagen-Feeling. Das fest umklammernde Gestühl von Recaro stimmt dann auch auf eine gewisse Härte ein, doch allzu große Komforteinbußen muss man ansonsten nicht hinnehmen.

Randvoll mit Nettigkeiten

Ob noch Kleinwagen oder schon Kompakter lässt sich nicht eindeutig festlegen. Der Puma ist immerhin 4,23 Meter lang und im Fall der von uns getesteten Topversion ST X auch randvoll mit Nettigkeiten, die im Kleinwagensegment noch keineswegs überall üblich sind. Mit digitalem Kombiinstrument, Infotainmentsystem mit 8-Zoll-Touchscreen und Echtzeit-Navigation, B&O-Premiumsound, LED-Scheinwerfern mit Fernlichtautomatik, elektrischer Heckklappe, induktiver Ladeschale oder WLAN-Hotspot ist der Kölner jedenfalls niveauvoll eingerichtet und aufgestellt. Lediglich die Softtouch-Oberflächen im Armaturenbrett oder das in den unteren Innenraumregionen dominierende Hartplastik wollen optisch und haptisch nicht ganz mit der noblen Ausstattung harmonieren.

Vorne geht es geräumig zu, sogar vorbildlich ist das Platzangebot im Fond, denn selbst größere Erwachsene finden ausreichend Raum und vor allem viel Kniefreiheit. Mit einem Kofferraumvolumen von 456 – 1.216 Liter ist der potente Puma zudem alltags- und familientauglich.  

Puma setzt gierig jeden Gasbefehl um

Doch jeglicher Familiensinn kommt dem Fahrer abhanden, sobald er per Knopfdruck den 1,5-Liter-Dreizylinder zum Leben erweckt. Der klingt bereits im Stand kernig und so gar nicht nach Vernunft oder Verzicht, wie man angesichts der drei Töpfe vielleicht erwarten würde. Mit dem per Tastendruck aktivierbaren Sportmodus kommt eine sogar echte Sportwagen-Note hinzu, denn dann sprotzelt und knallt der Puma beim Gaslupfen wie ein rassiger Renner. Das ist keineswegs viel Lärm um nichts, denn die im Datenblatt versprochenen 147 kW / 200 PS und 290 Newtonmeter scheinen auch wirklich in eigentlich jeder Fahrsituation abrufbar zu sein. Der Puma setzt gierig jeden Gasbefehl um, was angesichts der allgegenwärtigen Tempolimits dann auch nach viel Disziplin verlangt. Wenn es sein muss, fällt die 100er-Marke nach 6,7 Sekunden, maximal sind 220 km/h drin. Das ist schnell, doch hat der große Puma gegen den kleineren, leichteren und gleichstarken Technikbruder Fiesta ST (6,5 Sekunden / 232 km/h) das Nachsehen. Im Vergleich zu diesem wirkt der Puma ST dafür bei flotten Geradeauslauf weniger zappelig und liegt insgesamt etwas ruhiger auf der Straße.


Ford Puma ST (2021)

Ford Puma ST (2021) Bildergalerie

Ebenfalls stark ist der Top-Puma, wenn es flott durch Kurven gehen soll. Die Ideallinie lässt sich mit chirurgischer Präzision anpeilen. Beim Rausbeschleunigen hängt der Motor feinnervig am Gas, flotte Gangwechsel gehen gut von der Hand, während sich der Wagen ab dem Scheitelpunkt förmlich in die Kurven hineinkrallt. Geht es flink ums Eck, kann der ST zudem seinen Recaro-Trumpf ausspielen, denn vorne bleibt stets fest umklammert aufrecht sitzen. Eine solche Verbindlichkeit der Sitze fehlt übrigens den zivileren Varianten des Puma. Eine hervorragende Rückmeldung bietet zudem die Lenkung. Lediglich beim Beschleunigen spürt man hier immer wieder auch ein leicht kontrollierbares Zerren nach rechts und links. Das Fahrwerk ist straff, ohne jedoch bockhart zu sein. Die Bremsen sind fein dosierbar und packen auf Wunsch auch souverän zu. Diese Raubkatze verlangt nach einem wagenmutigen Tierbändiger.

Der Spaß hat allerdings seinen Preis. Nach der realitätsnahen WLTP-Messung soll der Puma ST sich eigentlich mit 6,8 Liter auf 100 Kilometer begnügen, doch wer den Antrieb fordert, wird - wie in unserem Fall - praktisch zwei Liter mehr verfeuern. Wer Wert auf Effizienz legt, findet im Puma-Portfolio jedenfalls bessere Alternativen. Beim ST darf man auch in Hinblick auf den Kaufpreis nicht kleinlich sein, denn im Vergleich zur knapp unter 20.000 Euro teuren Basisversion muss man für die extrascharfen Krallen des Puma über 10.000 Euro mehr hinblättern. Im Gegenzug gibt es eine zwar bereits umfangreiche Ausstattung, doch eigentlich sollte es die rund 32.000 Euro teure Version ST X sein. Kommen dann noch die auffällige Metallic-Lackierung Furios-Grün, das Performance-Paket mit Launch Control und mechanischem Sperrdifferenzial sowie eine elektrische Heckklappe und das Fahrerassistenz-Paket hinzu, wird die Sache erst so richtig rund und allerdings auch rund 35.600 Euro teuer. Mit der Performance des ST mutiert das Kätzchen zur erwachsenen Katze - auch beim Preis.

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