Mit dem Porsche 911 ist ganz eng die Geschichte der ausländischen Arbeitskräfte beim Sportwagenbauer verknüpft. "Mit seiner Einführung brauchten wir neues Persona"», erinnert sich Heinz Rabe, der damalige Personalchef für die gewerblichen Mitarbeiter, am Samstagabend in Stuttgart am Rande einer Festveranstaltung anlässlich des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens. Mit dem 911-er seien die Produktionszahlen rapide angestiegen. Im Jahr 1964 wurden die ersten Arbeitskräfte aus dem damaligen Jugoslawien, der Türkei und Griechenland angeworben, sagt der heute 80-jährige Rabe. Sie seien mit dem Zug nach Stuttgart gekommen in Gruppen von 30 bis 35 Personen. Rabe holte einige von ihnen mit einem Dolmetscher ab, wie er berichtet: "Aus Jugoslawien kamen vor allem Facharbeiter wie Schlosser und Mechaniker." Sie hätten im Motoren- oder Rohbau gearbeitet. Türken und Griechen waren zumeist ohne Facharbeiterausbildung. "Sie wurden angelernt und arbeiteten in der Fahrzeugmontage", sagt Rabe. Als er 1955 in das Unternehmen kommt, zählt es 618 Mitarbeiter und produziert 3.500 Sportwagen. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr sind bei Porsche über 118.000 Autos von den Bändern gerollt. Die ersten ausländischen Mitarbeiter der in Zuffenhausen ansässigen Sportwagenschmiede wohnten in einem extra gebauten Wohnheim. Dort gab es Platz für 450 Menschen. Täglich fuhren sie mit dem werkseigenen Bus nach Zuffenhausen. Migranten ins Management Heute sind bei dem Autobauer rund 10 000 Mitarbeiter aus 55 Nationen beschäftigt. Die Porsche AG habe rund 1.300 Beschäftigte, die eine ausländische Staatsbürgerschaft besitzen, sagt Vorstandschef Matthias Müller. Der Erfolg der Integration hänge ganz wesentlich davon ab, ob die aus dem Ausland zugewanderten Menschen in Deutschland einen festen Arbeitsplatz fänden, betont Müller. Er will bei Porsche mehr Menschen mit ausländischen Wurzeln im Management etablieren. "Da gibt es noch Nachholbedarf. Wir haben das erkannt und werden darauf unser Augenmerk richten." Der 56 Jahre alte Yasar Tosun arbeitet seit 14 Monaten bei dem Sportwagenbauer im Logistikbereich. Diskriminierung scheint es dort nicht zu geben. "Wir sind eine große Familie und schaffen alle zusammen", sagt er mit schwäbischem Akzent. Seine Tochter Emre pflichtet ihm bei. Sie habe bei Porsche im Jahr 2000 mit einer Ausbildung als Industriekauffrau angefangen. Süleyman Göksu, seit 34 Jahren im Schwabenland, sagt, dass er Diskriminierung nie gespürt habe. Betriebsratschef Uwe Hück betonte vor den 1.800 Gästen: "Die deutsche Wirtschaft ist auf die Unterstützung der ausländischen Arbeitskräfte angewiesen." Es sei wichtig, ihnen mit Respekt und Toleranz gegenüberzutreten. (Oliver Schmale, dpa)
Feierstunde: Zuwanderer sorgen für Porsche-Erfolg
Vor gut fünf Jahrzehnten schaute sich Porsche wie andere Unternehmen auch im Ausland nach Beschäftigten um. Anlass genug für einen Festakt.